Das Warten hat kein Ende

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Nicht die Ausnahme, sondern die Regel: Die Schranken sind mal wieder geschlossen.

Nicht die Ausnahme, sondern die Regel: Die Schranken sind mal wieder geschlossen.

Poll / Ensen-Westhoven- Denkt man an die Haushaltssituation der Stadt, so dürfte die Meldung aus der Stadtverwaltung eigentlich nicht verwundern. Die hat während der jüngsten Sitzung der Bezirksvertretung im Porzer Rathaus eine Beschlussvorlage eingereicht, nach der auf die seit mehr als 30 Jahren angedachte und politisch gewollte Untertunnelung der Porzer Ringstraße verzichtet werden soll. Zuletzt im Juni 2000 hatte der Stadtentwicklungsausschuss den Beschluss gefasst, den Bahnübergang an der Ringstraße aufzuheben und eine Unterführung zu bauen. Denn dort - am Güterbahnhof Gremberg - müssen Autofahrer vor den Schranken sehr lange Wartezeiten in Kauf nehmen. Jetzt soll das Projekt aber vor allem wegen der hohen Kosten aufgegeben werden.

„Für die bauliche Aufhebung des Bahnübergangs wurden Kosten in Höhe von etwa 20 bis 22,5 Millionen Euro ermittelt“, heißt es in der Verwaltungsvorlage. Um diese Kosten zu rechtfertigen, müsste der Tunnel das städtische Straßennetz und hierbei speziell die Siegburger Straße entlasten.

Laut einer Verkehrssimulation wäre dies allerdings nicht der Fall. Zurzeit gebe es rund 2100 Fahrten pro Tag auf der Porzer Ringstraße, nach dem Bau eines Tunnels würde sich die Zahl auf 8500 erhöhen. Allerdings würde weniger die Siegburger Straße als vielmehr die Autobahn A 4 zwischen dem Kreuz Gremberg und der Anschlussstelle Poll entlastet - womit die hohen Kosten nicht gerechtfertigt wären, so die Verwaltung. Allerdings bleib unerwähnt, dass die Stadt lediglich ein Drittel der Kosten übernehmen müsste und diese auch noch zu 75 Prozent bezuschusst bekommen würde. Den Rest teilen sich Bund und Bahn - wenn sie denn mitziehen würden.

Die Mehrheit der Porzer Bezirksvertreter war alles andere als erfreut, als sie von der Verwaltungsvorlage hörte. Schließlich soll die Porzer Ringstraße eine deutliche Entlastung für Poll bringen, weil sie den Verkehr von der Kölner Straße direkt auf den östlichen Zubringer und auch nach Kalk und Vingst führt - wenn da nicht der Bahnübergang wäre. Weil die Ringstraße den viel genutzten Rangierbahnhof Gremberg kreuzt, sind die Schranken dort in der Regel geschlossen statt offen. Ein in die Jahre gekommenes Hinweisschild weist die wartenden Autofahrer freundlich darauf hin: „Haben Sie Eile, so fahren Sie besser zur Kölner Straße zurück und auf einem anderen Weg zu Ihrem Ziel.“ Wartezeiten von einer halben Stunde sind hier keine Seltenheit.

Zwar gibt es einen Fahrdienstleiter der Bahn vor Ort, der die Autofahrer im Blick hat und die Schranken bei Bedarf öffnen kann - wann dies der Fall ist, wissen die Autofahrer jedoch nicht. Deshalb fordert die Fraktionsvorsitzende der CDU, Anne Henk-Hollstein, weiterhin, dass wenigstens elektronische Tafeln installiert werden, auf denen Fahrer über die aktuellen Wartezeiten informiert werden - ähnlich wie es zum Beispiel die Kölner Verkehrsbetriebe (KVB) an manchen Haltestellen gemacht machen. Grundsätzlich bleibe die CDU jedoch beim Wunsch nach einer Brücke oder einem Tunnel.

Die SPD sieht das genau so. „Es ist ein Unding, was die Verwaltung da vorschlägt“, meint Bezirksvertreter Karl-Heinz Pepke und nimmt auch die Bahn in die Verantwortung. „In den 70er Jahren war der Bahnübergang wesentlich länger geöffnet.“ Dass die Durchfahrt dort heute weitaus seltener möglich ist, darauf habe man die Verkehrsregelung nicht entsprechend angepasst.

Thomas Ehses von den Grünen hingegen war für den Verwaltungsvorschlag. „Ein Tunnel bringt keine Entlastung, aber mehr Verkehr“, meinte er, denn Straßen würden Verkehr erst anlocken.

Am Ende wurde die Verwaltungsvorlage mit großer Mehrheit abgelehnt. Lediglich einer der beiden Vertreter der Grünen stimmte für den Vorschlag der Verwaltung, der andere enthielt sich.

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