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FC-AusbaupläneDas sind die Positionen der Kölner OB-Kandidaten im Streit um die Gleueler Wiese

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Das Bild zeigt einen Blick auf die weitläufige Gleueler Wiese.

Wahlkampfthema Wiese: Sollen im Grüngürtel in der Nähe des Geißbockheims neue Fußballfelder für den 1. FC Köln entstehen? 

Die OB-Kandidaten von Grünen, CDU und SPD zeigen alle Verständnis für den Fußballklub – haben aber unterschiedliche Haltungen in der Sache.

Der 1. FC Köln hat am vergangenen Freitag mit Äußerungen in den Sozialen Medien ganz bewusst die Diskussionen um den Bau von Fußballplätzen auf der Gleueler Wiese neu entfacht. „Wir wollen Lösungen, und kein Gerede mehr“, sagte Geschäftsführer Philipp Türoff am Sonntag: „Da muss jetzt endlich ein bisschen Druck auf den Kessel kommen.“ Die OB-Kandidaten von Grünen, CDU und SPD antworteten – sie sind in der Sache weiter uneins.

In dem Post des FC von Freitag heißt es: „Zukunft braucht Platz! Auf der Gleueler Wiese.“ Damit verabschiedete sich der Fußball-Erstligist nun auch hochoffiziell aus dem Kompromiss, der im vergangenen Jahr mit der Kölner Politik geschlossen worden war und vorsah, dass der Verein auf seinem Gelände am Geißbockheim zwar ein neues Leistungszentrum bauen darf, nicht aber die in einem Bebauungsplan von 2020 vorgesehenen drei Trainingsplätze auf der Gleueler Wiese. Für diese sollte die Stadtverwaltung Alternativen finden, so der Auftrag des Mehrheitsbündnisses im Rat aus Grünen, CDU und Volt.

Mit der Stadt Hürth hat der 1. FC Köln eine gemeinsame Nutzung eines neuen Platzes vereinbart

Dass der Klub den Kompromiss aufkündige, wollte Türoff am Sonntag so nicht stehen lassen, er sieht die Stadt in der Verantwortung. Vor 18 Monaten habe man deutlich gemacht, dass der Verein zügig neue Trainingsflächen brauche. „Seither ist nichts passiert, jetzt ist die Zeit für uns abgelaufen“, sagte Türoff. Lediglich einen Platz habe der Verein seither dazubekommen – in Hürth. „Darum haben wir uns selbst gekümmert und erfahren, wie konstruktiv und lösungsorientiert die Zusammenarbeit mit einer Stadt sein kann.“

Aktuell baue man in Hürth noch ein neues Gebäude mit Umkleiden und Duschen, genutzt werde das alles sowohl vom FC als auch vom Breitensport vor Ort. Ähnlich sei das für die neuen Plätze auf der Gleueler Wiese vorgesehen gewesen. Der 1. FC Köln würde sie zu den Kern-Ausbildungszeiten im Kinder-Leistungssport nutzen, also zwischen 16 und 19.30 Uhr, erklärte Türoff. Ansonsten stünden die Flächen auch ansässigen Schulen und Vereinen zur Verfügung. 

Für Berivan Aymaz  von den Grünen ist der Schutz des Grüngürtels „nicht diskutabel“

Auf Anfrage äußerten sich am Sonntag auch die OB-Kandidaten von Grünen, CDU und SPD zu der neu entfachten Diskussion. Die Kölner Grünen waren schon 2020, als eine Mehrheit im Stadtrat den Bebauungsplan aufstellte, der drei Fußballplätze auf der Gleueler Wiese vorsieht, gegen dieses Vorhaben. Der Schutz der Grünflächen hat für sie verlässlich eine hohe Priorität. „Der FC gehört zur DNA von Köln, ihn zu unterstützen und seine Bedürfnisse ernst zu nehmen, wird für mich als Oberbürgermeisterin ein großes Anliegen sein“, sagte die grüne OB-Kandidatin Berivan Aymaz nun: „Gleichzeitig ist der Schutz des Grüngürtels mit all seinen vielen wichtigen Funktionen für die Kölnerinnen und Kölner nicht diskutabel.“

Aymaz beruft sich auf den Ratsbeschluss vom vergangenen Oktober, „der dem FC die dringend benötigten Trainingsplätze ermöglicht und die Gleueler Wiese dauerhaft schützt“. Dass es der Stadtverwaltung bislang nicht gelungen sei, dies „in Gänze“ umzusetzen, sei „bedauerlich“. „Die Verwaltung steht in der Pflicht, zügig ein Umsetzungs- und Finanzierungskonzept auf den Tisch zu legen“, sagte Aymaz. Den Unmut des FC könne sie verstehen. „Dennoch halte ich die Äußerungen der FC-Geschäftsführung zum jetzigen Zeitpunkt dem Wahlkampf geschuldet und nicht einer neuen Faktenlage.“

Markus Greitemann von der CDU lässt offen, ob es unter ihm eine Bebauung der Gleueler Wiese geben würde

Die Kölner CDU ist in Sachen Bebauung der Gleueler Wiese etwas wankelmütig. Sie war 2020 an der Aufstellung des Bebauungsplanes im Sinne des FC genauso beteiligt wie an dem Beschluss vor knapp einem Jahr, wonach ein neuer Bebauungsplan zum Schutz der Gleueler Wiesen aufgestellt werden soll. Zuletzt hatte die Partei noch in einem Post klargestellt: „Die CDU setzt sich für den Erhalt des Äußeren Grüngürtels ein. Die Gleueler Wiese soll als wichtiger Bestandteil des städtischen Naherholungsgebiets unbebaut bleiben.“ Der CDU-OB-Kandidat Markus Greitemann äußert sich in dieser Sache allerdings weniger deutlich und nährt damit Spekulationen, dass der FC seine Plätze auf der Gleueler Wiese mit ihm als OB doch bekommen könnte.

„Meine Aufgabe als Oberbürgermeister wird es sein, alle Interessen im Blick zu behalten: die des FC, der Anwohner und des Breitensports“, sagte er am Sonntag. Kann die Stadt ihren Auftrag erfüllen und alternative Plätze finden und ist er nun für oder gegen den Bau der Fußballfelder auf der Wiese? Greitemann formuliert vage: „Ob die Stadt ihr Versprechen einlösen kann, werde ich als Oberbürgermeister kritisch prüfen. Aus dieser Bewertung müssen konkrete Lösungsvorschläge folgen, für die ich im Rat um Mehrheiten werben werde.“ Große ökologische Probleme sähe er beim Bau der Plätze auf jeden Fall nicht: „Der in 2020 beschlossene Bebauungsplan zeigt auf, dass mit den darin geplanten Augleichsmaßnahmen Fußballfelder in den Grüngürtel eingepasst werden können. Dies bestätigen auch die ökologischen Gutachten zum Bebauungsplan.“

Torsten Burmester von der SPD will sich für neue Fußballplätze auf der Gleueler Wiese einsetzen

So verlässlich, wie die Kölner Grünen gegen die Fußballplätze auf den Gleueler Wiesen sind, so verlässlich ist die Kölner SPD dafür. Die Partei war 2020 für den Bau der Trainingsplätze im Grüngürtel durch den FC und im vergangenen Herbst gegen den Aufstellungsbeschluss für einen neuen Bebauungsplan, der den Grüngürtel vor Bebauung schützen soll. Entsprechend äußerte am Sonntag der SPD-OB-Kandidat Torsten Burmester Verständnis für die Verärgerung des 1. FC Köln.

„Die SPD hat sich von Anfang an dafür ausgesprochen, dass Trainingsplätze unter anderem auf einem Teilstück der Gleueler Wiesen zur Lösung gehören können“, sagte Burmester: „Diese Position gilt, und dafür setze ich mich weiterhin ein. Die Position von CDU und Grünen teile ich nicht.“ Er hoffe auf „eine neue, andere Mehrheit mit der SPD im Rat der Stadt nach der Kommunalwahl am 14. September“, sagte der 62-Jährige. 

Die Lage bleibt kompliziert und wird den neuen Stadtrat nach den Kommunalwahlen sicher noch beschäftigen. Denn: Sollte das Oberverwaltungsgericht, wo der Bebauungsplan von 2020 nach Einwänden von Naturschützern aktuell noch zur Überprüfung liegt, diesen für wirksam erklären, könnte der FC eine Baugenehmigung beantragen. Dieser entgegen steht aber der Aufstellungsbeschluss für den neuen Bebauungsplan zum Schutz des Grüngürtels, der noch in Arbeit ist. Und die Tatsache, dass der FC für den Bau der Trainingsplätze einen Pachtvertrag mit der Stadt bräuchte. Und dieser bedürfte einen Beschluss des Stadtrates – dessen Zusammensetzung aber nun mal erst nach den Wahlen feststehen wird.