„Wir schlagen dich tot!“Mädchengang am U-Bahnhof fällt über 17-jährige Kölnerin her

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Eine Angehörige tröstet das geschockte Mädchen.

  • Eine brutale Mädchengang hat am Reichensperger Platz in Köln eine 17-Jährige verprügelt. Sie sollte außerdem vor die U-Bahn gestoßen werden.
  • Die Täterinnen wurden auf dem Bahnsteig gefilmt. Was die KVB allen Kriminalitätsopfern rät.

Köln – Plötzlich ist nichts mehr, wie es war. Vor wenigen Tagen noch lebte Anna (Name geändert) aus Köln-Rodenkirchen in einer sorglosen, unbeschwerten Welt. Jetzt plagen Alpträume, Schmerzen und Angstzustände die 17-Jährige. Eine Mädchengang prügelte im U-Bahnhof wie von Sinnen auf sie ein – und wollte sie dann vor einen einfahrenden Zug werfen.

Dem Verbrechen ein Gesicht geben

Aus Angst vor Rache der Bande möchte Anna anonym bleiben. Um dem Verbrechen jedoch ein Gesicht zu geben und nicht nur ein neutraler Fall von so vielen zu sein, zeigt sie sich – und hat mit dem „Express” gesprochen.

„Ich möchte, dass die Polizei diese Mädchen schnappt und so vielleicht weitere Opfer vermieden werden“, betont sie. „Die waren so brutal und hemmungslos, die haben das sicher oft gemacht.“

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Tatort Reichensperger Platz

Tatort: Bahnsteig Reichensperger Platz, vergangenen Samstag 21.50 Uhr. Eine Mädchengang lungerte herum, ließ Musik aus einer tragbaren Box dröhnen. Als Anna bat, den Ton etwas leiser zu machen, war das wohl ein gefundenes Fressen... „Mit den Worten 'Wir schlagen dich tot!' rannten drei Mädchen auf mich zu, zogen mich von der Sitzbank und griffen mich an.“ Kaum zu glauben: Es herrschte dabei eine Art Arbeitsteilung.

Arbeitsteilung beim Verprügeln

„Die eine trat die ganze Zeit auf mich ein, die andere zog mir nach und nach Haare raus. Die Dritte schleifte mich zur Bahnsteigkante, um mich vor den Zug zu werfen, der in zwei Minuten kommen sollte.“

Unzählige Tritte krachten in Rücken und Rippen, in die Nieren. Bei Abwehrversuchen auf dem Boden riss sich Anna die Hände auf. Als Zeugen kamen und sie schon kurz vor der Bahnsteigkante lag, flüchtete die Gang, rief dabei angeblich noch: „Legt euch nicht mit uns an!“

Die geschockte 17-Jährige ging zur Polizei in Rodenkirchen, die schickten sie in eine Klinik. Ärzte stellten diverse Prellungen fest, durch die Nierenverletzungen war Annas Urin blutgetränkt. „Jetzt gehe ich wieder zur Schule, aber der Horror und die Hilfslosigkeit bleiben im Kopf“, sagt sie. „Ich hoffe, dass mein Schritt hilft, andere vor der Bande zu warnen. Ich hätte tot sein können.“

Videoüberwachung der U-Bahnhöfe

Wie die KVB bestätigt, gibt es Videoaufnahmen vom Vorfall. Die Polizei wertet die Bilder aus und geht den Personenbeschreibungen (je 13 Jahre alt, 1,55 Meter groß, schlank) nach. Alle U-Bahnsteige der KVB sind mit Videoanlagen ausgestattet, viele Anlagen hängen auch in den „Verteilerebenen“. Insgesamt filmen mehr als 2500 Kameras in Bahnen, Bussen und an Haltestellen. Sie zeichnen das Geschehen permanent auf, nach 48 Stunden werden die Bilder automatisch überspielt. Die KVB rät Geschädigten: „Möglichst zeitnah die Polizei aufsuchen, damit über den Zeitablauf nicht Beweismaterial  gelöscht wird.“

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