Juweliere in Köln und Hürth457 Millionen Euro verschoben – Drei Männer angeklagt

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Die Bande soll tonnenweise Gold in die Türkei verschoben haben. (Symbolbild)

Die Bande soll tonnenweise Gold in die Türkei verschoben haben. (Symbolbild)

Köln – Tausende Kilogramm Gold soll eine Bande von Finanzschiebern vor allem aus dem Kölner Raum und dem Erftkreis in die Türkei geschleust haben. Dieses illegale Finanztransfersystem soll dazu gedient haben, die Gewinne krimineller Organisationen zu waschen. Nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ hat die Staatsanwaltschaft in dem Fall die erste Anklage erhoben.

Die Vorwürfe gegen drei mutmaßliche Hauptakteure reichen von Geldwäsche, Steuerhinterziehung, dem Verstoß gegen das Zahlungsdiensteaufsichtsgesetz (ZAG) bis hin zur Bildung einer kriminellen Vereinigung. Anfangs gingen die Ermittler davon aus, dass Goldbarren im Wert von 1,6 Milliarden Euro an den Bosporus verschoben wurden. Inzwischen stuften die Ankläger den Betrag herunter: Es geht um 15,7 Tonnen Gold und mehr als 457 Millionen Euro.

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Die drei Angeklagten fungierten für den flüchtigen Bandenchef Turan S. laut Staatsanwaltschaft als Cheflogistiker. Demnach beschafften die zwei Frauen und ihr Komplize über Tarnfirmen Zollpapiere, um die Ware in die Türkei zu exportieren und dort etwa an der staatlichen Börse zu veräußern.

Zahlreiche Einzahlstellen

Der mutmaßliche Boss Turan S. verfügte über zahlreiche Einzahlstellen – so etwa bei Juwelieren in Hürth, auf der Keupstraße und in der Weidengasse. Die Geldflüsse stammten von einer Bande, die zum Beispiel eine 81-jährige Rentnerin aus Bielefeld Mitte Mai 2019 um Münzen und Goldbarren in Höhe von 1,1 Millionen Euro betrogen hat. Es wurden zudem 288.000 Euro Gewinne aus dem Verkauf unversteuerten Wasserpfeifentabaks über die Finanz-Organisation gewaschen. Mit dem Geld erwarb die Bande Altgold in großen Mengen, schmolz es zu Barren ein. Ferner wurde durch Kuriere auch Bargeld nach Istanbul gebracht, um dort die Geldreserven für die Abholer aufzufüllen.

Das Verfahren zeigt, wie erfolgreich Finanzschieber das orientalische Hawala-Banking nutzen. Das System ist Jahrhunderte alt: Meist zahlt Kunde A etwa in Köln bei einem Finanzdienstleister oder Schmuckhändler Geld ein. Der eigentliche Empfänger B, der im Orient sitzt, lässt sich den Betrag nach Abzug einer Provision von einem Juwelier oder Banker vor Ort auszahlen. Die beiden Finanzschieber gleichen die Differenz dann untereinander aus.

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