Leseabend in ChorweilerWie Gott den Witz erfand

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Haben Spaß auf der Bühne: Jürgen von der Lippe (l.), Carolin Kebekus und Jochen Malmsheimer

Haben Spaß auf der Bühne: Jürgen von der Lippe (l.), Carolin Kebekus und Jochen Malmsheimer

Chorweiler – Am liebsten wäre Jürgen von der Lippe Arzt geworden. Weil dann Patienten zu ihm gekommen wären, die über Ameisen im Stuhl geklagt hätten. Carolin Kebekus wollte auf keinen Fall anderen Leuten an die Füße gehen („baaah“) und Jochen Malmsheimer graut davor, als Bademeister am Schwimmbecken zu stehen. Ein Segen, dass das Trio stattdessen als Humorarbeiter unterwegs ist. Das wiederum unterstrich der Leseabend im Bürgerzentrum Chorweiler nachdrücklich. „Was liest Du? – fragen die Drei auf der Bühne und lesen sich und Ihnen was vor. Was Sie hören, wird sich zeigen. Aber es wird toll!“ hieß es in der Ankündigung – womit man nicht zu viel versprochen hatte.

Nach einer kurzen Einführung in die Geräusche, die Menschen beim Lachen produzieren, geht von der Lippe zusammen mit seinen beiden Mitstreitern in die Vollen. Der Abend bildet die Grundlage für das Hörbuch, das Mitte Januar 2015 unter dem Titel „Beim Dehnen singe ich Balladen“ erscheinen wird, neben dem gleichnamigen gedruckten Buch. Das Publikum werde sich – was die Audiofassung angeht – wieder erkennen, muntert von der Lippe zu akustischen Untermalungen auf. Wobei das, was das Trio im fliegenden Wechsel mit stupender stimmlicher Modulationsfähigkeit auf die mit einem Weihnachtsbaum geschmückte Bühne bringt, bei jedem noch so schlecht gelaunten Zuschauer jede Menge Glückshormone aktivierte. Anders lassen sich die lautstarken Lacher und stürmischen Beifallsbekundungen nicht erklären.

Überraschende Wendungen

Die Komik der Geschichten speist sich nicht zuletzt aus der plastischen Sprache, mit der von der Lippe sein Personenarsenal versieht – und den überraschenden Wendungen, die sie nehmen. Zum Beispiel die Erzählung von einem Paar, das in ein Vier-Sterne-Hotel eincheckt. Das wiederum hat mit dem Motto „Zweisamkeit auf Mallorca“ für sich geworben, verfügt über sechs Saunen – bei 40 Grad im Schatten eine tolle Alternative – und beherbergt ausschließlich kinderlose Paare. Als ein kleiner Junge im Speisezimmer auftaucht, herrscht allgemeines Befremden. Doch es kommt anders als man denkt. Malmsheimer spricht den männlichen Part, Kebekus den weiblichen und von der Lippe das Kind – mit einem einzigen Halbsatz.

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Zu dritt erzählen sie, wie Gott den Witz erfand. Da erfährt man nebenbei, was es mit den unterschiedlichen Ausstattungen von Mann und Frau auf sich hat. Von der Lippe weiß genau, dass er vor allem den weiblichen Teil des Publikums auf seine Seite ziehen muss. Funktioniert perfekt. Auch die Short Story, in der Heiligabend und eine Bar im Mittelpunkt stehen: Ein elaboriert daher schwadronierender Herr ist auf der Suche nach einer Dame, der er beiwohnen möchte. Was am Ende zur Demonstration weiblicher Überlegenheit umgemünzt wird. Ebenfalls sehr lustig: eine Gerichtsverhandlung, in der es um zwei Schüsse ins Gesäß eines Mannes und einen seltenen Mallorca-Ziegenbock geht.

Eine weitere Überraschung des Leseabends: von der Lippe singt und spielt Flöte. Und das nicht nur mit Inbrunst, sondern auch noch richtig gut. Wobei Kebekus und Malmsheimer keineswegs zu kurz kommen: Dessen tragendes Organ ist die perfekte Ergänzung zur stimmlichen Bandbreite, mit der die Kölner Comedienne den diversen Figuren ein ausdrucksvolles Profil verleiht. Oder wie Jürgen von der Lippe es ausdrückt: Die drei sind ein Dream Team, also so etwas wie ein Traum-Trio.

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