„An ihren Händen klebt Blut“Demonstration gegen Netrebko-Auftritt in Köln

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Anna Netrebko

Köln  – Kölner Kulturschaffende haben für Montag, 19 Uhr, auf dem Kurt-Hackenberg-Platz gegenüber der Philharmonie eine Demonstration gegen den Auftritt der russischen Sopranistin Anna Netrebko angemeldet.

Russische Kultur als Propagandainstrument

„Dass Anna Netrebko in der Philharmonie auftreten darf, macht mich sehr traurig“, sagt die aus der Ukraine stammende Kölner Sängerin Mariana Sadovska. „Es ist bekannt, dass Frau Netrebko eine Muse von Putin ist. Sie hat den russischen Vernichtungskrieg seit dem russischen Einmarsch 2014 in den Donbass unterstützt, an ihren Händen klebt Blut.“

Sie hoffe, dass die Menschen, „die für viel Geld Tickets für das Konzert gekauft haben, die Bilder vom Krieg gegen die Ukraine vor Augen haben“, so Sadovska, die am Montag auch gegen den Auftritt von Netrebko demonstrieren wird.

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Russlands Präsident Putin nutze die Kultur seit vielen Jahren als Propagandainstrument. „Frau Netrebko ist eine seiner wichtigsten Akteurinnen.“ Dass trotz des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine „eine Vertraute Putins in Deutschland auftreten darf, hätte ich nicht für möglich gehalten“. Netrebkos Distanzierung vom Krieg zeuge „von Doppelmoral“, glaubt Sadovska. „Sie hat in den vergangenen Monaten um ihre Auftritte und ihre Reputation gefürchtet.“

Veranstalter verteidigt Konzert in Köln

Der Veranstalter des Konzerts von Netrebko in der Philharmonie hat den Auftritt der umstrittenen Opernsängerin dagegen verteidigt. „Frau Netrebko hat sich glaubwürdig vom russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine distanziert“, sagte Fred Handwerker, Geschäftsführer des Veranstalters Handwerker Promotions, dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. „Als Veranstalter von Konzerten ist es unsere Aufgabe, Brücken zu bauen, statt Brücken einzureißen.“

Netrebko als „Putin-Freundin abzustempeln“, greife zu kurz. „Sie hat sich klar positioniert – hätte sie es nicht getan, wäre es für uns als Veranstalter problematisch gewesen, das Konzert mit ihr aufrechtzuhalten“, so Handwerker.

Netrebko singt auch in Hamburg und Wien

Die Metropolitan Opera in New York hatte einen geplanten Auftritt Netrebkos ebenso abgesagt wie das Land Baden-Württemberg, wo die Opernsängerin auf dem Stuttgarter Schlossplatz auftreten wollte. In der Hamburger Elbphilharmonie wird Netrebko im September auftreten, an der Wiener Staatsoper singt Netrebko, die auch einen österreichischen Pass besitzt, im September dreimal in der Oper „La Bohème“.

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Die ukrainische Generalkonsulin Iryna Shum hatte den Auftritt Netrebkos in Köln gegenüber dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ als „schlechtes Zeichen für Tausende nach Köln geflüchtete Ukrainerinnen und Ukrainer“ und „Affront“ gegenüber Menschen bezeichnet, die sich für Geflüchtete engagieren. Netrebko hatte im vergangenen Jahr im Kreml ihren 50. Geburtstag gefeiert. Nach dem Einmarsch der russischen Armee im Donbass 2014 hatte sie sich gemeinsam mit einem Separatistenführer vor einer Fahne von „Groß-Russland“ fotografieren lassen. In einem Interview ließ sie im Frühjahr verlauten, dass Foto sei ein Versehen gewesen, sie sei instrumentalisiert worden.  

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