Vodafone-Chef im Interview„Die europaweit ersten 5G+ Straßenlaternen stehen in Köln“

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Ametsreiter 5G+

Vodafone-Deutschlandchef Hannes Ametsreiter

Köln – Herr Ametsreiter, Sie sprechen vom Breitbandausbau. Und doch gibt es immer wieder Funklöcher in Köln, einer Millionenstadt. Wie steht es wirklich um die Netzqualität? Hannes Ametsreiter: Köln hat eine sehr gute mobile Sprach- und Breitbandversorgung – Vodafone erreicht 99,9 Prozent der Kölner Haushalte. Von 374 Mobilfunkstandorten sind 45 bereits sogar mit 5G-Technologie ausgerüstet, elf sind sogar ein Gigabit-fähig. Zehn der 5G Standorte sind bereits 5G+ Standorte. Bis 2023 sind 75 5G-Erweiterungen geplant.

5G, 5G+, das sind für den Laien etwas nebulöse Begriffe. Was steckt dahinter?

Als erster Anbieter setzt Vodafone beim 5G-Ausbau nicht ausschließlich auf die Erweiterung der bestehenden LTE-Netze, sondern baut eine komplett eigenständige 5G-Infrastruktur auf. Mobilfunk-Experten sprechen dabei von „5G-Standalone“ oder vom vollständigen 5G-Netz. Wir geben der modernsten in Europa verfügbaren Mobilfunk-Technologie einen einfachen Namen: Und der heißt 5G+. Das heißt, das vorherige 5G hat das LTE-Netz mitgenutzt. Dieses „Stützrad“ wird mit 5G+ abgelegt. 5G+ ist ein echtes Mobilfunk-Kernnetz. Unser 5G+ Netz haben wir erst vor einem Monat für alle gestartet. Nun nehmen wir die ersten 5G+ Mobilfunk-Kleinzellen mit Gigabit-Bandbreite in Betrieb. Das Besondere: Sie sind in speziell angefertigten Straßenlaternen verbaut und fügen sich so unauffällig ins Kölner Stadtbild ein. Die europaweit ersten 5G+ Straßenlaternen stehen im Herzen der Kölner Innenstadt in unmittelbarer Nähe zu den belebten Plätzen am Heumarkt und an der Domplatte.

Wie sieht das in Köln aus?

Vodafone hat die beiden Straßenlaternen mit eigener Mobilfunktechnologie – dazu gehören die Antennen, die aktive Technik und die Kabelführungen – ausgestattet. Die Technik für Deutschlands modernstes 5G-Netz ist in der Laternenbasis der neun Meter hohen Laternen untergebracht, die Antennen sind sechs Meter über dem Boden montiert. Über Glasfaser-Leitungen erfolgt die Anbindung ans Festnetz. Den Strom für die Straßenlaterne liefert die Rhein-Energie. Die Antennen haben eine Reichweite von bis zu 400 Metern und bieten im 3,5 GHz Band des 5G+ Netzes eine Geschwindigkeit von bis zu einem Gigabit.

Der Vodafone-Deutschlandchef

Hannes Ametsreiter (Jahrgang 1967) ist seit 1. Oktober 2015 Chef von Vodafone Deutschland und Mitglied des Konzernvorstandes der weltweiten Vodafone Gruppe.

Vor seinem Einstieg bei Vodafone war der Salzburger sechs Jahre Vorstandsvorsitzender der Telekom Austria Group (die in acht Ländern agiert) sowie Chef der A1 Telekom, die aus dem Zusammenschluss der Mobilkom Austria AG und der Telekom Austria TA AG entstanden ist.

Die verbauten Antennen sind kleine Funkzellen, die die eigentlichen Basisstationen der Mobilfunknetze ergänzen. Sie können einen Mobilfunkstandort auf einem Dach oder Mast nicht ersetzen, sorgen aber in kleineren Bereichen innerhalb der Mobilfunkzelle für zusätzliche Kapazität oder erhöhen die Reichweite. Zum Einsatz kommen sie vor allem dort, wo sich besonders viele Menschen auf engstem Raum aufhalten.

Wofür braucht man 5G+?

Das vollständige 5G ist vor allem ein „Gamechanger“ für unsere Industrie. Mit 5G+ werden Daten in Echtzeit transportiert – so schnell wie das menschliche Nervensystem reagieren kann und viermal schneller als mit bisherigen Mobilfunk-Technologien. Aber auch für Verbraucher spielt das Echtzeitnetz eine besonders wichtige Rolle: bei vernetzten Mobilitätsangeboten, für mobile Augmented Reality Anwendungen oder für die sozialen Netzwerke von morgen.

Gibt es neben der Echtzeit-Kommunikation weitere Vorteile Ihres sogenannten 5G+ Netzes?

5G+ vernetzt zehn Mal mehr Menschen und Maschinen: pro Quadratkilometer bis zu einer Million Geräte. Es spart Strom: bis zu 20 Prozent Verbrauch weniger als bisherige Netze, weil das Handy sich nur in einem Netz einwählt.

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Vodafone hat die Kölner Unitymedia übernommen. Was bleibt am Standort übrig?

Den Standort an der Aachener Straße haben wir aufgegeben, aber neu dafür einen kleineren Standort in Köln an der Vitalisstraße. Dort arbeiten 150 Mitarbeiter. Kerpen ist mittlerweile ein eigener Vodafone-Standort, die Liegenschaft hat Vodafone im Zuge der Übernahme gekauft. Kerpen war vorher angemietet. Es ist ein zentraler Technik–Standort, wir bündeln hier Technik- und IT-Ressourcen. Zudem wird der Standort Kerpen neben Frankfurt-Rödelheim das zweite große „TV-Zentrum“ im Vodafone-Netz. Hier kommen die Bilder der Fernsehsender an und werden dann ins Kabelnetz übertragen. Dort arbeiten heute 460 Mitarbeiter. In Kerpen entsteht zurzeit auch ein neues Raumkonzept.

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