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FinanzenKirche investiert in 1A-Lagen

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Die Kapitalanlagegesellschaft Aachener Grundvermögen gehört indirekt Trägern der Katholischen Kirche und hat in Köln unter anderem Gebäude in das C&A-Gebäude an der Schildergasse investiert.

Köln – Der Immobilienbesitz der katholischen Kirche in Köln muss immens groß sein – so groß, dass das Erzbistum Köln auf Anfrage keine konkreten Zahlen nennen kann, weil es sich um eine „sehr komplexe Struktur“ handele. Eine wichtige Rolle innerhalb der verflochtenen Besitzverhältnisse spielt die Aachener Grundvermögen Kapitalanlagegesellschaft, die indirekt unter anderem dem Erzbistum gehört. Ein Fonds der Aachener, an dem ausschließlich kirchliche Träger beteiligt sind, besitzt vor allem Gewerbeobjekte in Eins-a-Lagen.

So gehört den Anlegern unter anderem das C&A-Haus an der Schildergasse 60–68, das einen Verkehrswert von rund 71 Millionen Euro hat. Im Portfolio befinden sich zudem das Mediamarkt-Haus an der Hohe Straße 121–131 sowie das Schuhgeschäft Humanic an der Schildergasse 94–96a. Die Gebäude haben einen Verkehrswert von jeweils rund 50 Millionen Euro. Auch in Städten wie Düsseldorf, Bonn, München und Frankfurt hat der Fonds ähnliche Filetgrundstücke erworben.Die Muttergesellschaft der Aachener Grundvermögen ist die Aachener Siedlungs- und Wohnungsgesellschaft mit Hauptsitz in Köln, die den Bistümern Köln, Trier, Münster, Paderborn und Aachen gehört. Unter ihrem Dach versammeln sich Gesellschaften, die im Wohnungsneubau, der Hausbewirtschaftung und Liegenschaftsverwaltung, in der Baubetreuung und in der Verwaltung von Immobilienfonds tätig sind.

Die Tochtergesellschaft Aachener Grundvermögen wurde im Jahr 1973 gegründet. Sie verwaltet 14 Sondervermögen mit einem Fondsvolumen von insgesamt 4,6 Milliarden Euro. Zwei Drittel des Vermögens stammen von kirchlichen Trägern und ein Drittel von Privatinvestoren. „Wir sondieren den Markt und kaufen für unsere Anleger Immobilien“, sagt Geschäftsführer Frank Wenzel. Ursprünglich wurde die Investmentfirma ausschließlich für katholische Träger gegründet. Erst vor zehn Jahren kam die Öffnung für die Allgemeinheit. Das größte und älteste der 14 Sondervermögen, der Aachener Grund-Fonds Nr. 1, besteht nach wie vor vollständig aus kirchlichen Investoren und kauft die Grundstücke in den Eins-a-Lagen. Zu den mehr als 2200 Anlegern gehören kleine Kirchengemeinden, Orden, kirchliche Stiftungen und eben die Bistümer.

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„Wir investieren gezielt in solche innerstädtische Einzelhandelslagen, weil sie über die höchste Wertstabilität verfügen“, sagt Wenzel. Das entspreche dem Wunsch der kirchlichen Anleger, die ihr Geld „nachhaltig, konservativ und langfristig“ anlegen wollten. Ein wichtiges Kriterium seien auch die Mieter. Bei internationalen Textilketten gebe es keine Probleme, sagt Wenzel. „Wir schließen aufgrund des kirchlichen Hintergrunds aber den Erwerb von Gebäuden, in denen Sexshops, Spielhallen und Abtreibungskliniken untergebracht sind, kategorisch aus.“

Die Muttergesellschaft Aachener Siedlungs- und Wohnungsgesellschaft bewirtschaftet in Nordrhein-Westfalen und Berlin einen Bestand von rund 24 300 Wohnungen. „Wir sind in Köln hinter der GAG der zweitgrößte Bauherr für geförderten Wohnungsbau“, sagt Prokurist Rouven Meister. Große Komplexe dieser Art befinden sich zum Beispiel in den Stadtteilen Seeberg und Bilderstöckchen. Die Baugesellschaft errichtet und verkauft auch Eigentumswohnungen und Einfamilienhäuser. „Man sollte immer das Ganze sehen und uns nicht nur auf die Aachener Grundvermögen und die Einzelhandelslagen reduzieren“, sagt Meister. Das Unternehmen im Besitz der fünf Bistümer ruhe auf vielen Säulen und nicht nur auf einer.

Zu den bekannten Nutzbauten der Kirche in bester Innenstadtlage gehören Priesterseminar mit Diözesanbibliothek, Erzbischöfliche Haus mit Garten, Maternushaus, ein mehrstöckiges Wohnhaus für Geistliche , (Kardinal-Frings-Straße, Generalvikariat (Marzellenstraße), Kurienhaus (Roncalliplatz) sowie Wohnhäuser für Bischöfe und Domkapitel (Burgmauer, Am Hof).

Auch das große Bürogebäude an der Gereonstraße gegenüber dem Platz vor der IHK gehört nach KStA-Informationen der katholischen Kirche. Dort war unter anderem das Organisationsbüro des Weltjugendtages untergebracht.

Zum Gesamtbestand seiner Immobilien in Köln möchte sich das Erzbistum derzeit nicht äußern. (att/jf)

Das Erzbistum Köln will derzeit keine Angaben dazu machen, mit welchem Anteil man an der Aachener Siedlungs- und Wohnungsgesellschaft beteiligt ist. „Wir wollen transparenter werden, aber wir brauchen etwas Zeit, um alles zusammenzustellen“, sagt Pressereferent Michael Kasiske. Man müsse zudem zwischen dem Eigentum des erzbischöflichen Stuhls und dem des Bistums unterscheiden.