Erst begeht Kelsey Owusu im Pokal-Derby ein heftiges Foul, dann wird er zum Ziel von rassistischen Beleidigungen im Netz. Sein Trainer wird daraufhin erst recht wütend.
Foul im Pokal-DerbyKelsey Owusu Ziel rassistischer Beleidigungen nach Foul

Heftig erwischt: Couto nach dem Foul von Owusu.
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Hetze im Netz, eine Wutrede des eigenen Trainers und der Vergleich mit „einem Anschlag“ durch BVB-Coach Niko Kovac: Das harte Foul von Kelsey Owusu an Dortmunds Yan Couto überschattete den emotional aufgeladenen Derby-Abend im DFB-Pokal – und löste heftige Reaktionen in den sozialen Netzwerken aus.
Nach „heftigen und teilweise rassistischen Beleidigungen“ schloss Rot-Weiss Essen im Anschluss an das in den Hintergrund geratene 0:1 gegen den BVB zeitweise die Kommentarfunktion bei Instagram. Essens Trainer Uwe Koschinat war außer sich und sagte voller Wut: „Ich glaube, es ist unverzeihlich, wenn ein Spieler so hart einsteigt. Aber es ist nicht deswegen unverzeihlich, weil der Spieler dunkelhäutig ist, sondern weil die Aktion einfach scheiße ist.“
Trainer Koschinat: „Völlig unangemessen“
Der 21-jährige Owusu kam in der Nachspielzeit bei einem Zweikampf deutlich zu spät und traf den Dortmunder Yan Couto mit offener Sohle fast auf Kniehöhe. Als Couto nach Abpfiff mit einer Trage in die Katakomben gebracht wurde, machte sich im Netz schon Hass gegen den Essener Profi breit.
Und das nur einen Tag nach dem Vorfall beim Erstrundenspiel zwischen Lok Leipzig und dem FC Schalke 04, bei dem Christopher Antwi-Adjei eine rassistische Beleidigung von der Tribüne dem Schiedsrichter meldete. Antwi-Adjei berichtete nach dem Spiel, dass von der Tribüne das „N-Wort“ gerufen wurde. Mit dem Begriff „N-Wort“ wird heute eine früher gebräuchliche rassistische Bezeichnung für Schwarze umschrieben.
Im Fall Owusu wurde nicht von den Rängen beleidigt, sondern in den Tiefen der sozialen Netzwerke. „Ich finde das so niederträchtig, was teilweise für Kommentare auf Menschen einprasseln. Das finde ich völlig unangemessen“, sagte Koschinat, der nach dem packenden Pokalabend das Gespräch mit Owusu suchte und ihn aufbaute. Der Essener entschuldigte sich später in der BVB-Kabine für sein Einsteigen.
Kovac deeskaliert bei Pressekonferenz
Als er von den Beleidigungen noch keine Kenntnis hatte, verurteilte auch Dortmunds Trainer Kovac das brutale Foul in der Nachspielzeit mit scharfen Worten. „Ich muss ganz ehrlich sagen: So geht man nicht hin. Ich will ihm keine Absicht unterstellen, aber das ist fahrlässig, das ist grob fahrlässig. Eigentlich ist das ein Anschlag“, sagte Kovac in der ARD kurz nach Spielschluss.

Stellten sich gemeinsam gegen die Hetze: Trainer Koschinat und Kovac.
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In der Pressekonferenz wählte er seine Worte später mit mehr Bedacht und war spürbar um Deeskalation bemüht. „Ich schließe mich da auch an: Das ist Sport und es kann nicht sein, dass dann irgendwo irgendjemand irgendwelche Kommentare Richtung dieses Spielers schickt“, sagte Kovac. So ein Foul mache „keiner mit Absicht“.
„Brutales Foul“ an Couto
Dortmunds Sportdirektor Sebastian Kehl sprach zunächst von „einer klaren Roten Karte“. Als er seine Ausführungen in der Interview-Zone beendet hatte, drehte sich Kehl noch einmal zu den Journalisten um und fügte mit ernster Miene an, es habe sich „um ein brutales Foul“ gehandelt. Die Beteiligten wirkten sichtlich betroffen von dem Tritt, der in der Bundesliga per Videobeweis sicher auf eine Rote Karte korrigiert worden wäre.
Kovac war zuversichtlich, dass sich der Brasilianer Couto bei dem Foul zumindest nicht schlimmer verletzt hat. „Er hat starke Schmerzen, aber ich bin trotzdem zuversichtlich, dass es vielleicht in Anführungsstrichen nur eine sehr starke Prellung ist“, sagte der Trainer nach dem ruckeligen Pflichtspielauftakt, den Serhou Guirassy mit seinem Siegtor in der 79. Minute rettete.

Verhaltene Sieger: Dortmund zitterte sich zum Weiterkommen.
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Einen weiteren Ausfall kann Kovac gerade nicht gebrauchen. Die Defensive ist ohnehin wacklig, zudem fallen Niklas Süle und Nico Schlotterbeck noch länger aus. Auch Julian Ryerson, der eigentlich Coutos Position rechts auf der Außenbahn bekleidet, fehlte in Essen, nachdem er im Training einen Schlag auf die Wade bekommen hatte.
Kehl deutet Transfers an
So kam der 20 Jahre junge Filippo Mané in Essen zu seinem Debüt. Kehl ließ offen, ob und wie der Verein noch personell nachlegt. „Wir machen uns die ganze Zeit schon Gedanken. Ich bin doch optimistisch, dass wir noch was tun werden“, sagte der Sportdirektor bei Sky. Nicht nur hinten ist Bedarf, sondern auch im Angriff. „Wir wollen etwas machen, wenn es sinnvoll ist“, fügte Kehl an.
Über konkrete Namen wollte Kehl nicht sprechen. Der spielerische Auftritt beim holprigen Sieg über einen Drittligisten war nicht gerade ein Mutmacher für den Bundesliga-Start am Samstag (18.30 Uhr/Sky) beim FC St. Pauli. Neben Matchwinner Guirassy zeigte nur der herausragend haltende Torhüter Gregor Kobel wirklich Normalform. (dpa)