U-Bahn-Station NeumarktKunstwerk ist Stadt Köln zu teuer

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Auf voller Länge durch die Verteilerebene der Haltestelle Neumarkt aufgehängt war das Deckenrelief von Manfred Ott.

Auf voller Länge durch die Verteilerebene der Haltestelle Neumarkt aufgehängt war das Deckenrelief von Manfred Ott.

Innenstadt – Es geht um ein Kunstwerk, das seit 14 Jahren niemand mehr gesehen hat. Bevor es im Jahr 2000 abgehängt wurde, sind wohl Millionen von Menschen an ihm vorbeigegangen. Das Deckenrelief des Kölner Künstlers Manfred Ott hing bis zum Umbau der Verteilerebene des U-Bahnhofs Neumarkt über den Köpfen der Passanten und war eins der flächenmäßig größten Kunstwerke in Köln.

Es erstreckte sich vom Abgang zu den Bahnsteigen bis zum unterirdischen Eingang der Neumarkt-Galerie. Beim Abschreiten des langen Streifens konnte der Betrachter das Kunstwerk wie einen Film betrachten. Weil die Wiederaufhängung 90.000 Euro kosten soll, will das Baudezernat auf die Installation verzichten. Dagegen regt sich Protest aus der Kulturpolitik.

Der künstlerische Wert wurde betont

Bevor das Werk von Ott zur Jahrtausendwende demontiert wurde, hatte ihm die damalige Kulturdezernentin Marie Hüllenkremer noch einmal künstlerischen Wert zuerkannt. Inzwischen wird das Relief aus farbigen Metallflächen und Halbkugeln Werk aber mehr unter dem Kostenfaktor betrachtet. Baudezernent Franz-Josef Höing weist darauf hin, dass die Trägerplatten des Kunstwerks aus brennbaren Spanplatten bestehen. Diese müssten bei einer Wiederinstallation durch nichtbrennbares Material ersetzt werden. Kostenpunkt: 2.000 Euro. Für die Wiederherstellung durch den Künstler wären weitere 40.000 Euro fällig, für Endmontage inklusive Gerüstbau und Planung noch einmal 30.000 Euro; macht zusammen 90.000 Euro. „Aus Sicht der Verwaltung stehen derzeit keine Finanzmittel für diese Maßnahme zur Verfügung“, sagt Höing. Das Projekt solle daher „nicht weiterverfolgt“ werden.

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Eva Bürgermeister (SPD), Vorsitzende des Kulturausschusses, widerspricht: „Ott ist kein unbedeutender Künstler und der Stadt verbunden. Die Entscheidung sollte überdacht und in einem Jahr eine neue Vorlage erstellt werden.“ Auch CDU und Grüne sind unzufrieden. Ehe eine Entscheidung getroffen werde, müsse nach Sponsoren für die Aufhängung gesucht werden.

Schlechte Erfahrungen mit Lagerung gemacht

Für die Kulturpolitiker kam der Vorstoß des Baudezernats überraschend. Denn ursprünglich gab es ganz andere Pläne mit dem Kunstwerk. Zusammen mit Ott hatte das Amt für Brücken und Stadtbahnbau die Verteilerebene der U-Bahnstation am Ebertplatz für die Neuinstallation ausgeguckt. Ein anderes Werk des Künstlers wurden bereits versetzt. Die Plastik „Unterwanderer“, ursprünglich im Zugang zur U-Bahnhaltestelle Neumarkt aufgestellt, ist jetzt am Friesenplatz zu finden.

Winfried Gellner (SPD), ehemals Referent im Kulturamt, verlangt nach Auskunft, wo und wie das Kunstwerk überhaupt gelagert ist. Immerhin habe man schlechte Erfahrungen mit dem Vordach der Philharmonie gemacht. Dies sollte wegen des U-Bahn-Baus auch nur vorübergehend eingelagert werden. Eines Tages war es dann unter ungeklärten Umständen verschrottet worden.

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