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Fußballroute NRWAuf den Spuren unserer Helden

Lesezeit 6 Minuten

Die Deutsche Fußballroute NRW ist ins Visier des Landesrechnungshofs geraten: Fördergelder sollen hier verschwendet worden sein. Aber dies ist das Jahr der Fußballweltmeisterschaft, und der Deutschen liebster Mannschaftssport ist eben nicht nur vor dem Fernseher faszinierend. Schon gar nicht in Nordrhein-Westfalen, wo Fußballgeschichte geschrieben wurde. Der Fan will schließlich wissen, wo Günther Netzer geboren wurde, Franz Beckenbauer trainierte oder „Stan“ Libuda seine ersten Flanken schlug. Oder mal ein Bierchen in der Kneipe trinken, in der „Boss“ Helmut Rahn die Geschichte von seinem „Weltmeistertor“ in Bern erzählte. Nachverfolgen lässt sich das und vieles mehr auf der rund 720 Kilometer langen Strecke zwischen Aachen und Bielefeld. 15 fußballbegeisterte Städte liegen an der mit braunen Hinweisschildern ausgezeichneten Route. Große Vereine, prominente Spieler, erfolgreiche Trainer und viele Anekdoten bleiben hier unvergessen.

Aachen: Transfer aus Italien

Der Aachener Tivoli ist Startpunkt der Fußballroute NRW. Der Name stammt vom Park eines ehemals nahe gelegenen Landguts, der an die Gärten der mittelitalienischen Stadt Tivoli erinnerte. Das Stadion liegt im Sportpark Soers, umgeben von vielen Grünflächen. Im Reitstadion findet hier alljährlich das internationale Pferdesport-Turnier CHIO statt. Sehenswert in Aachen ist natürlich auch die Innenstadt mit dem Dom, Teil des Unesco-Welterbes, und dem gotischen Rathaus. Beides sind die markantesten Bauwerke des historischen Stadtkerns.

Verein: Alemannia Aachen, gegründet 1900, heute Regionalligawww.aachen-tourist.de

Köln: Hier wurde der Ball rund

Rund zehn Jahre ist das Rheinenergie-Stadion alt, in dem auch das FC-Museum untergebracht ist. Hier liegt auch die Unglücksmünze, die der Schiedsrichter 1965 im Viertelfinale des Europapokals 1. FC gegen Liverpool zur Entscheidung empor warf – bei dem Spiel mit dabei: die Kölner Legende Wolfgang Overath (Bild). Die Kölner schieden aus. Nicht weit vom Ort der Legenden liegt die Sporthochschule, in der schon Sepp Herberger feststellte: „Der Ball ist rund“ und „Ein Spiel dauert 90 Minuten“. Nach einem Spaziergang durch die Grünanlagen am Stadion sind Besucher mit der Bahn schnell in der Innenstadt – und können sich dort den Dom anschauen. Für Fans geht’s natürlich vorher noch ins Deutsche Sport- und Olympiamuseum.Verein: 1. FC Köln, gegründet 1948, heute 1. Bundesligawww.koelntourismus.de

Leverkusen: Kreuz mit Schmuckkästchen

Als Schmuckkästchen der Liga gilt die Bayarena, die bis 1998 noch Ulrich-Haberland-Stadion hieß. Im multifunktionalen Komplex sind neben Spielfläche und Zuschauerrängen noch Tagungsräume, ein Vier-Sterne-Hotel, Gastronomie und ein Fan-Shop untergebracht. In der Nähe des berühmten Bayer-Kreuzes findet sich mehr Grün als mancher glaubt – besonders sehenswert ist der Japanische Garten. Und natürlich Schloss Morsbroich. Dort ist heutzutage das Städtische Museum für moderne Kunst beheimatet.

Verein: Bayer 04 Leverkusen, gegründet 1904 (seit 1999 Fußball GmbH), heute 1. Bundesligawww.leverkusen.de

Mönchengladbach und der Mittelfeldmotor

Natürlich liegt das neue Stadion der Mönchengladbacher im Borussia Park an der Hennes-Weisweiler-Allee 1. Der legendäre Fußballtrainer feierte die Erfolge mit seiner Fohlen-Elf noch am Bökelberg. Zu den Stars gehörte der „Mittelfeldmotor“ Günter Netzer (Bild), dessen Geburtshaus nahe dem Mönchengladbacher Rathaus in der Gasthausstraße 31 steht. Denkmale für „Terrier“ Berti Vogts und „Laufwunder“ Hacki Wimmer sind im Stadtteil Eicken auf dem Markt zu bewundern. Sehenswert in der Stadt unter anderem das vogelkundliche Museum im Schloss Wickrath.

Verein: Borussia Mönchengladbach, gegründet 1900, heute 1. Bundesligawww.moenchengladbach.de

Dortmund - schwarz-gelbe Wand und rot-weiße Pommes

Dortmund – das ist die gelbe Wand. 100 Meter breit, 52 Meter tief und 40 Meter hoch ist die größte Stehtribüne Europas, auf der 24000 Fans Platz finden. Insgesamt rund 80000 Zuschauer fasst der imposante Signal-Iduna-Park, der zum Wahrzeichen seiner Stadt geworden ist. An der Nordostecke befindet sich das „Borusseum“ mit zahlreichen Erinnerungen an die Vereinsgeschichte. Die begann am Borsigplatz: Hier standen das Kino der Familie Assauer (ab 1964 auch Borusse, Bild) und die Sportlerklause, geführt von Dortmunds erstem Fußball-Nationalspieler August Lenz. Wenige Meter entfernt, am Imbiss „Pommes Rot-Weiß“, stand einst das Lokal „Zum Wildschütz“, in dem die Borussia 1909 gegründet wurde. Ein wenig vom Fußball erholen können sich Besucher im nahe gelegenen Westfalenpark mit seinem großen Rosarium. Im Gewerbe-, Wohn- und Erholungsgebiet „Phoenix-See“ befinden sich der BVB-Megastore und die Hall of Fame.

Verein: Borussia Dortmund (Ballspielverein Borussia 09), gegründet 1909, heute 1. Bundesligawww.dortmund-tourismus.de

Düsseldorf - Teufelskerl auf dem Balkon

In der Esprit-Arena (früher: Rheinstadion) traten nicht nur Kicker zu und auf. Mick Jagger, Jon Bon Jovi oder Bruce Springsteen und die Lokalmatadoren von den Toten Hosen rockten hier die Hütte. Die lokale Fußballprominenz traf sich oft im Benrather Hof. Im Stadtmuseum ist die Fahne der Fortunen von 1897 zu besichtigen, auf dem Rathaus-Balkon ließ sich „Teufelskerl“ Toni Turek (Bild), Torhüter der Deutschen Nationalmannschaft, nach dem Gewinn des WM-Titels 1954 feiern. Vor dem Einkauf auf der Kö bietet der Aufstieg auf den Rheinturm einen tollen Ausblick.

Verein: Fortuna Düsseldorf, gegründet 1895, heute 2. Bundesligawww.duesseldorf-tourismus.de

Essen - dem „Boss“ auf der Spur

Abgerissen wurde das historische Georg-Melches-Stadion im vergangenen Jahr. Die Fußballroute NRW führt zu zahlreichen Anlaufpunkten im gesamten Stadtgebiet. Hier lässt es sich auch auf den Spuren vom „Boss“ Helmut Rahn (Bild) wandeln: Der legendäre Torschütze im WM-Endspiel von 1954 wird noch heute in seiner Heimatstadt verehrt. Zu den bekanntesten Rahn-Gedächtnisstätten zählen das Wohnhaus in der Dittmarstraße 1 in Essen-Frohnhausen, die Grabstätte auf dem nahe liegenden Margareten-Friedhof und besonders die Kneipe „Friesenstube“ an der Frohnhauser Straße 387, wo der Boss oft die Geschichte von Bern erzählen musste. Sehenswert in Essen natürlich auch die Villa Hügel.

Verein: Rot-Weiss Essen, gegründet 1907 als SV Vogelheim, heute Regionalligawww.essen-touristik.de

Gelsenkirchen - Hochzeit ganz in blau

Die königsblauen Knappen und der „Schalker Kreisel“ sind fester Bestandteil der deutschen Fußballgeschichte. Die 1928 auf einem ehemaligen Zechengelände erbaute Glückauf-Kampfbahn steht heute unter Denkmalschutz. An der Kurt-Schumacher-Straße liegen auch die legendären Fan-Kneipen „Auf Schalke“ und „Bosch“. In der neuen Veltins-Arena gibt es sogar eine Kapelle, in der getauft und geheiratet wird. Und natürlich ist hier auch ein Schalke-Museum mit Erinnerungen an „Stan“ Libuda oder „Flankengott“ Rüdiger Abramczik untergebracht. In der Nähe liegt die Zoom-Erlebniswelt mit mehr als 500 Tieren. Zu den Attraktionen hier zählen auch die evangelische Altstadtkirche und der Nordsternpark.

Verein: Schalke 04, gegründet 1904, heute 1. Bundesligawww.gelsenkirchen.de

Bochum - auch musikalisch immer am Ball

Wer über den nördlichen Innenstadtring zum Rewirpower-Stadion fährt, kommt am Deutschen Bergbau-Museum vorbei. Kumpel und Zechen prägten diese Stadt, zu der sich Sänger Herbert Grönemeyer bis heute immer wieder bekennt, im ehemaligen Ruhrstadion gab er noch 2012 ein Konzert. Bochum ist traditionell fußballverrückt: Unter dem Titel „Die Tiefe des Raumes“ wurde 2005 in der Jahrhunderthalle sogar das erste Fußballoratorium der Musikgeschichte aufgeführt. Sehenswert in der Innenstadt ist die Propstei Peter und Paul, auch ein Besuch des Botanischen Gartens der Ruhr-Universität lohnt sich in jedem Fall.

Verein: VfL Bochum (gegründet 1938, heute 2. Bundesliga)www.bochum-tourismus.de