Restaurants in Corona-ZeitenRücksichtsvolle Gäste sind das Einzige, was hilft

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Ein Kellner mit Maske im Lokal „Herr Pimock“ in Köln.

  • Restaurants und Cafés dürfen wieder Gäste empfangen. Aber ist alles wieder normal?
  • Die aktuelle Situation der Gastronomen hat mit Normalität überhaupt nichts zu tun, findet unsere „Köln kulinarisch”-Kolumnistin Julia Floss.
  • Wie die Gesellschaft sich auch im Restaurant spaltet und womit den Gastronomen geholfen ist, beschreibt sie hier.

Köln – Seit knapp zweieinhalb Wochen dürfen Restaurants und Cafés wieder Gäste empfangen und verpflegen. Auch Kneipen dürfen wieder ausschenken. Nach und nach sollte in der Corona-Krise ein wenig Normalität zurückkehren. So war zumindest der Plan.

Bei genauerer Betrachtung, hat die aktuelle Situation der Gastronomen mit Normalität überhaupt nichts zu tun. Die meisten Lokale sind mit ausgedruckten Verhaltensregeln des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) nur so zutapeziert. Im Fenster, an der Tür, im Eingangsbereich – überall hängen Hinweisschilder, wie sich der Gast zu verhalten hat. Selbst am Boden geben Klebestreifen Anweisungen zu Laufrichtung und Mindestabstand. Viele Restaurants wirken nahezu leer gefegt, weil die Tische weit auseinander gestellt wurden und aktuell nur noch ein Drittel der üblichen Gästezahl gestattet ist.

Die Gesellschaft spaltet sich – auch im Restaurant

Normal ist das alles nicht. Und dennoch spaltet sich die Gesellschaft gerade in die Gruppe der Leichtsinnigen und die der Vorsichtigen. Während die einen immer noch Abstand halten, sich die Hände waschen und bereitwillig die für Restaurants vorgeschriebenen Kontakt-Nachverfolgungs-Formulare ausfüllen, vergessen oder verweigern die anderen den Mund-Nasen-Schutz beim Betreten des Lokals, wollen dem Wirt eifrig die Hände schütteln und rücken ihren Mitmenschen dicht auf die Pelle.

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In Köln sitzen Gäste vor dem „Salon Schmitz“.

Wie anstrengend der permanente Hinweis auf Fehlverhalten ist, sieht man den Servicekräften förmlich an. Sie sind es, die den schwierigen Balanceakt aus Gastfreundschaft und Kontrollinstanz täglich Stunde um Stunde vollziehen müssen. Die sich die unaufgeforderten Monologe und Kommentare der Gäste zu Schmierinfektionen über Bargeld, die Banken als Gewinner der Krise und die Sinnhaftigkeit von Gesichtsmasken anhören müssen.

Das einzige was hilft, sind rücksichtsvolle Gäste

Die Gastronomen sitzen in der Zwickmühle. Einerseits bemühen sie sich, alle Auflagen der Corona-Schutzverordnung einzuhalten, andererseits kämpfen sie perspektivisch mit der blanken Existenzangst, weil die derzeit drastisch beschränkte Gästezahl nur geringe Umsätze mit sich bringt.

Julia Floss Foto für Gastro Kolumne Koeln kulinarisch

Unsere Gastro-Expertin Julia Floß ist gelernte Köchin und Patissière.

Das einzige was ihnen gerade hilft, sind rücksichtsvolle Gäste, die gewillt sind, Verantwortung für sich zu übernehmen. Wenn ich als Gast ein Lokal betrete, das sich nicht an die Auflagen hält, dann kann ich entweder sofort gehen oder im schlimmsten Falle das Ordnungsamt informieren.

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Ein Restaurantbetreiber hingegen, der um seine Existenz fürchten muss, überlegt sich gut, ob er einen Gast, auch wenn er noch so renitent ist, vergraulen möchte. Der aktuelle Corona-Ausbruch in einem Restaurant im Kreis Leer in Niedersachsen ist leider der beste Beweis dafür, dass wir uns noch längst nicht die Masken vom Gesicht reißen dürfen und schunkelnd an der Theke sitzen sollten.

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