IndustriegeschichteAlte KHD-Hallen in Köln-Kalk sollen bleiben

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Auch die markante Straßenfront der Hallen zur Neuerburgstraße hin wird von den Denkmalschützern als erhaltenswert angesehen.

Auch die markante Straßenfront der Hallen zur Neuerburgstraße hin wird von den Denkmalschützern als erhaltenswert angesehen.

Kalk – Während die Verwaltung den Abbruch der ehemaligen KHD-Hallen 76 und 77 vorantreibt, fordern mehr und mehr prominente Fürsprecher den Erhalt der historischen Gebäude. Laut Walter Buschmann, Vorsitzender des Vereins Rheinische Industriekultur, der früheren Dombaumeisterin Barbara Schock-Werner und dem ehemaligen Kölner Stadtkonservator Ulrich Krings – beide inzwischen im Vorstand des Rheinischen Vereins für Denkmalpflege und Landschaftsschutz aktiv – müsse die Stadt sorgfältig prüfen, ob die Kalker Hallen repariert werden können. „Der Abbruch dieser unter Denkmalschutz stehenden Hallen könnte erneut ein Beispiel werden für den sorglosen Umgang einer Stadt mit diesem Teil ihres historischen Erbes“, heißt es in einer Presseerklärung.

Schlechter Zustand

Noch vor einigen Tagen hatte Kulturdezernentin Susanne Laugwitz-Aulbach den Kalker Bezirkvertretern mitgeteilt, dass die 1901 und 1906 vom Motorenhersteller Klöckner-Humboldt-Deutz errichteten Hallen 76 und 77 in Kalk das Ende ihres Lebenszyklus’ erreicht haben. Die Hallen seien in einem schlechten baulichen Zustand, das Gutachten eines Ingenieurbüros spreche „von einer akuten Gefahr hinsichtlich der 84 Meter langen Fassade am Ottmar-Pohl-Platz“. Daher hat die Dezernentin nach Abstimmung mit der Gebäudewirtschaft das Bauaufsichtsamt mit dem Abriss beauftragt. Damit sei frühestens in drei Monaten zu rechnen.

Die Halle 77, die zuletzt dem Museum Ludwig als Depot für großformatige Kunstwerke gedient hatte, wurde bereits vor einigen Wochen vorsorglich geräumt. Die dort gelagerten Kunstwerke – vor allem massive Skulpturen und großvolumige Kunstobjekte mit einem Versicherungswert von rund fünf Millionen Euro – wurden in ein Lager an der Mathias-Brüggen-Straße in Ossendorf evakuiert, das die Stadt für fünf Jahre gemietet hat. Die laut Verwaltung ebenfalls erheblich geschädigte Halle 76 war in den vergangenen Monaten vor allem als Abstellraum oder auch mal als Garderobe und Toilettenanlage im Gebrauch.

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Die vom städtischen Schauspiel genutzte Halle 75 sei nicht gefährdet und solle erhalten bleiben, so Laugwitz-Aulbach. „Es besteht keine Gefahr für die Beschäftigten der Bühnen und die Besucher der Veranstaltungen.“ Darauf setzt auch Patrick Wasserbauer, der geschäftsführende Direktor der Bühnen Köln, der in der Kalker Bezirksvertretung bestätigte, die Halle Kalk wie in den vergangenen 20 Jahren auch in Zukunft gerne als Theater-Spielstätte nutzen zu wollen. „Für die künftige Nutzung wird Schauspiel-Intendant Stefan Bachmann in Kürze ein Konzept vorlegen“, sagte Wasserbauer. „Das Schauspiel ist funktionstüchtig. Wir haben eine Spielstätte in Kalk, die vom Theaterpublikum angenommen wird – und wir planen auch dort.“

Unverhältnismäßig

Die Verwaltung führt erhebliche Schäden durch eine fortgeschrittene witterungsbedingte Korrosion in der Stahlkonstruktion der benachbarten Hallen ins Feld. Die Abbruchgegner um Schock-Werner behaupten, dass sich „auch schwer- und schwerstgeschädigte“ Stahlfachwerkbauten sanieren lassen. Das Erscheinungsbild lasse sich wahren. Jahrzehntelange Erfahrungen mit entsprechenden Bauten im Ruhrgebiet belegten dies. Aus dem schlechten Zustand der Fassaden einen Komplettabbruch zu folgern sei „unverhältnismäßig und nicht situationsgerecht“. Schon gar nicht verständlich sei der geplante Abbruch der massiv gemauerten Südhalle. Maßgeblich für die Abbruchplanung sei offenbar die fehlende Nutzungsperspektive.

Daher schlagen die Denkmalschützer einen möglichen Verkauf der Hallen vor. „Inzwischen gibt es mehrere Kölner Projektentwickler mit guten Erfahrungen bei der Erhaltung historischer Industriehallen“, argumentieren sie. Kalks Bezirksvertreter sehen das ähnlich und wollen den Abriss möglichst verhindern. „Die alten KHD-Hallen sind schützenswert“, sagte Kerstin Schmedemann (SPD).

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