Restaurant-KritikSaftige Burger, perfekte Pommes

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„Freddy Schilling“ beweist sowohl bei der Laden- als auch bei der Burger-Gestaltung Stilwillen.

„Freddy Schilling“ beweist sowohl bei der Laden- als auch bei der Burger-Gestaltung Stilwillen.

Kurz zur Vorgeschichte: Relativ rasant hat sich zwischen Belgischem Viertel und Kwartier Latäng eine Achse des Burgers gebildet, die echten Fans endlich die Möglichkeit bietet, sich diesem Vergnügen jenseits der faden Fastfood- Dynastien standesgemäß hinzugeben. Wenn auch konzeptionell etwas unterschiedlich aufgestellt – man könnte sagen: einmal „Slowfood trifft Fastfood“, einmal „Burger, Fritten, zack“ –, setzen „Freddy Schilling“ und die „Beef Brothers“ auf ähnliche Prinzipien.

Nummer eins ist Transparenz bei der Zubereitung: Gebraten und belegt wird nicht im stillen Küchenkämmerlein, sondern vor den Augen der Gäste. Das Fleisch kommt bei den „Brothers“ aus der Eifel, bei „Freddy“ wird die Bulette aus Neuland-Fleisch, das aus artgerechter und umweltschonender Tierhaltung stammt, geformt.

Auch vegetarische Grill-Spezialitäten im Angebot

Eine vegetarische Variante ist für die neue Grillmeister-Generation selbstverständlich. Allerdings steht bei „Freddy Schilling“ zurzeit ein besonderes Schmankerl auf der großen Tafel über der Grillstation, nämlich die „Wilde Wutz“ (mit Fritten 8,80 Euro). Dieser riesige Wildschweinburger ist ohne Übertreibung eine Sensation zu nennen, wenn auch manchem die süßlichen Aromen vielleicht zu unmännlich sein könnten. Denn was sich an diesem Modell beispielhaft für den Rest des übersichtlichen Burger-Angebots ablesen lässt, ist das Händchen für die Zutaten- und Saucenkombination sowie das herausragende Können in Sachen Gargrad. Zum saftigen Wildschweinfleisch mit kräftigem Wildgeschmack kommen noch dünne karamellisierte Apfelscheiben, knackige rote Zwiebeln sowie eine mit Preiselbeeren und Chili akzentuierte Sauce ins Roggenbrötchen.

Hier wie bei allen probierten Exemplaren bekam das Ideal des „perfect juicy burger“ sein Abbild. Für je 1,20 Euro mehr gibt es gute dicke Pommes oder kleine Rosmarin-Kartoffeln, die Zwei Hamburger-Restaurants braten die besseren Buletten bei uns zu fest geraten waren. Sowohl „Freddy’s Favorit“, der klassische Hamburger, als auch „Tante Tiziana“ (köstlich mit Rucola, Parmesan, frischen und getrockneten Tomaten) warten mit saftig-würzigem Rindfleisch und profilierter Grill-Note auf. Bei der vegetarischen Variante liegt kein dröger Tofu-Lappen zwischen den Brötchendeckeln, sondern aromatische Pilze mit Sprossen. Tatsächlich sind die Schillingers nach eigener Auskunft noch in der vegetarischen Kreativphase und arbeiten an weiteren Möglichkeiten.

Krosse Speckscheiben

Bei den „Beef Brothers“ wird fleischlos mittels eines kross ausgebackenen Schafskäses und passender Schärfe interessant realisiert (klein 4,50 Euro). Pesto, knackfrischer Salat und aromatische Tomaten machen aus „Don Vito“ den italienischen Rindfleisch- Burger im hellen Brötchen (groß 8 Euro), krosse Speckscheiben und eine tolle rauchige Sauce schaffen das Modell „BBQ“ (klein 4 Euro). Bei diesen beiden wie auch beim typischen Cheeseburger (groß 6 Euro) geriet das gute, aber fast ungewürzte Fleisch allerdings um einiges zu trocken. Dagegen erreichten die Pommes mit zwar untypischer, dafür aber sehr guter Aioli den Gütegrad perfekt: mittelgroß, kross, Kartoffel- statt Fettgeschmack und genau richtig gesalzen (2,50 Euro, je Sauce 50 Cent).

Ach so, noch eine Gemeinsamkeit: Platz ist in beiden Lokalen nicht im Überfluss vorhanden, und „Fastfood“ im Sinne von schnell dauert natürlich bei Frischgebratenem etwas länger.

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