Lieblingsort - Cafés in KölnHipsteralarm mit veganen Törtchen und Vinyl

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Hier fühlt sich Julia Floss wohl: im Café Hibiskus am Hansaring.

Hier fühlt sich Julia Floss wohl: im Café Hibiskus am Hansaring.

Der Hansaring ist für mich quasi der Bukowski unter den Kölner Straßenzügen: hässlich, schmutzig, alles andere als vertrauensselig, aber auf seine verdorbene Art und Weise unbeschreiblich charmant. Vorbei an XXL-Mega-Erotikshops, Kiosken mit Kaffee aus Plastikbechern, vergilbten Ladenlokalen mit originalverpackten VHS-Kassetten in der Auslage, wird man das Gefühl nicht los, dass hier die Zeit stehengeblieben ist. Allerdings, hinter dem ganzen Grau und Dreck verstecken sich wunderschöne Altbauten aus der Jahrhundertwende. In einem dieser Prachtbauten teilen sich das vegane Café Hibiskus und der Underdog Recordstore das Erdgeschoss.

Vanille-Karamell-Cupcake mit Tonkabohne und Hibiskus // 2,90 Euro

Himbeer-Schoko-Torte // 3,20 Euro

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Rawesome Elvis-Pie // 3,90 Euro

Quiche mit Salat // 6,90 Euro

Tomaten-Kokos-Suppe // 4,50 Euro

Linseneintopf // 4,50 Euro

Hot Dogs // 5,90 Euro

Frische Waffeln mit heißen Kirschen, Sahne und Eis // 4,70 Euro

Um es mal vorwegzunehmen, hier treiben sich nicht nur unglaublich hippe, junge Menschen mit Jutebeutel und Vintage-Turnschuhen rum, die sich alle furchtbar wichtig nehmen. Anika Heil, Inhaberin des Café Hibiskus, ist das beste Beispiel dafür. Voller Humor und Selbstironie betreibt sie ihr entzückendes veganes Café. Fleischesser werden nicht mit dogmatischer Härte verurteilt und über ihren veganen, glutenfreien, ungebackenen Elvis-Pie witzelt sie selber ein wenig. Umso schöner, dass dieses dubiose Bananen-Nuss-Backwerk auch noch ganz köstlich schmeckt. Ich bin immer noch völlig fassungslos, dass die Hibiskuscrème auf dem Vanille-Karamell-Cupcake keine Butter enthält. Sonntags serviert Anika vegane Hot Dogs. Das Publikum ist sympathisch und bunt gemischt, ähnlich wie im benachbarten Plattenladen. Natürlich wuseln hier die üblichen Verdächtigen mit Oberlippen-, bzw. Rauschebart, Hornbrille und Matrosenmütze rum – und faseln etwas über „in Deutschland noch super unbekannten experimentellen Post-Punk mit Spoken-Word-Einflüssen“. Aber im Zweifel steht daneben ein leicht untersetzter Sonic-Youth-Fan in einem verwaschenen Shirt und verdreht vielsagend die Augen. Im Underdog kann man problemlos die Zeit vergessen und stundenlang in Plattenkisten stöbern, immer auf der Suche nach alten und neuen Schätzen.

Wem das immer noch zu wenig Prenzlauer-Berg-Feeling ist, der läuft einfach ein paar Meter weiter zur Lübecker Straße, trinkt eine Bio-Holunderlimo im Café Schmitz und genießt anschließend noch ein wenig Arthouse-Kino in der Filmpalette nebenan. Wenn das nicht reicht, hilft nur noch der Brüsseler Platz.

Café Hibiskus, Ritterstr. 52, 50668 Köln, 0151/54151996, Öffnungszeiten: Di bis So 12 bis 18 Uhr

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