FC-Geschäftsführer Wehrle„Wir haben mit Marco Rose kein Gespräch geführt“

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FC-Geschäftsführer Alexander Wehrle

Herr Wehrle, versinkt der 1. FC Köln im Chaos?

Wir sind voll handlungsfähig. Wir arbeiten an der Zukunft des Vereins. Chaos ist immer dann vorhanden, wenn es keine Stabilität gibt und man sich auf die Akteure des Vereins, die miteinander arbeiten, nicht verlassen kann. Doch Vorstand und Geschäftsführung sind nach wie vor geschlossen und arbeiten vertrauensvoll an Lösungen, an die die Leute glauben und die wieder so etwas wie eine Aufbruchsstimmung erzeugen.

Die Entscheidung, dass Peter Stöger beim Spiel am Samstag beim FC Schalke auf der Bank sitzt, ist dann auch einstimmig gefallen?

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Wir haben klar kommuniziert, dass wir mit Peter und seinem Trainerteam das Spiel absolvieren werden. Da gab es gar nichts zu diskutieren.

Das beantwortet die Frage nicht. Ist das als Frist und als Endspiel für den Coach zu betrachten?

Wir müssen die Situation von Spiel zu Spiel bewerten. Das Spiel gegen Hertha BSC war schlecht, aber man muss auch sehen, wer bei uns alles nicht auf dem Platz stand. Es waren besondere Umstände mit den vielen Verletzten, die man auch mitbewerten muss.

Was passiert, wenn der FC am Samstag verliert? Wird dann reagiert?

Über so etwas rede ich doch nicht schon vorher.

Ein Vertrauensbeweis für Peter Stöger ist das allerdings nicht.

Ich habe zu Peter ein sehr offenes und vertrauensvolles Verhältnis. Vor allem nach dem Weggang von Jörg Schmadtke tauschen wir uns täglich aus. Intern.

Also weiß Peter Stöger, dass er im Falle einer Niederlage gehen muss?

Solange wir davon überzeugt sind, dass die Konstellation aus Mannschaft und Trainer erfolgreich sein kann und daran glaubt, bleibt Peter Stöger Trainer. In der derzeitigen Lage ist doch auch klar: Wir schauen von Spiel zu Spiel. Ich wünsche mir, dass wir auf Schalke erfolgreich sind.

Aber bringt man mit dieser Vorgehensweise dem Trainer nach viereinhalb überwiegend erfolgreichen Jahren den notwendigen Respekt entgegen? Ist das der richtige Weg?

Was ist denn der richtige Weg außer einer offenen, vertrauensvollen Kommunikation, die intern bleiben sollte? Welchen anderen Weg gibt es denn?

Ist Marco Rose ein Kandidat?

Angeblich ist Marco Rose von RB Salzburg ein Trainerkandidat.

Wir haben mit Marco Rose kein Gespräch geführt. Punkt.

Ist der FC an einem Punkt angekommen, an dem es sowieso nicht mehr schlimmer werden und man deshalb alles so laufen lassen kann?

Auf gar keinen Fall. Wir müssen mit aller Entschiedenheit und einer positiven Grundstimmung in die Spiele bis zur Winterpause gehen. In diesen Spielen müssen wir versuchen, Punkte zu holen, damit die Lücke nicht noch größer wird, um dann in der Rückrunde voll anzugreifen. Das sind wir unseren Fans, Mitgliedern und der Stadt schuldig. Wir haben eine Verantwortung, die Situation anzunehmen und Lösungen anzubieten.

Tingelt der FC nicht viel mehr jetzt 21 Spiele lang durch die Liga?

Wir müssen jedes Spiel als Endspiel ansehen. Das heißt, die Mannschaft muss die Leistung abrufen. Und im Fußball ist immer so viel möglich – auch eine Serie. Ich wehre mich dagegen, in Lethargie zu fallen und eine Saison abzuhaken, in der noch 21 Partien zu spielen sind. So lange es rechnerisch möglich ist, werden wir alles dafür tun, um das schier Unmögliche möglich zu machen.

Der Trainer hat nach dem Hertha-Spiel einiges verändert. Athletiktrainer und Weltmeister Benjamin Kugel arbeitet nicht mehr mit der Mannschaft auf dem Platz. Warum? Ist das als Degradierung zu verstehen?

Der Verein hat Benjamin Kugel nicht freigestellt. Es gab eine Abstimmung mit Peter Stöger, wie die internen Abläufe in den nächsten Tage und Wochen aussehen sollen.

Einige sehen Kugel als Bauernopfer.

Dafür habe ich kein Verständnis. Es ist ein Thema zwischen Peter Stöger und Benny Kugel.

Vermissen Sie Jörg Schmadtke?

Vermissen Sie eigentlich Jörg Schmadtke? Sie sind ja derzeit so etwas wie ein Einzelkämpfer.

Ich bin lange genug im Geschäft. Es ist für mich daher klar, dass wir diese Schlüsselposition schnell mit einem erfahrenen und versierten Mann besetzen müssen. Daran arbeiten wir sehr intensiv, und ich bin weiter zuversichtlich. Aber natürlich habe ich mich in den vergangenen 14 Jahren im Profi-Fußball nicht nur mit Zahlen beschäftigt. Das sind für mich keine völlig neuen Themenfelder.

Sie haben sich ja offenbar auf einen Manager festgelegt – Horst Heldt.

Wir haben mehrere sehr gute Gespräche mit sehr guten Kandidaten geführt. Wir müssen die Entwicklung jetzt abwarten.

In der Personalie Heldt wirken Sie weiter positiv. Stimmt der Eindruck?

Ich möchte erst einmal betonen, dass der ganze Prozess mit Hannover 96 sauber abgelaufen ist. Wir haben ein Gespräch mit Horst Heldt geführt, und es war für beide Seiten ein sehr positives. Wir warten jetzt ab und geben nicht so schnell auf.

Waren beim Werben um Heldt die Aussagen von Vizepräsident Toni Schumacher nicht kontraproduktiv?

Ich verstehe die öffentliche Aufregung nicht ganz. Toni hat auf Nachfrage einen Sachverhalt erwähnt, der bereits im September in den Zeitungen zu lesen war. Er hat keine Interna ausgeplaudert, sondern Stellung bezogen.

Die Hannoveraner entgegnen, dass Schumacher all das gar nichts angehe. 96-Klubchef Martin Kind war davon überhaupt nicht begeistert.

Dass die Hannoveraner es so sehen, ist deren Sache. Toni hat Martin Kind mit keinem Wort angegriffen. Aber es ist nachvollziehbar, dass Martin Kind ungern einen erfahrenen und sehr kompetenten Sportmanager verlieren möchte.

Sie kennen sich mit Personalentscheidungen aus. Wenn ein leitender Angestellter gehen will, wie kann ein Verein ihn dann überhaupt halten?

Ich will nicht auf Heldt und Hannover eingehen, das verbietet der Respekt vor den Kollegen dort. Grundsätzlich ist doch klar: Wenn jemand für sich persönlich so eine Entscheidung getroffen hat, dann ist es sehr, sehr schwierig, einen Mitarbeiter zu halten und weiter zu motivieren. Das muss zwar jeder selbst bewerten, aber ich habe die Erfahrungen gemacht, dass man diese Entscheidungen von Mitarbeitern akzeptieren muss.

Wenn es mit Horst Heldt nicht klappen sollte, wären dann nicht alle anderen Kandidaten nur B-Lösungen?

Das sehe ich nicht so. Wichtig ist ja, dass wir in einem offenen Austausch mit den Kandidaten stehen. Und das ist so

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