ChipmangelWie es in der Fiesta-Produktion bei Ford weitergeht

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Ein Bild aus besseren Tagen. Die Fiesta-Produktion steht weiter still.

Köln  – Bei den Kölner Ford-Werken steht die Produktion des Fiestas auch nach dem Ende der Werksferien seit Montag weiter still. Auch im zweiten deutschen Werk in Saarlouis rollt kein Focus vom Band. Der Kölner Autobauer hat weiterhin schwer mit dem Mangel an Halbleitern und weiteren Kleinteilen zu kämpfen, infolgedessen es in den deutschen Werken schon seit mehr als einem Jahr immer wieder zu Produktionsunterbrechungen gekommen ist. Hinzu kamen jüngst noch fehlende Teile für den Bau des Kleinwagens, die in der Ukraine hergestellt werden.

„Aufgrund von anhaltender Lieferengpässe wird unsere Fahrzeugfertigung in Köln und Saarlouis vom 25. bis 29. April pausieren. Wir arbeiten mit Hochdruck daran, unsere Situation zu verbessern, um unsere reguläre Produktion schnellstmöglich wieder aufnehmen zu können“, sagte Ford-Sprecher Marko Belser auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“. Die ausgefallene Produktion werde bestmöglich aufgeholt. „Dabei werden kundenverkaufte Fahrzeugbestellungen in jedem Fall priorisiert“, so Belser.

Keine Kurzarbeit

Anders als bei vorherigen Unterbrechungen werden die Ford-Mitarbeiter allerdings diesmal nach Informationen dieser Zeitung nicht in Kurzarbeit geschickt, sondern nach Intervention des Betriebsrates komplett weiter bezahlt und für Wartungs-, Instandhaltungs- und Reinigungsaufgaben eingesetzt. Aus der Belegschaft war zu erfahren, dass die Arbeitnehmervertreter die Mitarbeitenden in einem Flugblatt darüber informiert haben, dass sie die Kurzarbeit abgelehnt hätten.

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Wie viele Fiesta sowie auch Focus durch die Unterbrechungen der Vergangenheit nicht gebaut werden konnten, dazu macht das Unternehmen keine Angaben. Die Zahl dürfte aber sehr weit in die Zehntausende gehen. Anfang 2021 wurden im Niehler Werk im Zwei-Schicht-Betrieb noch 960 Fiesta am Tag gebaut. Möglich wäre die tägliche Fertigung von 1400 Fahrzeugen. In der Fiesta-Produktion in Niehl arbeitet rund ein Drittel der Belegschaft der Kölner Ford-Werke – das sind insgesamt 5000 Angestellte. 

Weltweiter Mangel

Das Problem fehlender Chips und Halbleiter trifft die gesamte Autoindustrie, aber auch andere Branchen hart. Bei nahezu allen Autobauern standen die Bänder in der Vergangenheit mehrfach still. „Weil die Autobauer und ihre Zulieferer weltweit in der Zeit der coronabedingten Fabrikschließungen 2020 weniger Chips nachgefragt haben, orientierten sich die Anbieter anderweitig und belieferten etwa Hersteller von Computern, Spielekonsolen, 5G-Mobilfunktechnik oder Unterhaltungselektronik, deren Nachfrage in der Pandemie deutlich zugelegt hatte“, sagte Autoexperte Stefan Bratzel dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ bereits vor einiger Zeit. 

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Bei der Beschaffung sei in der gesamten Branche viel schiefgelaufen, auch, weil die Autoindustrie die strategische Rolle der Chiphersteller unterschätzt habe. Durch die Umorientierung müssten die Kapazitäten erst wieder ausgebaut werden.

Zudem verbauen die Hersteller die wenigen vorhandenen Chips eher in Modellen, mit denen höhere Gewinne zu machen sind. Dazu gehört der Kleinwagen Fiesta nicht.

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