NRW-StudieDiese Berufe könnten schon heute von Maschinen erledigt werden

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Im Einzelhandel werden Stellen verloren gehen.

Im Einzelhandel werden Stellen verloren gehen.

Köln. – Die Digitalisierung verändert die Arbeitswelt rasant: Einer Untersuchung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) zufolge könnten schon heute viele Berufe überwiegend von Maschinen anstatt Menschen ausgeübt werden.

Demnach waren in NRW 2019 rund 85 Prozent aller Tätigkeiten in sogenannten Fertigungsberufen substituierbar. Dazu zählen zum Beispiel Metallbauer, Grafiker oder Lacktechniker. Auch in fertigungstechnischen Berufen (zum Beispiel Karosseriebauer) und Handelsberufen liegt das Substituierungspotenzial über 70 beziehungsweise 60 Prozent.

Großes Minus in Handelsberufen erwartet

Die Zahlen bedeuten dabei nicht, dass die betroffenen Tätigkeiten tatsächlich wegfallen werden. „Wir schauen uns an, welche Technologien marktfähig geworden sind und welche Berufe sie ersetzen könnten, wenn sie flächendeckend eingesetzt würden“, sagt Frank Bauer vom IAB bei der Vorstellung der Zahlen. Ob es dazu komme, hänge auch von betriebswirtschaftlichen Entscheidungen ab. Dennoch prognostiziert das IAB für die kommenden Jahre einen besonders starken Rückgang an Arbeitskräften im produzierenden Gewerbe und im Handel. Im Groß- und Einzelhandel rechnet es bis 2040 mit einem Minus von je etwa 100.000 Beschäftigten, in der Metallerzeugung von rund 90.000 und im Baugewerbe von 67.000.

Bei der Frage, wie leicht ein Arbeitsplatz von einer Maschine zu ersetzen ist, spielen derweil nicht nur die verschiedenen Berufsgruppen, sondern auch die Qualifizierung der Mitarbeitenden eine wichtige Rolle. „Fast 60 Prozent der Tätigkeiten, die von Helfern ausgeführt werden, können ersetzt werden“, sagt Bauer. Als Helferberufe gelten auf dem Arbeitsmarkt solche, für die keine Berufsbildung nötig ist. Auch bei Fachkraftberufen ist die Substituierbarkeit mit 58,1 Prozent hoch. Expertenberufe, für die eine Hochschulausbildung notwendig ist, können dagegen nur zu 26,1 Prozent ersetzt werden.

Weiterbildung gewinnt an Bedeutung

Das Thema Weiterbildung gewinnt unter diesen Vorzeichen immer stärker an Bedeutung, wie die Agentur für Arbeit immer wieder hervorhebt. „Die alte Vorstellung einer Ausbildung, die fürs Leben reicht, müssen wir ablegen“, sagt Torsten Withake, Geschäftsführer der Regionaldirektion NRW. „Wir müssen fürs Leben lernen.“

Denn Berufsbilder, das betonen sowohl Withake als auch Bauer, seien dynamisch. Während ersetzbare Tätigkeiten an Bedeutung verlieren, kommen neue hinzu. So verschiebt sich im Handel beispielsweise der Fokus vom Verkaufsprozess, der auch an einer Selbstzahlerkasse abgeschlossen werden kann, hin zu mehr Beratung und dem Anwenden moderner Software. Außerdem entstehen gänzliche neue Berufe: Das IAB nennt hier zum Beispiel den Kaufmann E-Commerce oder UX-Designer, die Apps und Online Services möglichst verbrauchernah gestalten.

Köln weniger stark betroffen

Die verschiedenen Regionen Nordrhein-Westfalens werden von diesem Strukturwandel sehr unterschiedlich stark getroffen. In großen Städten wie Köln, Düsseldorf, Essen und Dortmund arbeiten vergleichsweise wenig Menschen in Berufen mit hoher Substituierbarkeit. Anders sieht es im südlichen Westfalen und östlichen Münsterland aus, was vor allem mit der dort angesiedelten Industrie zusammenhängt. „Hier herrscht ein hoher Transformationsdruck“, so Bauer. Veränderung müsse rechtzeitig in die Wege geleitet werden.

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Withake kritisiert, dass längt noch nicht alle Unternehmen diese Notwendigkeit erkannt hätten. Diese müssten Zeitkontingente für eine kontinuierliche Qualifizierung und Weiterbildung ihrer Belegschaft freihalten.

Insgesamt werden laut IAB bis 2040 rund 982.000 Arbeitsplätze in Nordrhein-Westfalen wegfallen. Ihnen gegenüber stehen 687.000, die neu entstehende – das Defizit beträgt also rund 300.000. Durch den demographischen Wandel und eine verhaltene Fachkräfteeinwanderung werden bis dahin jedoch auch deutlich weniger Erwerbstätige dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen.

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