Nach neun Monaten Leerstand – die vorherigen Betreiber waren mit ihrem Konzept bei den Merheimern nicht angekommen – hat die Traditions-Gaststätte „Em ahle Kohberg“ mit Magnus Thelen (39) einen neuen Pächter gefunden. Am 1. Juni will er das Lokal und den angrenzenden Biergarten eröffnen – mit einer gutbürgerlichen Speisekarte.
Herr Thelen, Sie wollen wieder Schwung in die denkmalgeschützten Gemäuer bringen. Wie sind Sie an den Kohberg gekommen?
Über einen Getränkegroßhändler, den ich bei einem anderen Objekt getroffen hatte, für das ich mich interessierte. Nachdem ich zuletzt bundesweit im Bereich Beratung und Training für Gastronomie-Betriebe, Metzgerei-Filialen und Bäckerei-Ketten unterwegs war, und auch einige Jahre in der Nähe von Frankfurt gelebt hatte, wollte ich zurück in die Heimat. Ich liebe ja das Rheinland, bin in Köln geboren und habe in Bensberg Abitur gemacht. Inzwischen wohne ich auf einem alten Bauernhof in Swisttal. Daher hatte ich zunächst linksrheinisch gesucht.
Aber dann wurde es letztendlich doch die schäl Sick.
Ja. Und das fühlt sich für mich schon etwas an wie heimkommen. Ich kannte den „ahle Kohberg“ vorher nicht, aber als ich den im Februar erstmals besichtigt hatte, war ich verzückt und habe ich mich sofort in das Haus verliebt. Mich faszinierte die Vielseitigkeit. So ein schönes Haus und so einen schönen Biergarten gibt es doch in Köln kaum ein zweites Mal. Der Kohberg hat einfach einen Wohlfühl-Faktor. Zum Eigentümer Franz Sauer hatte ich von Anfang an gleich einen guten Draht.
Mussten Sie baulich an der Gaststätte viel verändern?
So einiges, aber das lief alles in Absprache mit dem Eigentümer. Das Fachwerk an der Fassade ist instand gesetzt worden und hat einen neuen Anstrich erhalten. Die Lüftung in der Küche wurde erneuert, das Dach und der Hof entmoost, die Beete neu bepflanzt. Im Inneren lassen wir es zunächst so, wie es ist. Die Kuh-Bilder an den Wänden werden durch historische Fotos ergänzt.
Bis dahin ist wohl der Biergarten ein Schwerpunkt, der war zuletzt von außen stets verschlossen.
Jetzt nicht mehr. Das Tor wird wieder geöffnet. Auch Fahrradfahrern, die nur eine Kleinigkeit zu sich nehmen wollen, oder Leute, die nur mal ein Bier trinken wollen, sind willkommen.
Heißt das, dass Sie auch die Merheimer und die Bürger aus den Nachbarstadtteilen wieder verstärkt ins Haus holen wollen?
Genau. Der Kohberg war doch in seiner langen Geschichte immer das Gasthaus für das Veedel. Und da will ich auch wieder hin. So will ich am 15. Juni, wenn ich meinen 40. Geburtstag feiere, mittags und nachmittags die Nachbarschaft einladen. Ich will mit den Leuten in Kontakt und ins Gespräch kommen. Ich suche ja noch Mitarbeiter. Für mich ist der Kohberg kein Sprint, sondern ein Marathon. Ich will den Laden Stück für Stück wieder hochfahren.
Wie sieht denn künftig die Speisekarte aus?
Da setze ich mit meinem Küchen-Team auf eine gutbürgerliche Küche mit regionalen Zutaten. Keine hochtrabenden Speisen, keine hohen Preise. Der Hauptgang liegt zumeist zwischen 12 und 22 Euro. Gut, wenn ich mal ein tolles Kalbsschnitzel von einem regionalen Metzger bekommen kann, dann wird das schon bis zu 30 Euro gehen. Aber ich strebe eine transparente Kalkulation an. Dazu gibt’s spezielle Kindergerichte und auch etwas Vegetarisches. Ob vegan in Merheim schon ein Thema ist, weiß ich nicht. Das werde ich beobachten. Reissdorf-Kölsch und Bitburger Pils kommen vom Fass und im Sommer zusätzlich auch Benediktiner-Weizen. Dazu liegt der Fokus auf deutschen und weißen Weinen.
ZUR HISTORIE
Die Ursprünge des Kohberg gehen bis ins Jahr 1665 zurück. Mit der gegenüberliegenden Pfarrkirche St. Gereon hat er seit Jahrhunderten den Alltag und das Geschehen im Veedel mitbestimmt. Auf dem Hügel vor der Kirche fanden früher Viehmärkte statt. Während dort um Preise gefeilscht wurde, versorgten Bauern und Viehtreiber vor der Kneipe ihre Pferde und vertranken später einen Teil ihres Verkaufsgewinns. „Em ahle Kohberg“ heißt die Gaststätte, die früher im Veedel als Restauration Peter Wendel bekannt war, erst seit 1937. Auch wenn viele das glauben hat sie (leider) nichts mit dem von Willi Ostermann besungenen Kohberg zu tun. (NR)
ZUR PERSON
Magnus Thelen ist 1979 in Köln geboren und in Bensberg aufgewachsen. Nach einer Kochlehre mit Gesellenbrief in der Eifel arbeitete er als staatlich geprüfter Betriebswirt für Verpflegungs-Systeme. So im höheren Management bei Gastronomie Ketten in Frankfurt wie COA und La Maison du Pain.