Ruhepol im GroßstadtlärmDas „Sülzer Wirtshaus“ heißt jetzt „Fladens“

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Setzt auf den Charme des Rustikalen: Aleksander Litons.

Setzt auf den Charme des Rustikalen: Aleksander Litons.

Wenn man in ein und derselben Location schon mehrfach Eröffnung gefeiert hat, dann schaut man bei einem erneuten Inhaberwechsel wahrscheinlich besonders gut hin, um herauszufinden, ob Fehler oder Schwachstellen, die es vielleicht in der Vergangenheit gab, ausgemerzt wurden. Auffallendste Neuerung in der „Fladens“ heißenden neuen Lokalität an der Zülpicher Straße ist die Präsenz des Betreibers. Aleksander Litons legt großen Wert darauf, als Gastgeber zu fungieren und im persönlichen Kontakt zu den Menschen zu stehen, die zu ihm kommen. Das war bisher anders.

Nachdem sich der Versuch, im ehemaligen „Sion im Keldenich“ ein zweites Café Waschsalon nach Vorbild Ehrenstraße zu etablieren, als mäßig erfolgreiches Unterfangen entpuppt hatte, wandelten Dirk Holzmann und sein Geschäftspartner Jürgen Walter („Brauhaus ohne Namen“) ihr gastronomisches Objekt in ein „Sülzer Wirtshaus“ um. Aber auch das ist nach nur etwa zweijähriger Betriebsdauer schon wieder Vergangenheit. Statt dessen ist nun ein 37-jähriger Lette an den Start gegangen, der in seiner Heimatstadt Riga die Ausbildung zum Koch und Konditor gemacht hat. Dass er 2009 in Köln gelandet ist, am 17. April, um genau zu sein, ist einem lustigen Zufall zu verdanken. Litons konnte damals gerade mal „drei Sätze Deutsch“ und war auf der Suche nach einer Stelle, wo er sich auch verständlich machen konnte. So landete er als Koch im Deutzer Hotellux, wo seine Deutschkenntnisse, wie er lachend einräumt, „nach kurzer Zeit explodierten“.

„Lokal mit ländlichem Ambiente"

Er sei ein leidenschaftlicher Koch, sagt Litons, der unter anderem in der Gourmet-Abteilung von Galeria Kaufhof und in den Rheinterrassen tätig war. Seit 2018 sei er auf der Suche nach einem eigenen Laden gewesen, einem Lokal, in dem er einen Ruhepol zum Großstadtlärm schaffen wollte „mit ländlichem Ambiente“, ähnlich wie ein Bauernhof und ohne laute Musik. Eigentlich wolle er, betont der 37-Jährige, dass das Essen bei ihm „nur eine angenehme Begleiterscheinung“ sei. Vor allem sollen sich bei ihm Menschen begegnen.

Ansprechpartner hinterm Tresen

„In Deutschland sind sehr viel einsame Leute“, hat er beobachtet, und das sei durch Corona noch schlimmer geworden. Deshalb habe ein Gastronom mehr den je die Aufgabe, „auch Ansprechpartner hinter dem Tresen“ zu sein und „wie geht‘s Dir?“ zu fragen.

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Kulinarisch hatte er die Idee, eine Alternative zum omnipräsenten Flammkuchen zu schaffen und Gerichte anzubieten, die (fast) alle knusprige Fladen als Grundlage haben. Das kann ein pikanter Tofu-Salat mit Grünerbsen-Harissa-Dip (14,50 Euro) sein, überbackener Wolfsbarsch mit Kürbiskernhaube (20,90 Euro), Hähnchenbrust in Leinsamenkruste (15,90 Euro) oder dicke Short Ribs vom Weiderind mit Weißkohl-Karotten-Gurkensalat (21,90 Euro). Als Alternative zu Fritten hat er Kürbisspalten mit Parmesan auf der Karte (5,50 Euro). Neben Sion-Kölsch vom Fass (2 Euro/0,2l) und offenen Weinen ab 5,90 Euro (0,2l) bietet Litons in seinem „Fladens“ eigene warme Teekreationen wie frischer Zimt-Birne-Jasmin-Tee oder Rosmarin-Chia Bubble-Tee (4,10 Euro Euro).

Fladens, Weyertal 47, Köln-Sülz. Telefon: 0221-88877777. Geöffnet täglich ab 17 Uhr, sonntags ab 12 Uhr.

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