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Interview mit Odonien-Gründer„Als Künstler fühlt man sich in Neuehrenfeld geachtet“

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Odo Rumpf hat mit Odonien seine künstlerische Heimat erschaffen.

Ehrenfeld – Odonien ist ein Ort, der Kunst erlebbar macht. Was aus der Ferne wie ein Schrottplatz anmutet, entpuppt sich bei näherem Hinsehen als Vielzahl kleinerer und größerer Skulpturen – teils ineinander übergehend, teils noch im Entstehen begriffen. Für den Künstler und Bildhauer Odo Rumpf ist Neuehrenfeld der perfekte Standort für sein Freiluftatelier. Nirgendwo sonst in Köln sei die Unterstützung der freien Künstlerszene so groß wie dort, betont der gebürtige Leverkusener.

Herr Rumpf, wie würden Sie selbst Odonien beschreiben?

In erster Linie ist es mein Atelier. Ich habe das Gelände 2005 von der Deutschen Bahn gepachtet. Davor war ich mehr als zehn Jahre lang im Eisenbahn-Ausbesserungswerk Nippes. Das Konzept meiner Arbeit war schon immer, das Atelier für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen und zu zeigen, wie Kunst entsteht.

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Odonien ist ein Ort der Kreativität – nicht nur für mich, sondern auch für befreundete Künstler, die hier Projekte realisieren und einen Teil ihrer Arbeiten präsentieren. Das Atelier ist eine Art Labor: Neue Ideen werden ausprobiert, es ist ständig im Fluss. Ich sehe es als Gesamt-Installation, die niemals fertig wird.

Was inspiriert Sie zu Ihren Werken?

Mein Interesse an Metall war immer schon stark ausgeprägt. Das fing mit Basteln am Fahrrad an, später am Mofa und am Auto und ging im Maschinenbau-Studium weiter. Als Quereinsteiger in die Kunst hat es mir geholfen, technische Dinge wie Kraft- und Bewegungsverläufe zu verstehen. Ideen kommen mir, indem ich mich mit Sachen beschäftige.

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Besonders spannend ist das im Ausland, da ergeben sich durch neue Strukturen, Umgebungen und Materialien ganz neue Einflüsse. Mein Arbeitsmaterial sind verschiedenste Fundstücke, vom rostigen Schräubchen bis zum riesigen Kran. Von oben sieht mein Atelier aus wie ein Schrottplatz – die Details sieht der Betrachter erstmal gar nicht. Es ist aber alles sortiert und geordnet. Die Schrott-Elemente sind mein Äquivalent zu den Farben eines Malers.

Odonien ist mittlerweile eine beliebte Event-Location. Wie hat sich das entwickelt?

Dass wir zum Veranstalter geworden sind, war gar nicht unser Hauptanliegen. Ich wollte das Atelier der Öffentlichkeit zugänglich machen. Damit waren allerdings unglaublich hohe Kosten verbunden für Genehmigungen, Rechtsanwälte und Gutachten. Da mussten wir überlegen: entweder im kleinen Kreis bleiben oder das volle Programm mit sämtlichen Auflagen. Das trägt sich nur, wenn regelmäßig Veranstaltungen ausgerichtet werden. Bei der Auswahl achten wir natürlich darauf, dass die Events innovativ sind. Wir wollen nicht unbedingt die große Masse ansprechen. Hier können Performancekünstler oder Musiker Festivals realisieren, die sie an anderer Stelle nicht umsetzen können.

Zur Person

Odo Rumpf wurde 1961 in Leverkusen geboren. Der studierte Maschinenbau-Ingenieur ist seit 1991 als hauptberuflicher Künstler und Bildhauer tätig. 2005 zog er mit seinem Atelier von Nippes nach Neuehrenfeld – die Geburtsstunde von Odonien. Dort arbeitet Rumpf an seinen Skulpturen, bietet befreundeten Künstlern Raum für Kreativität und veranstaltet gemeinsam mit seinem Team Festivals im Bereich Musik und Performance.

Was schätzen Sie besonders an Neuehrenfeld?

Die Bezirks-Politiker sind sehr aktiv und wollen eine freie Künstlerszene. Das sieht man daran, dass zarte Pflänzchen von oben mit gefördert werden, teilweise gegen Entscheidungen in anderen Gremien. Als Künstler fühlt man sich gut aufgehoben, geachtet und unterstützt. Das ist nicht selbstverständlich in Köln. In Ehrenfeld und Neuehrenfeld gibt es unglaublich vielseitige und kreative Künstler. Die Szene findet hier einen ganz besonderen Ort, an dem Ideen reifen und realisiert werden können. Projekte wie die Kunstroute Ehrenfeld oder das Ehrenfeld-Hopping im Partybereich werden in anderen Stadtteilen kopiert, aber haben hier ihre Ursprünge.