Ehemaliger AtomschutzbunkerKölner U-Bahn-Station sollte 2.400 Menschen Schutz bieten

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Die Aktivisten in der U-Bahn Station Kalk Post, in die in den 1970er-Jahren ein verborgener Bunker eingebaut wurde.

Köln-Kalk – Maler-Overalls als Strahlenschutzanzüge, bemalte Getränke-Verpackungen als Geigerzähler: Die Greenpeace-Aktivisten zeigten sich kreativ in der Wahl ihrer Outfits, um Aufmerksamkeit für ihre Anliegen zu bekommen. Am 36. Jahrestag der Reaktor-Katastrophe von Tschernobyl wiesen die acht Umweltschützer im Umfeld der U-Bahn-Station Kalk Post Passanten auf die Gefahren von Nuklearkatastrophen und Atomwaffen hin.

Greenpeace Köln: „Atomkraftwerke bleiben gefährlich“

„Es wäre gut, wenn europaweit der Ausstieg aus der Atomkraft schneller voranginge als jetzt“, so Kai Blau, Leiter der Arbeitsgruppe Frieden bei Greenpeace Köln. Der Ukraine-Krieg zeige, wie gefährlich Atomkraftwerke weiterhin seien. Auch der Unglücksreaktor von Tschernobyl war Schauplatz der russischen Invasion, die Sperrzone um die Atomkraftwerks-Ruine stand wochenlang unter russischer Kontrolle.

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Die Greenpeace-Aktivisten setzten ein Zeichen für den Frieden und machten auf die Gefahr durch nukleare Katastrophen aufmerksam.

Atomschutzbunker in Köln: Zuflucht für tausende Menschen

Die Kalker U-Bahn-Station hatten die Aktivisten bewusst gewählt: Während des Kalten Kriegs sollten hier bei einem Atomangriff bis zu 2366 Menschen 14 Tage lang überleben können. In der Zwischenebene der Station wurde Ende der 1970er Jahre eine verborgene Infrastruktur aufgebaut, die im Ernstfall aktiviert worden wäre. Die mittlerweile außer Betrieb gesetzten Anlagen für die Versorgung mit Trinkwasser, Luft und Strom gibt es heute noch, ebenso eine Krankenstation, sanitäre Anlagen und eine kleine Küche.

Tunnel-Einfahrten und Eingänge wären im Falle eines Atomkriegs hermetisch abgeriegelt, Straßenbahnen und Bahnsteige in Notquartiere umfunktioniert worden. Heute kümmert sich der Verein „Dokumentationsstätte Kalter Krieg“ um die „Mehrzweckanlage“.

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Ausstieg aus Atomenergie „Richtige Entscheidung“

Die verkleideten Strahlenschutzbeauftragten kritisierten, dass die EU kürzlich Atomenergie als nachhaltig eingestuft habe. Gleichzeitig machten sie auf die Abhängigkeiten von ziviler Atomkraftnutzung und Atomwaffenprogrammen in vielen Ländern aufmerksam: „Man baut zunächst Atomkraftwerke, benutzt sie aber auch, um waffenfähiges Material anzureichern“, so Kai Blau.

Insofern sei Deutschlands Ausstieg aus der Atomenergie nicht nur aus energiepolitischer Sicht die richtige Entscheidung. Atomare Gefahren existierten aber nach wie vor. Der Fliegerhorst Büchel in Rheinland-Pfalz etwa sei auch für Nordrhein-Westfalen ein Problem, so der 30-Jährige: „Nicht weit von hier lagern 20 US-amerikanische Atombomben, die im Ernstfall von deutschen Pilotinnen und Piloten in Kriegsgebiete geflogen werden.“ Der Fliegerhorst sei auch ein mögliches Angriffsziel: „Das wäre in so einem dichtbesiedelten Raum eine Katastrophe.“

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