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20 Jahre Claudius-Therme in KölnNeustart nach verheerendem Großbrand

Lesezeit 3 Minuten

Heute präsentiert sich die Claudius-Therme als moderne Wellness-Oase. Die Becken werden aus einer 23 Grad warmen Mineralwasserquelle gespeist.

Köln – An fehlendem Löschwasser lag es nicht, denn das gab es buchstäblich im Überfluss. Kurzerhand hängte die Feuerwehr die Wasserpumpen ins prall gefüllte Außenbecken des Thermalbades unter der Zoobrücke. Aber es half nichts. „Der Brandschutz war mangelhaft, das Holzdach brannte wie Zunder. Das komplette Bad ist uns unter den Händen weg gebrannt“, erinnert sich Kölns ehemaliger Feuerwehrchef Stephan Neuhoff.

1986 war das, Neuhoff, der kürzlich in den Ruhestand gegangen ist, war damals Oberbrandrat. An das spektakuläre Großfeuer in Deutz erinnert er sich bis heute. „Das Thermalbad war in ganz Köln bekannt. Die Machtlosigkeit, zusehen zu müssen, wie es einfach niederbrennt, vergesse ich nicht.“ Die Umstände des Feuers sind bis heute rätselhaft. Die Polizei vermutet Brandstiftung, von den Tätern und ihrem Motiv aber fehlt jede Spur. Inzwischen sind die Ermittlungsakten geschlossen.

Heute steht an selber Stelle die Claudius-Therme, dieser Tage jährt sich die Grundsteinlegung zum 20. Mal. Was viele nicht wissen: Die Schwimmbecken werden aus einer 23 Grad warmen Mineralwasserquelle aus dem 364 Meter tiefen Messebrunnen Drei gespeist. Die Heilwirkung des trinkbaren, schwefel- und eisenhaltigen Wassers ist staatlich anerkannt.

Alles zum Thema Feuerwehr Köln

1912 Brunnenbohrung in Stammheim: Auf der Suche nach Trinkwasser stößt die Stadtverwaltung in 70 Metern Tiefe auf kohlensäurehaltiges Mineralwasser.

1931 Erneute Bohrung auf dem Deutzer Messegelände: In 251,40 Meter Tiefe findet sich eine zweite, größere Mineralwasserquelle

1957 Die Quelle dient als Trinkwasser-Zapfstelle für alle Kölner und die Gäste der Bundesgartenschau.

1961/62 Dritte Bohrung in 364 Metern Tiefe fördert eine Thermalquelle zutage. Für einen Kurbetrieb eignet sich das Wasser aber nicht – es ist zu kalt. Für die Nutzung als Heilquelle muss es teuer und aufwändig erwärmt werden.

1971 Bau eines Thermalbades an der Sachsenbergstraße

1975 Staatliche Anerkennung des Wassers als Heilquelle

1974-1976 Vierte und letzte Bohrung: 1027 Meter unter der Erde wird eine Thermalquelle mit 28 Grad warmem Wasser angezapft

1986 Ein Großfeuer vernichtet das Thermalbad

1994 Grundsteinlegung zum Wiederaufbau

1996 Eröffnung der Claudius-Therme

2005 Erweiterung des Bades um die Rosenterrassen im Rheinpark

Köln ist damit eine der wenigen deutschen Großstädte mit eigener Thermalquelle – und das schon seit 1932. Den damaligen Oberbürgermeister Konrad Adenauer verleitete die erfolgreiche Bohrung im Rheinpark seinerzeit sogar zur Idee, die Stadt zu einer Art Kurbad zu machen; immerhin ist das geförderte Wasser so wirksam wie das Thermalwasser anerkannter Kurorte. Aber das allein reicht eben nicht aus, um sich „Bad Köln“ nennen zu dürfen. Laut Deutschem Heilbäderverband e.V. spielen weitere Kriterien eine Rolle, die die Stadt eher schwerlich erfüllt – zum Beispiel saubere Luft, Stille und spezialisierte Kurärzte.

Dennoch seien unter den Gästen der Claudius-Therme täglich auch etwa 180 Patienten, die die Bewegungsbäder auf Rezept nutzen, beispielsweise wegen Arthrose-Beschwerden oder wegen neurologischer Erkrankungen, etwa nach einem Schlaganfall, berichtet Betriebsleiter Tilmann Brockhaus – wenngleich er der Schwerpunkt auf Wellness setzt. Der Trend gehe dahin, „dass die Gäste sich länger im Bad aufhalten möchten, mehr verzehren, sich massieren lassen“.

Seit fast zehn Jahren können die Gäste auch in den denkmalgeschützten Rosenterrassen schwitzen. Errichtet zur Bundesgartenschau 1957 rostete der Stahlträgerbau mit der markanten Glasfassade bis zur Renovierung 2005 jahrelang vor sich hin. Die Eigentümer des Thermalbades entschlossen sich zur Radikalkur, ließen das Rosencafé für drei Millionen Euro neu herrichten und um Saunen, Ruheräume und ein Schwebebecken erweitern. Bevor die Baugenehmigung erteilt wurde, waren exakte Absprachen mit Stadtkonservator und Grünflächenamt erforderlich.

Für die Zukunft des Bades hat der Betriebsleiter einen Traum: „Ich stelle mir eine Sonnenterrasse auf dem Dach mit Sand und einer Bar vor“, sagt Brockhaus. Zurzeit lässt er die Statik prüfen.