Lösung für LeerstandFahrradwerkstatt soll an den Bahnhof Ehrenfeld ziehen

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Vor einem Bahnbogen in Köln-Ehrenfeld stehen sechs Männer, die beiden in der Mitte halten gemeinsam einen Förderbescheid.

Martin Vedder (3.v.l.) nahm den Förderbescheid von Marco Schmitz entgegen. Volker Spelthann (v.l.), Stephan Rieck, Arndt Klocke und Dieter Schachtmann (LVR) waren die ersten Gratulanten.

Die Finanzierung ist gesichert: Eine inklusive Fahrradwerkstatt soll in einem Bahnbogen an der Hüttenstraße gebaut werden.

Die Skizze zeichnet die Zukunft noch sehr grob und der Blick ins Innere des Bahnbogens Nummer 28 lässt ahnen, dass gegenwärtig noch sehr viel zu tun ist. Dennoch herrschte an der Hüttenstraße große Aufbruchstimmung, als Landtagsmitglied Marco Schmitz (CDU), zugleich Stiftungsratsvorsitzender der Stiftung Wohlfahrtspflege NRW einen Förderbescheid übergab. Den nahm Martin Vedder als Vorsitzender des Kölner Vereins für Rehabilitation entgegen. Der Verein, der unter anderem Träger der Sozialpsychiatrischen Zentren (SPZ) in Ehrenfeld und in Mülheim ist, will im Gewölbebogen unmittelbar neben dem Zugang Ehrenfeldgürtel am Bahnhof Ehrenfeld eine inklusive Fahrradwerkstatt betreiben.

Der Zuschuss in Höhe von 200.800 Euro ist für den Umbau eines Bahnbogens sowie die Betriebsausstattung bestimmt. Weitere Unterstützung bei der Finanzierung seines ambitionierten Projekts bekommt der Verein von der Aktion Mensch, die den Betrieb für die nächsten fünf Jahre fördert, sowie vom Landschaftsverband Rheinland.

Stadt Köln sammelt Tausende Fahrradleichen

Die Werkstatt soll Menschen mit psychischer Beeinträchtigung die Möglichkeit zum Zuverdienst geben. Hauptsächlich sollen hier Fahrräder verkauft werden, die aus entsorgten Drahteseln neu zusammengesetzt wurden. Das „Material“ bezieht der Verein von der Stadt Köln, die aufgegebene Fahrradleichen zu Tausenden pro Jahr auf den Straßen der Stadt einsammelt. Außerdem sollen kleine Reparaturen ausgeführt werden. Fahrradverleih und ein Angebot an Unterstellmöglichkeiten sind ebenfalls Teil des Konzepts.

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Das Innere eines Gewöbebogens ist mit Graffiti verschmiert. Die Wände sind grün vor Feuchtigkeit.

Die Schäden durch feuchtigkeit sind im Gewölbebogen auf den ersten Blick erkennbar.

Projektleiter Stephan Rieck träumt von der Eröffnung im April 2024. Dann soll sich die Ecke Ehrenfeldgürtel/Hüttenstraße in einen Wohlfühlort verwandelt haben. Der Asphalt vor den Bahnbögen soll aufgebrochen und Bäume gesetzt werden, in deren Schatten man Platz nehmen kann. Der jetzt noch schmutzige und vor allem feuchte Gewölbebogen ist neben seinem Hauptzweck als Werkstatt und Verkaufsraum auch als Treffpunkt für kleinere Veranstaltungen gedacht.

Köln-Ehrenfeld: Recycling von Alt-Rädern und Rehabilitation

Die Idee der Werkstatt verbindet die Idee der Wiederverwertung schrottreifer Räder, von Fahrradmobilität mit sinnvoller Beschäftigung für Menschen, die es auf dem Arbeitsmarkt schwer haben. „Unserer gesellschaftlichen Verantwortung kommen wir damit als Kölner Verein für Rehabilitation gleich in mehrfacher Hinsicht nach: Wir bieten Menschen an 14 Arbeitsplätzen künftig Gelegenheit zu sinnhaft erlebtem Tätigsein“, sagte Martin Vedder.

Dafür gab es Anerkennung von Marco Schmitz und auch vom Grünen-Landtagsmitglied Arndt Klocke, der in Ehrenfeld seinen Wahlkreis hat, sowie von Bezirksbürgermeister Volker Spelthann. Der zeigte sich vor allem dankbar, dass mit dem Vorhaben eines der ältesten Problemfelder im Stadtteil, der Zustand der Bahnbögen entlang der Hüttenstraße und der Bartholomäus-Schink-Straße, einen neuen Impuls erhält. „Der Zustand besteht ja schon seit mehr als zehn oder zwölf Jahren“, bedauerte Spelthann. Zuletzt sei der Eindruck entstanden, die Stadt würde keinen Schritt weiterkommen.

Damit man sich in dem Gewölbebogen überhaupt ohne Gefahr für die Gesundheit aufhalten kann, ist es vor allem nötig, das Problem der von oben eindringenden Feuchtigkeit in den Griff zu bekommen. Hier soll es eine ähnliche Lösung geben wie die, die man bei den Gewölben der „Club Bahnhof Ehrenfeld“ an der Bartholomäus-Schink-Straße gewählt hat. Das eindringende Wasser wird über Rinnen zur Seite abgeleitet.

Darüber hinaus müssen aber die Seitenwände saniert werden, Leitungen verlegt, Sanitärbereiche, ein Fußboden und eine Eingangsfront neu gebaut werden. Der Kölner Verein für Rehabilitation will möglichst bald mit den notwendigen Sanierungsarbeiten loslegen, wartet aber noch auf die Baugenehmigung. Den Bahnbogen hat er von der Firma Bahnbögen Köln gemietet, die eine Vielzahl von Bögen von der Innenstadt bis nach Ehrenfeld von der Deutschen Bahn langfristig gepachtet hat.

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