Ein Riss in der Mauer wurde größer und größer. Jetzt wird das Zülpicher Gotteshaus aufwendig für einen siebenstelligen Betrag saniert.
St. AgnesKirche in Zülpich-Lövenich lässt an Christos Verhüllungen denken

Die Kirche in Lövenich wird seit Jahren saniert. Zunächst wurde aufwendig ein statisches Problem behoben. Nun werden Risse in der Kirche bearbeitet.
Copyright: Tom Steinicke
Ein wenig erinnert die Lövenicher Kirche an den Berliner Reichstag, der vor 30 Jahren von Künstler Christo verhüllt worden war. Auch St. Agnes ist derzeit verhüllt – und wird es auch noch eine Zeit bleiben. „Wenn alles perfekt läuft, feiern wir Weihnachten in einer rundum erneuerten Kirche“, sagt Jörg Schmitz, geschäftsführender Vorsitzender des Lövenicher Kirchenvorstands.
St. Agnes Kirche in Zülpich-Lövenich bekam ein statisches Problem
Ursprünglich habe man die Kirche vor allem innen neu streichen wollen. Doch dann kam es knüppeldick. Ein Riss in der Mauer wurde größer und größer. Die Kirche bekam ein statisches Problem, berichtet Schmitz. Der Riss wurde so groß, dass er einmal um das ganze Gebäude ging. „Es bestand nie Einsturzgefahr“, berichtet der Geschäftsführer des Kirchenvorstands.
Der Turm sei auch nie abgesackt, es habe also nie einen schiefen Turm von Lövenich gegeben. Die Sanierung sei dennoch sehr aufwendig gewesen. Der Chorbereich und das Fundament seien mit rund acht Stützpfeilern, die bis zu sechs Meter tief in die Erde reichen, unterfangen worden. Auf moderne Art und Weise: die neuen Pfeiler wurden im wahrsten Sinne in die Erde unter St. Agnes vibriert.
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Hinter der Wand in der Lövenicher Kirche St. Agnes wird fleißig gearbeitet.
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Die Maßnahme ist mittlerweile abgeschlossen. Und wie Clemens Wolf, ebenfalls Kirchenvorstandsmitglied, bei einer Ortsbegehung berichtet, recht erfolgreich. „Messungen haben gezeigt, dass die Kirche sich nicht mehr bewegt“, so Wolf. Erst dann konnten die weiteren Sanierungsmaßnahmen starten. Und weil man einmal dabei war und auch Fördergelder aus der Denkmalstiftung generiert werden konnten, folgt in diesem Jahr der Rundumschlag. Das Dach wird erneuert, und auch die ursprünglich vor Jahren schon angedachten Malerarbeiten im Inneren werden angegangen.
Kosten für Sanierungen liegen im niedrigen siebenstelligen Bereich
Eine konkrete Summe für die Gesamtkosten nennt Schmitz nicht, lässt sich dann aber entlocken, dass ein niedriger siebenstelliger Euro-Betrag in St. Agnes investiert wird. Nicht nur dank der Fördergelder, sondern auch dank des Erzbistums Köln und der Kirchengemeinde Zülpich. In den 1920er Jahren wurde die Kirche erweitert. „Es ist seitdem eine Zwei-in-eins-Kirche“, sagt Schneider. Ursprünglich stand der Altar in Richtung Rotbach, während der Erweiterung, die 1927 abgeschlossen war, wurde der neue Altar in Richtung Zülpich ausgerichtet.

In Putz und Mauerwerk klaffen große Risse.
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Der alte Chor und der alte Altar blieben aber erhalten, was sich für die Lövenich während der Sanierung als Glücksfall herausstellen sollte. Denn nicht nur um die Kirche herum ist ein Gerüst aufgebaut worden. Im neueren Teil des Gotteshauses ist auch das Innere aktuell praktisch komplett mit einem Gerüst zugebaut.
Wenn alles perfekt läuft, feiern wir Weihnachten in einer rundum erneuerten Kirche.
Davon bekommen die Kirchgänger während der Messen aber nichts mit. Der Arbeitsbereich ist blickdicht verbaut worden. Die Metallkonstruktion erinnert ein wenig an eine überdimensionale Hochwasserschutzwand. Von der Flutkatastrophe vor ziemlich genau vier Jahren blieb St. Agnes übrigens nach Angaben des Kirchenvorstands größtenteils verschont. Lediglich in die Tageskapelle und in einen Keller sei Wasser eingedrungen. Im Vergleich zu den Häusern, die in Lövenich direkt am Rotbach liegen, sei das aber wirklich nur ein kleiner Schaden gewesen.
Trotz der intensiven Sanierungsarbeiten kann die Kirche genutzt werden. Dafür haben die Lövenicher aus der Not eine Tugend gemacht und den Chor der „alten Kirche“ samt alten Altar wieder hergerichtet, einige Kirchenbänke um 90 Grad gedreht und können so wieder Gottesdienste anbieten.
Das sei nicht immer der Fall gewesen. Während der Corona-Pandemie sei man ins Pfarrheim ausgewichen, und als der Putz von der Decke bröckelte und die Risse in den Mauern immer größer wurden, sei die Kirche ebenfalls vorübergehend gesperrt worden.
Das gehört nun der Vergangenheit. Im Herbst soll auch der Christo-Effekt von St. Agnes wieder verschwunden sein. Bis dahin sollen die Außenarbeiten abgeschlossen sein. Und dann werde alle Energie ins „Weihnachtswunder“ von Lövenich gesteckt, dass die Baustelle „St. Agnes“ nach vielen Jahren der Vergangenheit angehört.