Mitarbeitende gedenken des verunglückten Rainer Tüschenbönner. Es gibt neue Behörden-Erkenntnisse zu seinem Absturz in den Alpen.
Bewegende Trauerfeier für Domforum-Chef„Wir besprechen das, wenn Rainer aus dem Urlaub zurück ist“

Der 62-jährige Rainer Tüschenbönner ist am Samstag auf einer Bergwanderung im Allgäu abgestürzt.
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Nach dem tragischen Unfalltod des Leiters von „Domforum“ und katholischem Bildungswerk in Köln, Rainer Tüschenbönner, haben seine Kolleginnen und Kollegen des Verstorbenen in einer Trauerfeier gedacht. Der 62-Jährige war am Samstag auf einer Bergwanderung im Allgäu abgestürzt. Polizei und Staatsanwaltschaft Kempten machten weitere Angaben zum Hergang des Unglücks.
In der Trauerfeier mit rund 100 Mitarbeitenden des Domforums und des Bildungswerks sowie des „domradio“, des Stadtdekanats, des Dompfarramts und des Katholikenausschusses, die ebenfalls in dem markanten Gebäude an der Domplatte direkt gegenüber der Hauptfassade des Doms untergebracht sind, erinnerte Stadtdechant Robert Kleine in persönlichen Worten an einen – wie er dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ sagte – Freund, Berater und Wegbegleiter. Teilnehmer berichten, sie hätten Kleine selten so bewegt erlebt. In einer symbolträchtigen Aktion notierten Tüschenbönners Mitarbeitende eigene Gedanken und Erinnerungen an den Verstorbenen. Diese wurden anschließend zur „Himmelsleiter“ getragen, der Kunstinstallation der Wiener Künstlerin Billi Thanner, die derzeit an der Fassade des Domforums zu sehen ist und im Innenraum ihren Ausgang nimmt.

Die Himmelsleiter vor dem Domforum
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„Diese Himmelsleiter war ihm ein Herzensanliegen“, betonte Kleine. „Sie verbindet Himmel und Erde. Und ihr Licht durchbricht die Finsternis. Damit kann sie allen, die um Rainer Tüschenbönner trauern, ein Symbol für unseren Glauben sein, dass Dunkel und Tod nicht das letzte Wort haben.“
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Der Kulturreferent des „Domforums“, Georg Hinz, sagte dem „Kölner Stadt-Anzeiger“: „Er war der tollste Chef, den man sich vorstellen kann, ein Freund und ein Anker – für alle Kolleginnen und Kollegen im Haus.“ Tüschenbönner habe ihnen „Freiheit zum Handeln und Orientierung gegeben, wenn man eine Richtung brauchte“. Hinz schildert ihn als nahbar und empathisch, mit großem Verständnis für alle Belange und auch Nöte. „Er konnte zuhören und sich Zeit nehmen. Da schob er alles beiseite, und er packte mit an, immer auch pragmatisch und lösungsorientiert.“ Niemals habe Tüschenbönner auf dem hohen Ross gesessen. „Er begegnete jedem auf Augenhöhe und reichte allen die Hand.“
Hinz charakterisierte Tüschenbönner auch als einen geerdeten Vertreter der Kirche und als einen „überzeugten Christen mit Haltung, der wusste, dass der Glaube Gestalt annimmt im konkreten Miteinander, im Einsatz für die Menschen. Rainer Tüschenbönner wusste, dass diese Werte gerade sehr gebraucht werden.“ Die Bewahrung und Verteidigung der Demokratie sei in den letzten Jahren „der große Schwerpunkt“ seiner Arbeit gewesen.
Auch Hinz hob Tüschenbönners Engagement für das Himmelsleiter-Projekt hervor. „Nach einem Jahr der Planung und Vorarbeiten war er so glücklich, dass das geklappt hat.“ Das Kunstwerk war zuerst am Turm des Wiener Stephansdoms installiert. Danach war es auch in Münster und während der Olympischen Spiele 2024 in Paris zu sehen. Mit der Befestigung am Domforum wurde die Himmelsleiter zum ersten Mal in Bodennähe gebracht. Nun ist das suggestive Objekt auch zu einer Art Vermächtnis geworden.
Nach getaner Arbeit rund um die Himmelsleiter hatte Tüschenbönner sich in einen zweiwöchigen Urlaub verabschiedet – voller Tatendrang und Ideen für die nächsten Projekte. „Wir besprechen das, wenn Rainer aus dem Urlaub zurück ist“, habe es nach Hinz‘ Worten noch am Freitag im Domforum geheißen. „Jetzt müssen wir schauen, dass wir mit dem, was er immer vorgelebt hat und wir sicher im Herzen behalten, ohne ihn weiter machen.“
Wiederbelebungsversuche hatten keinen Erfolg
Wie Polizei und Staatsanwaltschaft Kempten auf Anfrage mitteilten, ereignete sich das tödliche Unglück am späten Samstagvormittag gegen 11:15 Uhr. Tüschenbönner war beim Aufstieg zum Gipfel des Branderschrofen im Tegelberg-Massiv (Ostallgäu) auf 1881 Meter Höhe. Seine Frau sei vor ihm gelaufen. Bei idealem Wanderwetter mit trockenem Felsen muss Tüschenbönner auf einem schmalen Weg im alpinen, felsigen Gelände mit Drahtseilsicherung nach Behörden-Erkenntnissen gestolpert und dann rund 200 Meter in die Tiefe gestürzt sein. Möglich sei auch ein Fehltritt „beim kurzen Abklettern eines seilgesicherten Felsstücks“ von etwa einem Höhenmeter. Nach Angaben einer Zeugin, die direkt nach dem Sturz bei Tüschenbönners Frau eintraf, setzte diese sofort einen Notruf ab.
Ein Notarzt wurde per Rettungshubschrauber zu dem Verunglückten etwa 200 Meter unter der Absturzstelle geflogen. Wiederbelebungsversuche hatten keinen Erfolg. Im Zuge eines fünfstündigen Großeinsatzes barg die sogenannte Alpine Einsatzgruppe, eine Spezialeinheit der Polizei zur Suche nach Vermissten sowie zur Untersuchung von Unfällen, den Leichnam mit einem zweiten Hubschrauber. Die Ermittler hätten keinerlei Hinweise auf Fremdeinwirkung oder -verschulden festgestellt. Auf eine Obduktion wurde deshalb verzichtet. Der Leichnam des Verstorbenen soll nun in die Heimat übergeführt werden. Tüschenbönner lebte mit seiner Familie in Wesseling. Mit seiner Frau hatte er drei Kinder.
Der Tegelberg gehört zu den bekanntesten Ausflugszielen im Allgäu. Besonders beliebt ist die „Königsrunde“, eine Rundtour von sieben Kilometern mit rund 600 Höhenmeter und einem traumhaften Ausblick. Nach Angaben von Kennern erfordert die Route Trittsicherheit, Schwindelfreiheit und gutes Schuhwerk. Tüschenbönner galt als sorgsamer und bedächtiger Wanderer.