„Engel des Impfzentrums“So erleben vier Menschen ihre Arbeit im Kölner Impfzentrum

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Die 27-jährige Jana Kubovsky ist seit dem Start des Kölner Impfzentrums mit dabei.

Köln – Positive Nachrichten sind in der Pandemie rar gesät. Berichte über steigende Inzidenzen und überlastete Intensivstationen schlagen auf das Gemüt. Umso fröhlicher und erleichterter sind viele Kölnerinnen und Kölner nach ihrem Besuch im Impfzentrum. Nicht nur, dass mit der Impfung das Ende der Krise ein Stückchen näher rückt. In vielen Erfahrungsberichten und Leserbriefen wird immer wieder die tolle Betreuung vor Ort und die Freundlichkeit der Mitarbeitenden gelobt. Wir haben uns daher im Impfzentrum umgesehen und mit vier Freiwilligen aus den unterschiedlichsten Bereichen gesprochen. In den Portraits lesen Sie, wie die Menschen zu ihrer Arbeit im Impfzentrum gekommen sind und mit was sie vor Ort konfrontiert werden.

Heiko Hooge – Check-In-Schalter und Begrüßung

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Wechselte durch Corona vom Kreuzfahrtschiff an den Check-In des Impfzentrums: Heiko Hooge.

Normalerweise würde Heiko Hooge sich gerade wahrscheinlich irgendwo in Südafrika oder Asien befinden. In Vor-Pandemie-Zeiten arbeitete er als Studienreiseleiter und Lektor auf Kreuzfahrtschiffen. Aber Corona raubte ihm – wie vielen anderen – den Job. „Ich habe ein Jahr zuhause gesessen, irgendwann waren meine Reserven einfach aufgebraucht“, erzählt der 52-Jährige aus Sankt Augustin. Die Erlösung kam Ende Februar: Über eine Zeitarbeitsfirma konnte er eine Stelle im Kölner Impfzentrum ergattern. „Meine Freunde haben gesagt, dass ich richtig aufblühe, seit ich hier arbeite.“ Hooge ist für die Registratur oder den „Check-In“, wie es die Mitarbeitenden nennen, zuständig. „Ich stehe am Schalter in der Wartehalle und empfange die Impflinge, die hoffentlich ihre Unterlagen dabei haben – oder auch nicht“, erklärt er lachend. Dabei ist Sorgfalt das höchste Gebot. Die Unterlagen müssen vollständig, korrekt und – ganz wichtig – in der richtigen Reihenfolge in der Impfmappe liegen. Denn die Ärzte haben keine Zeit zum Suchen. „Die Impfung ist Akkordarbeit.“ Neben dem Prüfen und Sortieren der Unterlagen muss Hooge die Impflinge fragen, ob sie ein Arztgespräch vor der Impfung wünschen. „Das war besonders bei den Jüngeren, die mit Astrazeneca geimpft wurden, der Fall“, erzählt der Rheinländer. Im Allgemeinen schlage ihm aber nicht besonders viel Skepsis entgegen, da sei er aus dem Tourismus schon ganz anderes gewohnt. Wenn doch mal jemand ungehalten werde, liege es zumeist an Problemen bei der Terminbeschaffung über die Impf-Hotline oder ungenauen Informationen im Vorfeld der Impfung.

Verständnis für Freudentränen

Insbesondere die älteren Impflinge seien aber sehr dankbar, wenn sie ins Kölner Impfzentrum kommen: „Ich hatte einmal zwei Damen an meinem Schalter, die vor Freude geweint haben, weil sie bald endlich ihre Enkel wiedersehen können. Das hat mich schon sehr berührt.“ Für die Freudentränen hat Hooge viel Verständnis, auch er habe sich vor der Arbeit im Impfzentrum isoliert gefühlt. Jetzt hat er regelmäßig Kontakt zu den Besuchern im Impfzentrum, auch mit seinen Kolleginnen und Kollegen versteht er sich gut. Hooges Arbeitsvertrag gilt noch bis Ende August, er möchte aber gerne noch länger im Impfzentrum bleiben. Denn für den Tourismus sieht der 52-Jährige noch schwarz. 

Jana Kubovsky – Leitende medizinische Fachangestellte

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Die 27-jährige Jana Kubovsky ist seit dem Start des Kölner Impfzentrums mit dabei.

Wer sich mit Jana Kubovsky im Kölner Impfzentrum unterhalten will, muss jede Minute damit rechnen, von einem klingelnden Handy unterbrochen zu werden. Dann streicht die 27-Jährige sich die blonden Haarsträhnen hinter das Ohr und geht ans Werk – denn es gibt viel zu tun. Jana Kubovsky ist die leitende medizinische Fachangestellte im Impfzentrum. Dementsprechend oft wird sie kontaktiert, falls es gerade irgendwo brennt. „Ich bin vom ersten Tag an mit dabei gewesen“, erklärt Kubovsky. Momentan wartet sie auf einen Studienplatz im Bereich Gesundheitsmanagement, bis dahin arbeitet die Kölnerin Vollzeit im Impfzentrum. „Natürlich ist der Job hier auch eine super Vorbereitung auf was, was ich studieren möchte“, sagt Jana Kubovsky. „Aber es ist für mich auch eine echte Herzensangelegenheit, mit dabei zu sein.“ Kubovsky hat sich freiwillig auf den Aufruf an alle medizinischen Fachkräfte gemeldet, in den Impfzentren mitzuhelfen. Nun organisiert sie die Biontech- und Astrazeneca-Impfstraßen, begleitet Impflinge durch den Prozess und ist Ansprechpartnerin für alle Abläufe vor Ort. Gerade von den älteren Impflingen erfährt Kubovsky dafür viel Dankbarkeit: „Mir haben schon Menschen Merci-Tafeln mitgebracht. Da geht mir schon ein bisschen das Herz auf – und es macht mich auch stolz auf das, was ich hier tue.“ Negative Kommentare versucht sie nicht an sich heranzulassen. „Ich wurde auch gefragt, ob das sein muss, dass ich hier jetzt gerade mit so vielen Menschen zusammenarbeite. Aber wir hatten hier noch keinen einzigen Corona-Fall. Und irgendjemand muss es ja machen!“, sagt die 27-Jährige entschieden.

Große Dankbarkeit von den Impflingen

Mit ihrer pragmatischen Einstellung kann Jana Kubovsky auch Impflinge betreuen, die weniger euphorisch ins Impfzentrum kommen. „Hier saßen auch schon Leute, die total verängstigt waren und gezittert haben. Ich habe da totales Verständnis für, viele Leute sind verunsichert. Ich versuche dann, ihnen die Angst zu nehmen und sage immer: Alle tausend Leute, die hier arbeiten, wurden geimpft und es geht uns gut.“ Damit hat die 27-Jährige meist Erfolg. „Viele ältere Menschen haben nach der Impfung zu mir gesagt: Danke Jana. Ich habe jetzt gar keine Angst mehr vor dem zweiten Mal.“

Fabio Meurer  – Apotheker vom Dienst

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Verwaltet den Impfstoff: Der Apotheker Fabio Meurer aus Bonn.

Fabio Meurer steht in schwarzem Pullover und Sneakern vor einem großen grauen Baucontainer im ersten Stock der Messehalle 4. Dieser versteckt sich in einem Nebenraum der Impfstraßen – und ist die Apotheke des Kölner Impfzentrums. Hinter den Glasscheiben des Containers zu sehen: Pharmazeutisch-technische Assistenten und Apothekerinnen und Apotheker, die in voller Schutzmontur Spritzen präparieren. Koordiniert werden sie dabei vom 27-jährigen Pharmazeuten Meurer, der als „Apotheker vom Dienst“ den Impfstoff verwaltet. „In meiner Schicht leite ich die Apotheke. Ich hole den Impfstoff aus dem Kühlschrank, den die Kollegen dann in die Spritzen ziehen. Der Biontech-Impfstoff wird dazu zunächst rekonstituiert – also mit einer Kochsalzlösung verdünnt. Der Astrazeneca-Impfstoff kann sofort aufgezogen werden“, erklärt Meurer. Den ganzen Tag über ist er dafür verantwortlich, dass genügend Impfstoff parat ist – aber auch nicht zu viel vorbereitet wird, damit am Ende nichts übrig bleibt. Dazu muss Meurer stets die Zahlen im Blick haben – eine große Aufgabe für den Bonner, der gerade Vollzeit an seiner Promotion arbeitet. Für den einen Tag in der Woche, an dem er im Impfzentrum hilft, nimmt er sich aber Zeit:

Gute Atmosphäre im Team

„Ich gehe gerne ins Impfzentrum – das ist eine Good-Vibes-Atmosphäre hier. Wir sind ein tolles Team. Natürlich ist es oft auch stressig, aber die Arbeit macht Spaß. Es ist cool, dass man dort dabei ist, wo es voran geht – damit die Pandemie auch irgendwann ein Ende hat“, sagt der 27-Jährige. Über die Apothekerkammer hat er sich für den Dienst im Impfzentrum gemeldet. Da er nebenbei auch in einer Kölner Apotheke aushilft, verschlug es ihn von Bonn in das größte Impfzentrum NRWs nach Köln. Obwohl Fabio Meurer im Impfzentrum eher hinter den Kulissen arbeitet, hat er für seinen Einsatz schon viel positives Feedback bekommen. „Wir sind hier natürlich etwas abgeschottet in unserem kleinen Bereich“, sagt er und lacht. „Aber bislang findet eigentlich jeder cool, dass ich das hier mache.“ Als Apotheker begegnet Meurer aber auch Skepsis dem Impfen gegenüber. „Mich haben natürlich auch viele Freunde zu den Impfstoffen befragt. Ich ermutige alle, sich impfen zu lassen – ich selbst habe auch den Astrazeneca-Impfstoff bekommen“, erzählt er. Im Impfzentrum will er helfen, solange er gebraucht wird – und die letzten Spritzen mit Impfstoff aufgezogen sind.

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Debora Morais – Taxigutscheine und Verabschiedung

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Debora Morais gibt am Ende des Impfweges die Taxigutscheine aus.

Eine Erinnerung aus dem Kölner Impfzentrum macht Debora Morais besonders glücklich: „Eine ältere Dame kam zu mir und hat mir eine Karte gegeben. Da stand drauf, dass wir die Engel des Impfzentrums sind. Das hat mich sehr gerührt. Es war einfach so schön.“ Solche Momente, in denen die 50-Jährige die Dankbarkeit der Menschen sehen kann, motivieren sie besonders bei ihrer Arbeit. Bevor sie am 15. Februar versetzt wurde, war sie schon anderweitig mit dem Kampf gegen die Pandemie beschäftigt: Morais half im Gesundheitsamt bei der Kontaktnachverfolgung. „Ich habe den Leuten gesagt, was sie tun müssen, wenn sie positiv sind und sie beruhigt“, erzählt Morais. Der Job an der Telefonstrippe habe ihr Spaß gemacht, weil sie nach eigener Aussage ein kontaktfreudiger Mensch ist. Das gleiche gilt für ihre jetzige Aufgabe im Impfzentrum.

„Mir haben alle Stationen Spaß gemacht“

Die gebürtige Brasilianerin, die seit 27 Jahren in Köln lebt, steht an der Taxi-Gutschein-Ausgabe in Halle 4 der Messe. „Die Messe kenne ich in- und auswendig“, sagt Morais lachend, sie hat hier auch schon als-Hostess gearbeitet. Jetzt vergibt sie Taxi-Gutscheine an Über-70-jährige, die Pflegegrad eins oder zwei haben, Grundsicherung beziehen oder Köln-Pass-Inhabende sind. Wenn jemand Hilfe beim Taxi-Ruf braucht, ist Debora Morais natürlich auch zur Stelle. Die Taxi-Gutschein-Ausgabe ist aber nicht ihr einziger Einsatzort im Kölner Impfzentrum, sie hat schon an mehreren Stationen gearbeitet. Welche ihr davon am meisten gefallen hat, kann sie nicht sagen. „Mir haben alle Stationen Spaß gemacht, man lernt überall was“, erzählt sie lächelnd. Die 50-Jährige hofft, dass sie noch lange im Impfzentrum arbeiten kann. Sie ist stolz auf ihre Tätigkeit und darauf, was die Stadt Köln zur Eindämmung des Coronavirus tut. 

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