Standort in Köln gehört zu umsatzstärksten FilialenKölner Kaufhof-Chef: „Galeria plant 3500 neue Mitarbeiter“

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Warenhaus von Galeria Karstadt Kaufhof in der Kölner Innenstadt. Kaufhof an der Schildergasse.

Warenhaus von Galeria Karstadt Kaufhof in der Kölner Innenstadt. Kaufhof an der Schildergasse.

Der Chef des Kölner Warenhauses Kaufhof über neue Jobs, das Weihnachtsgeschäft und die Lehren aus mehreren Insolvenzen.

Herr Benzrath, Ihr Warenhaus ist zum wiederholten Mal aus der Insolvenz neu gestartet. Was ist das ein Gefühl für Sie?

Benzrath: Ich bin seit 25 Jahren bei dem Unternehmen und 42 Jahre beruflich im Einzelhandel. Die Situation im vorigen Jahr war sicherlich einschneidend für uns alle. Danach war sicher der Moment, erstmal Luft zu holen. Jetzt sehen wir aber nach vorne und es ist die Zeit, zum Beispiel wieder Kontakt zu unseren Kölner Freunden aufzunehmen, etwa zum Festkomitee des Kölner Karnevals.

Wie viele Mitarbeiter gibt es nun weniger am traditionsreichen Kaufhof an der Hohe Straße/ Schildergasse?

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Wir haben nun etwa zehn Prozent weniger Mitarbeiter hier im Haus, aber wir beschäftigen nach wie vor rund 300 Menschen. Damit sind wir sozusagen ein Kölner Mittelständler. Hinzu kommen circa 100 Mitarbeiter von Marken wie Chanel, Dior oder WMF und die Beschäftigten unserer zahlreichen Mieter, wie zum Beispiel Lebensmittel, Restaurant oder Frisör.

Harry Benzrath, Geschäftsführer Galeria Karstadt Kaufhof

Harry Benzrath, Geschäftsführer Galeria Karstadt Kaufhof

Welche Rolle hat der Standort Köln in der heutigen Welt von Galeria Karstadt Kaufhof?

Unsere Filiale Hohe Straße ist eine der größten und umsatzstärksten Filialen in unserem Unternehmen. Köln ist eine Metropole, das Haus Schildergasse/Hohe Straße ist ein Flagshipstore, so nennen wir das. Zu uns kommen internationale Gäste und viele Menschen aus dem Umland. Weil wir uns bei Galeria sehr viel stärker lokal ausrichten, haben wir auch ein anderes Sortiment als kleine Filialen. Wir sind das größte Warenhaus Kölns, am besten Platz, mit langer Tradition als früheres Stammhaus.

Apropos Fachberatung, auf dem Weg in Ihr Büro (Donnerstagmorgen, 11 Uhr) habe ich 20 Minuten lang keinen Verkäufer oder Berater gefunden, der mir hätte sagen können, wie ich den Weg in Ihr Büro finde…

Morgens an einem Wochentag haben Sie aber auch nicht viele Kunden angetroffen. Heute Nachmittag hingegen ist das Haus voll. Wir wollen wirtschaftlich arbeiten und setzen deshalb unsere Kollegen dann stark ein, wenn auch die Besucherzahlen stark sind.

Ist das Modell des Warenhauses noch zeitgemäß?

In allen europäischen Ländern sind Warenhäuser erfolgreich. Ein Warenhaus lädt ein zum Flanieren, zum Anschauen, Anfassen und Anprobierten der Ware. Und diese Bandbreite an Inspiration finden Sie nirgends. Wir haben 1200 trockene Parkplätze, ein Pfund für Menschen, die darauf angewiesen. sind.

Viele Kölner haben aber gar kein Auto…

Da genügt ein Blick auf die Nummernschilder im Parkhaus. Wir ziehen sehr stark Kunden aus dem Umland an. Versuchen Sie mal aus Odenthal oder Lindlar mit der Bahn zum Shoppen nach Köln zu kommen.

Dennoch sind Kaufhäuser in der Kritik, was haben Sie verändert nach mehreren Insolvenzen?

Früher gab es bei uns auch Möbel, Teppiche, Werkzeug. Das ist Geschichte. Das gibt es heute in Möbelhäusern und Baumärkten. Spielwaren oder Fashion und Beauty, ebenso Schuhe, dagegen haben wir ausgebaut.

Was wollen Sie dem Online-Handel entgegensetzen?

Mit dem Online-Handel müssen wir leben. Corona hat viele Menschen ins Internet getrieben. Wir gehen damit fair um. Wir müssen Preisvergleiche akzeptieren. Es gibt aber viele, viele Kunden, die das Einkaufserlebnis und die Begegnung mit Menschen schätzen.

Der Herbst naht, und damit Weihnachten. Was sind Ihre Pläne?

Weihnachten ist die wichtigste Zeit für ein Warenhaus. Wir planen einen großen Weihnachtsmarkt in unserem Lichthof. Vorher finden unsere Beauty Days vom 27. September bis 14. Oktober im Lichthof inclusive einer Dessous Modenschau am Samstag dem 7.Oktober. Wir freuen uns auch auf Karneval, wenn das Gewicht des Kölner Dreigestirns beim Besuch im Haus in Lebensmitteln aufgewogen wird, die dann der Tafel gespendet werden.

Galeria, in Köln sagt man Kaufhof, war mehrfach insolvent. Was wäre Köln ohne Kaufhof?

Köln ohne Kaufhof kann ich mir nicht vorstellen. Gerade nicht an dieser prominenten Stelle zwischen Schildergasse und Hohe Straße. Wir sind 132 Jahre hier und ein fester Bestandteil Kölns. Hier wird es nie einen Leerstand geben.

Was macht den Kaufhof in Köln aus?

Denken Sie an die Steiff-Schaufenster, mit den sich bewegenden Stofftieren in der Adventszeit. Das sind für Viele Kindheitserinnerungen. So etwas ist eine der wichtigsten Ressourcen. Und ja, in Köln bleiben wir für die Menschen der Kaufhof. Das liegt auch an so etwas.

Kann ich vor Weihnachten meine Geschenke bei Ihnen einpacken lassen?

Ja natürlich. Im Advent haben wir einen extra Einpackstand. Selbstverständlich gratis.

Wie wollen Sie den Neustart schaffen mit der reduzierten Mannschaft?

Wir planen für das ganze Unternehmen die Neueinstellung von 3500 neuen Kolleginnen und Kollegen. Ich finde, das ist ein deutliches Zeichen. Und das Recruiting hat bereits begonnen.

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