Unternehmen 1898 gegründetWie der Kölner Rimowa-Koffer zur Ikone wurde

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Ein Mitarbeiter des Kölner Unternehmens Rimowa führt 2005 die Endkontrolle an einem Aluminium-Koffer in der Kölner Produktion durch. Rimowa hat mit dem Leichtmetall-Koffer eine Ikone geschaffen.

Ein Mitarbeiter des Kölner Unternehmens Rimowa führt 2005 die Endkontrolle an einem Aluminium-Koffer in der Kölner Produktion durch. Rimowa hat mit dem Leichtmetall-Koffer eine Ikone geschaffen.

Wer in wirtschaftlich schwierigen Zeiten Anker der Hoffnung sucht, findet sie in Köln – in Familienunternehmen und Weltmarktführern.

Was macht uns glücklich? Was kann uns Hoffnung geben in dieser Zeit voller schlechter Nachrichten? Vielleicht mehr als wir denken — man muss sich im Moment nur möglicherweise viel gezielter darauf besinnen.

Schöne, kostbare oder seltene Dinge können dabei ein Bestandteil sein. Luxus beschreibt etwas, dass „über den üblichen Rahmen der Lebenshaltung hinausgeht und nur dem Genuss und Vergnügen dient“. Das kann so vieles sein, auch für kleine Münze. Aber was genau ein Produkt so besonders begehrlich macht, entscheidet jeder von uns selbst — auch auf Basis der persönlichen Kassenlage. Im Kern geht es aber darum, sich etwas zu gönnen, sich Dinge zu leisten, die sich aus dem grauen Strom des Alltags abheben und für glückliche Momente sorgen. Für viele Deutsche ist das mittlerweile vor allem Reisen. Das zeigen die sprunghaften Anstiege bei den Flugbuchungen auch bei der Kölner Airline Eurowings nach der Pandemie. Und der Trend ist auch trotz Krisen und hoher Inflation ungebrochen. 

Ikonisches Reisegepäck aus Köln

Und ein Unternehmen aus Köln hat es zweifelsohne geschafft, bei Reisenden in der ganzen Welt Begehrlichkeiten zu wecken und in die erste Liga der globalen Luxusgüterindustrie aufzusteigen. Der Kofferhersteller Rimowa hat aus seinem Rillen-Koffer ein ikonisches Reisegepäckstück gemacht. 

Angefangen hat alles im Jahr 1898: In der Gilbachstraße in der Kölner Innenstadt gründet Paul Morszeck seine Manufaktur für Reisegepäck. Sein Sohn, Richard Morszeck, entwickelt 1937 den ersten Koffer aus Leichtmetall. Im Gegensatz zu Koffern aus den damals gängigen Materialien Holz und Leder war er deutlich leichter und enorm stabil. Morszeck war es auch, der dem Unternehmen seinen Namen gab – „Richard Morszeck Warenzeichen“, kurz „Rimowa“.

Die charakteristischen Rillen, heute das Markenzeichen des Unternehmens, bekamen die Koffer ab 1950. Auch um die Stabilität zu erhöhen, entschied sich Richard Morszeck, das Aluminium mit Rillen zu versehen, die an die Außenhaut des Flugzeug-Oldtimers Ju 52 erinnern. „Wir haben das Design seitdem nicht mehr grundlegend verändert“, sagte Sohn Dieter Morszeck, der das Unternehmen in dritter Generation lange geführt hat, bei einem Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ vor einiger Zeit.

Material nahezu unzerstörbar und extrem leicht

1972 steigt Dieter Morszeck in das Familienunternehmen ein. „Im Jahr 2000 ist uns dann der Durchbruch mit der Einführung des Polycarbonats gelungen“, erzählte Morszeck bei einem Besuch vor einigen Jahren. Der Kunststoff, der unter anderem zum Bau von Flugzeugfenstern verwendet wird, ist nicht nur nahezu unzerstörbar, sondern auch extrem leicht. 

Die Innovation aus Köln brachte Rimowa schließlich auf steilen Wachstumskurs. Schließlich weckten nicht nur die Produkte, sondern auch das Unternehmen selbst Begehrlichkeiten. Investoren hatten immer wieder ein Auge auf einen der bekanntesten Exportschlager Deutschlands geworfen. Dem französischen Luxusgüter-Gruppe LVMH (Louis Vuitton Moët Hennessy) gelang 2016 der Coup: Für rund 640 Millionen Euro erhielt der Konzern einen Anteil von 80 Prozent an dem Familienunternehmen. 20 Prozent der Anteile blieben damals in Besitz von Morszeck, der auch noch zwei Jahre in der Geschäftsführung blieb – gemeinsam mit Alexandre Arnault, dem Sohn des LVMH-Chefs Bernard Arnault. Auch wenn die Geschicke des Kofferherstellers heute sicher stärker aus Paris gelenkt werden, ist der Unternehmenssitz nach wie vor in Köln.

Beständiger Mittelstand gibt Hoffnung

Und wenn man nun auf die zweite Frage blickt: „Was kann uns Hoffnung geben“ – so sind es wirtschaftlich gesehen sicher all die vielen Mittelständler in Köln und der Region, die ihre teils langjährigen Familienunternehmen durch die ökonomischen, pandemischen und geopolitischen Krisen und ihre Folgen manövrieren. Die für Wachstum und Beschäftigung sorgen und sich zutiefst verantwortlich fühlen für ihre Produkte, ihre Kunden und vor allem ihre Mitarbeitenden. 

Weltmarktführer sorgen für Innovationen

Unter ihnen sind besonders in Köln und der Region viele sogenannte Hidden Champions, also versteckte Weltmarktführer, hoch spezialisiert, innovativ, international, aber in der breiten Öffentlichkeit kaum bekannt. Beispiele gibt es viele: Das Unternehmen Schwank ist Weltmarktführer bei Infrarotheizungen und wärmt unter anderem die Fans im Bernabéu-Stadion von Real Madrid sowie des FC Chelsea und  Fenerbahce Istanbul.

Oder Igus, das gleich in zwei Segmenten Weltmarktführer ist, zum einen bei sogenannten Energieketten. Aneinandergereihte Kunststoffglieder schützen das Kabel. Das zweite Feld sind Gleitlager aus Kunststoff. Die werden überall dort gebraucht, wo sich etwas dreht, zum Beispiel bei einer Achterbahn. Weitere Beispiele sind etwa Alfred Schütte, ein führender, weltweit agierender Hersteller von Werkzeugmaschinen, oder der Maschinenbauer Wilhelm Rasch, der Wickelmaschinen für Hohlkörperfiguren aus Schokolade produziert und so Weihnachtsmänner oder Schoko-Hasen in ihr Folienfell hilft.

Sie und die vielen anderen Unternehmen des Mittelstands sorgen dafür, dass Köln und die Region ein starker Wirtschaftsstandort ist und auch bleibt. 

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