Gotes Restaurant-KritikGemischter Eindruck aus Bali

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Das leicht schummrige Lokal im Souterrain bietet Gerichte aus Indonesien und Bali an. (Bild: Max Grönert)

Das leicht schummrige Lokal im Souterrain bietet Gerichte aus Indonesien und Bali an. (Bild: Max Grönert)

Wenn das so weiter geht, dann kann man das Belgische Viertel bald in Asiatisches Viertel umbenennen, zumindest aus kulinarischer Sicht. Es ist schon beeindruckend, wie viele Lokale und Restaurants mit asiatischer und fernöstlicher Küche sich in den vergangenen Jahren in Ringnähe zwischen Lindenstraße und Brüsseler Platz angesiedelt haben – von indischen Currys über thailändische Spezialitäten bis zu burmesischen Fischsuppen kann man sich hier quer durch fast sämtliche Gerichte mit all den exotischen Gewürzen und Kräutern essen, die die Kochtraditionen des Fernen Ostens zu bieten haben und deswegen uns Europäer so faszinieren.

Kaum differenzierte Würze

Die meisten dieser Lokale liegen preislich eher maximal im mittleren Bereich oder häufig sogar etwas drunter, die Qualität der verwendeten Produkte auf demselben Niveau, das man für solche Preise höchstens erwarten kann. Wie gut es im Endeffekt schmeckt, hängt in asiatischen Lokalen stark von der Sorgfalt der jeweiligen Küchencrew ab, und in dieser Hinsicht gibt es auch die größten Schwankungen.

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Womit wir beim Warung Bayu (vorher Warung Bali, aber immer noch derselbe Besitzer) wären, das inzwischen schon seit einigen Jahren in der Nähe des Rudolfplatzes balinesisch-indonesisch kocht und besonders in seinen Anfangsjahren wegen seiner sehr differenziert gewürzten Spezialitäten auffiel. Allerdings konnten die Köche des leicht schummerigen Lokals im Souterrain, das nach wie vor sehr beliebt ist, besonders bei meinem letzen Besuch genau diese Erwartungen nur selten erfüllen. Unter „knusprig gebackenen Teigtaschen mit Garnelenfüllung“ stelle ich mir schon etwas anderes vor als lediglich mit Wan-Tan-Teig umwickelte dünne Garnelen, auch wenn der Teig knusprig war und sie nur 4,50 Euro kosteten. Überhaupt nicht akzeptabel war die wässrig-klare Suppe Gerang Assam mit ein paar geviertelten Champignons, zwei Garnelen und Tomatenscheiben darin, die geschmacklich zwischen scharf und säuerlich waberte.

Empfehlenswerte Erdnusssauce

Daran, dass es bei den Vorspeisen auch anders geht, erinnerten allerdings der Rohkostsalat aus Sprossen, Gemüse und Tofu (5,50 Euro), pikant abgerundet mit einer Tamarinden-Erdnuss-Sauce, – und das lauwarme, marinierte Rindfleisch auf einem fruchtigen Salat mit roten Paprika und Ananas (7 Euro). Überhaupt gehörten alle Gerichte zu den besseren, die irgendwie mit Erdnusssauce zu tun hatten wie die gemischten Satéspieße mit durchweg zartem Fleisch und allen voran das vegetarische Cah Tahu buncis (10,50 Euro). Dass ich jemals ein Tofu-Gericht zum Favoriten meiner Kolumne erklären würde, hätte ich eigentlich nicht für möglich gehalten, aber bitte schön: wirklich knusprige Tofuwürfel in einer würzig-süßlichen, sehr aromatischen Sauce mit thailändischen Auberginen, grünen Bohnen und Sesam. Die Ente zum banalen Wokgemüse war dagegen zu trocken (14 Euro), die Sauce des an sich ordentlichen Lammfleischcurrys (14 Euro) mit Bananenblüten, Bambus und Kichererbsen zu eindimensional scharf und dünn, die Hähnchenbrustfilets in roter Sauce nach balinesischer Art sehr scharf, aber ohne aromatisch ausbalancierendes Gegengewicht (12,90 Euro). Mit etwas mehr Sorgfalt und Genauigkeit bei der Zubereitung könnte das alles problemlos wieder wesentlich besser schmecken.

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