Streiks in Sommerferien drohenEVG erklärt Verhandlungen mit Deutscher Bahn für gescheitert

Lesezeit 4 Minuten
Protest im Nahverkehr: Streikende der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) während einer Kundgebung zum Tarif-Streit Mitte März.

Protest im Nahverkehr: Streikende der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) während einer Kundgebung zum Tarif-Streit Mitte März. Die Verhandlungen am Mittwoch blieben ohne Ergebnis, es drohen neue Streiks.

Die Gespräche am Mittwoch zwischen EVG und Deutscher Bahn blieben ohne Einigung, es drohen Warnstreiks in den Sommerferien.

Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) und die Deutsche Bahn haben bei Verhandlungen am Mittwoch (21. Juni) erneut keine Einigung erzielt. „Tarifverhandlungen mit der Deutschen Bahn sind gescheitert“, teilte die EVG am Mittwochabend mit. In dem monatelangen Tarif-Streit drohen nun, kurz vor den Sommerferien in NRW, neue Streiks im Bahnverkehr.

EVG erklärt Tarifverhandlungen mit Deutscher Bahn für gescheitert

„Die Zentrale Tarifkommission der EVG hat die Verhandlungen mit der Deutschen Bahn nach langer und sehr intensiver Diskussion für gescheitert erklärt. Vor dem Hintergrund der seinerzeit in Fulda beschlossenen Forderungen wurde insbesondere die Laufzeit von 27 Monaten als deutlich zu lang sowie die angebotene Lohnerhöhung als zu niedrig und zu spät bewertet. Der Bundesvorstand der EVG wird morgen in Berlin das weitere Fortgehen beschließen“, machte EVG-Verhandlungsführer Kristian Loroch deutlich.

Die Deutsche Bahn hält dagegen: Sie hat den Abbruch der Tarifverhandlungen durch die EVG scharf kritisiert. „Die Gremien der EVG sind nicht kompromissbereit. Die Leidtragenden sind unsere Mitarbeitenden und unsere Fahrgäste“, sagte DB-Personalvorstand Martin Seiler am Mittwochabend laut einer Mitteilung. „Die EVG wirft einen fast fertigen Abschluss weg und setzt kurz vor dem Ziel alles auf Null. Eine Einigung war zum Greifen nah, 140 Seiten Tariftext sind bereits fertig. Was jetzt passiert, ist unglaublich.“

Alles zum Thema Deutsche Bahn

EVG und Deutsche Bahn waren am Mittwoch an den Verhandlungstisch zurückgekehrt. Nachdem in der vergangenen Woche von Montag bis Freitag im Tarif-Streit ohne Abschluss diskutiert wurde, trafen sich die Gewerkschaftsvertreter und die Deutsche Bahn erneut. In dem zeitweise festgefahrenen Tarif-Streit, der auch Warnstreiks zur Folge hatte, standen die Zeichen zuletzt auf Einigung, nun drohen auch neue Warnstreiks.

EVG: Knackpunkt im Tarif-Streit mit Deutscher Bahn ist die Laufzeit

In den Tarifverhandlungen bei der Deutschen Bahn ist nach Angaben der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) weiterhin die Laufzeit der entscheidende Knackpunkt. „Der schwierigste Punkt ist nach wie vor die Laufzeit, also in welchem zeitlichen Rahmen Gehaltserhöhungen erfolgen sollen“, sagte EVG-Chef Martin Burkert dem Nachrichtenportal „t-online“.

Die Gremien der Gewerkschaft seien in den „letzten Zügen der Bewertung bisheriger Verhandlungsergebnisse“. „Diesen Donnerstag entscheidet der EVG-Bundesvorstand als oberstes Gremium über das weitere Vorgehen inklusive etwaiger Streiks“, sagte Burkert. DB und EVG hatten in der vergangenen Woche an fünf Tagen in Folge über eine Lösung des Tarifkonflikts diskutiert und die weiteren Verhandlungen dann am Freitag auf die laufende Woche vertagt.

Am Dienstagnachmittag hatte auch die Bahn mitgeteilt, dass sich Vertreter beider Seiten am Mittwoch in Berlin wieder treffen wollen. Burkert sagte „t-online“, die Warnstreiks in den vergangenen Monaten hätten die Gewerkschaft wachsen lassen. „Wir haben aktuell bereits 6500 neue Mitglieder gewonnen, das sind 2500 mehr als im vergangenen Jahr“, sagte Burkert dem Nachrichtenportal.

Tarif-Streit im Nahverkehr: EVG erzielte Einigung mit kleineren Verkehrs-Unternehmen – Druck auf Deutsche Bahn war hoch

Am Dienstag hatte die EVG nach monatelangen Verhandlungen mit kleineren Verkehrsunternehmen eine Einigung erzielt. Die EVG sprach von einem „ersten wegweisenden Abschluss“ vor allem mit der Transdev-Gruppe, dem zweitgrößten Verkehrs-Konzern in Deutschland. In der ersten Regelung mit den Deutsche-Bahn-Konkurrenten konnte die Eisenbahner-Gewerkschaft offenbar 420 Euro mehr im Monat für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer erstreiten, wie viele Personen konkret davon profitieren werden, ist aber noch unklar.

Cosima Ingenschay (mitte), Tarifvorstand der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG), während der vierten Verhandlungsrunde mit der Deutschen Bahn Ende Mai.

Cosima Ingenschay (mitte), Tarifvorstand der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG), während der vierten Verhandlungsrunde mit der Deutschen Bahn Ende Mai.

EVG-Tarifvorstand Cosima Ingenschay forderte bereits nach dem Abschluss mit den kleineren Unternehmen, dass sich die Deutsche Bahn im Tarif-Streit bewegt: „Wir zollen der Transdev und allen Unternehmen, die vergleichbare Angebote vorgelegt haben, großen Respekt, vor dem Marktführer die Messlatte zu legen und damit neuen Schwung in die Verhandlungen zu bringen. Hier macht die Branche deutlich, was nötig ist, um die Leistungen der Beschäftigten auch finanziell zu honorieren. Daran sollte sich die DB AG ein Beispiel nehmen“, machte Ingenschay am Dienstag deutlich, und erhöhte so den Druck auf die Deutsche Bahn vor den Gesprächen am Mittwoch.

Die Deutsche Bahn und die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) sind seit Monaten im Tarif-Streit. In dem Arbeitskampf für rund 180.000 Beschäftigte bei der Deutschen Bahn, kam es zu mehreren Verhandlungsrunden. Weil mehrfach keine Einigung erzielt wurde, gab es immer wieder Warnstreiks bei der Deutschen Bahn, gestreikt wurde unter anderem auch in Köln und Region. Mitte Mai hatte die EVG sogar einen 50-Stunden-Streik angekündigt, Bahn und EVG konnten aber vor Gericht eine zwischenzeitliche Einigung erzielen und den Streik noch abwenden. (mit dpa)

KStA abonnieren