Die Kandidatin von den Grünen und der Kandidat von der SPD müssen bis zum 28. September alle Kräfte mobilisieren.
Stichwahl in KölnSo gehen Berivan Aymaz und Torsten Burmester in die zweite Runde

Berivan Aymaz (Grüne, l.) und Torsten Burmester (SPD)
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Bis zur Stichwahl am 28. September will Berivan Aymaz auch diejenigen von sich überzeugen, die sie bislang noch nicht gewählt haben. Sie sei überwältigt von dem deutlichen Abstand von knapp sieben Prozent, mit dem sie bei der Oberbürgermeisterwahl am Sonntag am Ende vorne lag – sie erhielt 31.000 Stimmen mehr als SPD-Kandidat Torsten Burmester. Es sei wertvoll und motiviere sie, dass so viele Wählerinnen und Wähler ihr das Vertrauen geschenkt haben, sagte die Oberbürgermeisterkandidatin der Grünen am Montag bei der Vorstellung ihrer weiteren Kampagne in Deutz.
Im Wahlkampf gebe es üblicherweise eine Fokussierung auf die Probleme. „Ich will nicht, dass Köln kaputtgeredet wird, das bringt die Stadt nicht voran“, sagte Aymaz. Sie wolle stattdessen die vorhandenen Potenziale nutzen – darin stecken aus ihrer Sicht die Lösungen für die Probleme.
Kommunalpolitik lebe von guten Ideen und dafür brauche man alle, die sich einbringen wollen und können. „Die großen Entscheidungen müssen wir zusammen treffen, wir müssen zusammenfinden“, sagte Aymaz. Köln benötige eine neue politische Kultur und mehr Mut. „Ich will, dass wir diese Stadt gemeinsam gestalten mit dieser vielfältigen Stadtgesellschaft, die wir haben.“
In den kommenden zwei Wochen werde sie wieder viel in der Stadt unterwegs sein, verschiedene Stadtteile und Märkte besuchen und Straßentouren unternehmen, mit den Menschen ins Gespräch kommen.
Aymaz bekommt viel Unterstützung der Bundespartei
Sollte Aymaz am 28. September die Stichwahl gewinnen, wäre sie die erste Grüne Oberbürgermeisterin einer Millionenstadt. „Das wäre auch für die Bundespartei ein großer Rückhalt“, sagte der Grünen-Bundesvorsitzende Felix Banaszak, der die Vizepräsidentin des NRW-Landtags am Montag beim Start in den verlängerten Wahlkampf unterstützte. Es wundere ihn nicht, dass die Grünen in einer Metropole wie Köln erfolgreich seien, das hänge auch mit einer klaren Haltung zur Demokratie zusammen.
Für die Grünen wäre es das erste Mal, dass jemand mit ihrem Parteibuch die Kölner Stadtverwaltung anführen würde. Zwar unterstützten die Grünen in den vergangenen zehn Jahren ebenso wie die CDU die parteilose Oberbürgermeisterin Henriette Reker – sie agierte allerdings oftmals nicht so, wie ihre politischen Unterstützer sich das gewünscht hätten.
Von Aymaz versprechen sich die Grünen eine größere Fokussierung auf ihre Themen. „Die OB-Stichwahl wird entscheiden, ob es in Köln Stillstand gibt oder echten Fortschritt – Berivan Aymaz ist die Oberbürgermeisterin für Köln, die unsere Stadt sozial, ökologisch und solidarisch weiterentwickeln wird“, sagte Cyrill Ibn Salem, Parteichef der Kölner Grünen.
Aus der Partei ist zu hören, dass Aymaz während ihres Wahlkampfs gewachsen sei. Stellten zunächst intern einige die Frage, ob sie tatsächliche die richtige Kandidatin ist, sind diese Stimmen zumindest bis zum 28. September verstummt.
Torsten Burmester vergleicht OB-Wahl mit einem Fußballspiel
Torsten Burmester will in den kommenden zwei Wochen Stichwahlkampf „tun, was ich bisher getan habe“, schließlich sei seine Kampagne erfolgreich und seine Themen wie bezahlbares Wohnen und Mieterschutz seien richtig gesetzt gewesen. Es gelte jetzt weiter: „Veedelsschichten machen, nah bei den Menschen sein, in den offenen Austausch gehen.“ So formulierte es der 62-Jährige am Montag.
Der OB-Kandidat der Kölner SPD hatte sich bei der Kommunalwahl am Sonntag mit einem Plus von 8497 Stimmen gegen den CDU-Kandidaten Markus Greitemann durchgesetzt und sich so in der Stichwahl um das Oberbürgermeisteramt am 28. September den zweiten Platz hinter Berivan Aymaz von den Grünen gesichert.
„Zur Halbzeit hat Berivan Aymaz einen Vorsprung, aber das Spiel ist erst nach 90 Minuten zu Ende, jetzt muss ich noch ein Tor schießen“, sagte Burmester am Montag. Die Wahlbeteiligung am Sonntag mit 57 Prozent bezeichnete der ehemalige Sportfunktionär und Verwaltungsfachmann als „ermutigend“. Die große Herausforderung für die Stichwahl sei es nun, erneut möglichst viele Menschen zum Urnengang zu bewegen.
Darüber, von welchen der ausgeschiedenen Mitbewerber um das OB-Amt er möglicherweise Stimmen für sich gewinnen könnte, wollte Burmester am Montag nicht sprechen: „Ich diskutiere nicht über mögliche Kooperationen oder Empfehlungen anderer, ich will aus eigener Stärke gewinnen“, sagte er. Dafür wolle er in den kommenden zwei Wochen auch in Stadteilen präsent sein, „in denen ich vielleicht noch Menschen von mir überzeugen kann“. Dazu zählt Burmester etwa Chorweiler, wo am Sonntag Matthias Büschges von der AfD bei der OB-Wahl vorn lag, oder Porz, wo Burmester am Sonntag knapp vor Greitemann und deutlich vor Aymaz lag.
Von seiner Partei war Burmester am Sonntagabend im Stapelhaus ausgiebig gefeiert worden. Es herrschte Einigkeit darüber, dass er als OB-Kandidat für Einigkeit und Zuversicht in der Kölner SPD gesorgt habe.
Der Traum, zehn Jahre nach Jürgen Roters das Rathaus zurückerobern zu können, mobilisiert Kräfte. „Ich habe noch nie einen so geschlossenen Wahlkampf erlebt, alle haben sich hinter Torsten Burmester vereint“, sagte etwa Sercan Bars, ehemaliger Kölner Juso-Chef und inzwischen einer der stellvertretenden Vorsitzenden der Partei. Als Direktkandidat in Kalk 1 zog er in den künftigen Stadtrat ein. Für die OB-Stichwahl zeigte er sich zuversichtlich: „Torsten ist ein totaler Sympath, er sagt nur, was er auch kann, das verfängt bei den Leuten.“