„Lommi“ führte ein strenges Regiment

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Hans Lommerzheim, früherer Wirt der gleichnamigen Gaststätte in Deutz, starb im Juni 2005 im Alter von 74 Jahren. (Archivbild 01/2005)

Hans Lommerzheim, früherer Wirt der gleichnamigen Gaststätte in Deutz, starb im Juni 2005 im Alter von 74 Jahren. (Archivbild 01/2005)

Hans Lommerzheim, früherer Wirt der gleichnamigen Gaststätte in Deutz, starb im Juni 2005 im Alter von 74 Jahren. Der stadtbekannte Gastronom erlag in seinem Urlaubsort in Südtirol an einem Herzinfarkt. Ende 2004 hatte er seine stets überfüllte Kneipe in der Siegesstraße in endgültig geschlossen - zum Leidwesen vieler Stammgäste und Liebhaber des alten und urigen Lokals.

Seit 1959 führt Lommerzheim auf der rechten, also der"falschen" Kölner Rheinseite, ein strenges Regiment. Das"Lommerzheim", notorisch überfüllt und auf charmante Weiseverwahrlost, war nicht nur Anlaufstelle für die Zecher aus dem"Veedel". Auch die rheinische Prominenz zog es wieder zu "Lommi",angelockt durch das selten ausgeschenkte Päffgen-Kölsch - für Kennerdas "Champagner unter den Bieren" - und den legendären Koteletts, diein Umfang und Dicke im abendländischen Kulturkreis ihres Gleichensuchten.

Bis ins "Weiße Haus" hatte sich der Ruhm von Lommerzheimherumgesprochen. Als Präsident Bill Clinton 1999 zumWeltwirtschaftsgipfel nach Köln kam, zog es ihn zu Lommi. AusSicherheitsgründen sollte die Kneipe an diesem Abend allein für denprominenten Gast reserviert sein. Als der amerikanische Geheimdienstsich deshalb an Hans Lommerzheim wandte, winkte der Gastwirt ab:"Dann müsste ich ja alle meine Stammgäste raussetzen. Nä, dat jeihtnit!" Also blieb für Bill Clinton die Kneipentüre zu.

Gesprächig war Lommerzheim selten. Es gab Gäste, die seit 15Jahren in dem Laden ein- und ausgehen, ohne den Gastronom auch nureinziges Wort sagen gehört zu haben. Wenn der Kneipier beimErscheinen des Besuchers kurz das Haupt hob, galt das bereits alsRitterschlag.

Misstrauen gegen Renovierungsarbeiten

Das gesunde Misstrauen des früheren Hausherren gegen Renovierungsarbeitenjedweder Art hinterließ unübersehbare Spuren. Tatsächlich gabes unschuldige Besucher, die das "Lommerzheim" für ein vom Kriegzurückgelassenen Trümmergrundstück hielten, nur weil Fassade undFensterrahmen von Farbe weitgehend unberührt blieben. Innen war derLaden mit seiner adrett gemauerten Backsteintheke und den apartenLämpchen zwar abgetakelt, aber durchaus nett. Und bei barmherzigerDunkelheit verloren auch die im Hof gelegenen Toiletten viel vonihrem Grauen.

Wer bei "Lommi" ein Bier bestellen wollte, hatte schon verloren.Tatsächlich flanierte dieser ständig mit einem Kranz wohlgefüllterKölschgläser durch seine Gaststätte, um die Zecher ambulant mitGerstensaft zu versorgen. Die Route, die der Gastronom dabei wählte,war über Jahrzehnte festgelegt, die Bierversorgung zutiefstdemokratisch. Wer den Gastgeber nicht mit der Bestellung eines GlasesMineralwasser provozierte, konnte es hier richtig gut haben. (jb,ddp)

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