Vergabe von Bauland um Köln„Wer die meisten Punkte hat, bekommt den Zuschlag“

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Visualisierung der Klinkerhöfe Hürth

  • Julian Swertz, 28, ist Projektleiter beim Wohnbauentwickler Bonava in Köln. Im Interview spricht er darüber, wie Bauland im Umland vergeben wird - und wann sich ein Projekt lohnt.

Herr Swertz, Sie sind in Ihrem Unternehmen für den Bereich Grundstücksakquise zuständig. Wie schwierig ist es derzeit, im ländlichen Raum überhaupt noch Bauland zu finden?

Die Baulandverfügbarkeit ist ein viel diskutiertes Thema. Die Nachfrage nach Wohnraum auch außerhalb der Ballungszentren ist immens und wurde durch die Corona-Pandemie und die Möglichkeiten des Homeoffice noch einmal verstärkt. Der Druck, der von Metropolen wie Köln ausgeht, ist im ländlichen Raum angekommen und geht inzwischen über die klassischen Speckgürtel hinaus. Wir merken, dass Menschen aus Köln bereit sind, beispielsweise bis nach Erftstadt, Düren und Jülich zu ziehen. Die Kommunen reagieren, indem sie Bauland ausweisen. Ob das reicht, um den Bedarf zu decken, ist eine andere Frage, die alle beteiligten Akteure miteinander diskutieren müssen.

Große Bauprojekte in ländlichen Regionen sind nicht unumstritten. Mancherorts entstehen auf einen Schlag komplette Stadtteile für mehrere Tausend Menschen. Kann das eine dörfliche Struktur nicht auch überfordern?

Natürlich ist das ein Spannungsfeld. Einerseits soll der Charakter der Gemeinde nicht verändert werden, andererseits gibt es gerade im ländlichen Raum häufig Probleme mit der Auslastung der Infrastruktur. Bäckereien, Metzger oder Gaststätten müssen schließen, weil Kundschaft ausbleibt.

Wenn man diese Regionen neu belebt, kann das auf die Infrastruktur einen positiven Effekt haben, beispielsweise durch neue Bahn- und Busverbindungen. Davon profitieren auch die Menschen, die dort schon länger leben. Wichtig ist, dass die Bauprojekte so gestaltet werden, dass sie sich in die Orte einfügen. Insgesamt sind die Prozesse hier sehr komplex, viele Meinungen müssen gehört werden. Die Kommunen formulieren bei ihren Ausschreibungen klare Ansprüche.

Zum Beispiel?

Das Bauland wird nicht mehr immer an den Höchstbietenden verkauft. Der Preis spielt zwar nach wie vor eine große Rolle, aber entscheidend ist längst auch das städtebauliche Konzept, das man vorlegt. Besonders großen Wert legen die Kommunen auf Klimagesichtspunkte, Nachhaltigkeit und Mobilität. Es werden Lösungen dafür verlangt, wie die Menschen sich künftig fortbewegen können. Die Vorschläge für die einzelnen Bereiche werden mit einem Punktesystem bewertet. Wer die meisten Punkte hat, bekommt den Zuschlag.

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Nach welchen Kriterien wählen Sie aus, ob Sie sich um ein Projekt bemühen?

Wir haben eine Mindestprojektgröße von 30 Wohneinheiten. Wir fokussieren uns auf die Wachstumsregionen mit guter Anbindung an Städte wie Köln, Bonn und Aachen. Unsere Erfahrung zeigt, dass die Menschen es schätzen, schnell in einer Großstadt zu sein. Die Fahrtzeit per ÖPNV oder Auto in die Großstädte sollte nicht zu lang sein. Deshalb bevorzugen wir Kommunen, in denen eine gute Infrastruktur schon vorhanden ist: Kitas, Schulen, Anbindung an Autobahn und den Öffentlichen Nahverkehr. Bei Bedarf bauen wir die soziale Infrastruktur aber auch mit.

Es wird viel über immer weiter steigende Grundstückspreise gesprochen. Ist Entspannung in Sicht?

Die Rheinschiene mit Köln, Düsseldorf und Bonn ist nach wie vor sehr beliebt. Solange die Menschen hier wohnen wollen, solange es hier einen Bevölkerungswachstum geben wird und die Pro-Kopf-Wohnfläche steigt, werden die Preise mindestens konstant bleiben. Wenn immer mehr Menschen ins Umland ziehen, könnte sich aber wenigstens die Situation in Köln etwas beruhigen.

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