Karneval am 11.11.Feiernde Kölner sorgen für Entsetzen – Reker rechtfertigt sich

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Zülpi Menge

Tausende feiern im Zülpicher Viertel und in der Altstadt den Sessionsauftakt.

Köln – In der Stadt Köln gelten zum Sessionsauftakt 2G-Regeln. Auf allen Karnevalsveranstaltungen in der Stadt sind am 11.11. nur Geimpfte und Genese zugelassen. In der Altstadt und im Zülpicher Viertel rund um die Zülpicher Straße gilt diese Regel auch draußen. Das Ordnungsamt hat die Zugänge kontrolliert – allerdings nicht immer etwa auch die Personalausweise zum Impfnachweis verlangt, wie Mitarbeiter des „Kölner Stadt-Anzeiger“ beobachtet haben.

Bereits vor 11 Uhr war die von der Stadt zugelassene Höchstgrenze an Personen für den Bereich Zülpicher Straße zu etwa 80 Prozent erreicht, die um 12 Uhr war die Kapazität ausgelastet. Ein Video vom Countdown, den die Feiernden auf der Zülpicher Straße zählten, regt viele Beobachter in Köln, aber vor allem außerhalb der Stadt auf.

„Alaaf! Heute als 'Sexy Krankenschwester' auf der Zülpicher Straße, an Weihnachten als 'Sexy Intubierte' in der Uniklinik!“, schreibt Fernsehmoderator Jan Böhmermann auf Twitter.

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Andere Nutzer schreiben, dass sie an den Bildern nicht die Eigenverantwortung erkennen können, die von Feiernden erwartet worden sei. „Wir haben in der Pandemie ein Stück Sozialleben verloren. Das Sessionsmotto ist ja ‚Alles hät sing Zick‘. Jetzt ist die Zeit, um auch mal wieder zusammenzukommen“, hatte Christoph Kuckelkorn, Präsident des Festkomitees Kölner Karneval kurz vor dem Sessionsauftakt im Interview mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ gesagt.

Lesen Sie hier, wie das Video aus dem Zülpicher Viertel entstanden ist.

„Es ist einfach zum Heulen! Wir laufen in die Vierte Welle, die Krankenhäuser sind jetzt schon randvoll, Pfleger*innen wollen nicht mehr weiter arbeiten – ich verstehe das“, kommentiert die Sprecherin der Grünen in Friesland Sina Beckmann das Video. „Ich fasse es einfach nicht“, schreibt Johanna Agci, Mitarbeiterin der Bundestagsfraktion der SPD.

Auch Weltärztepräsident Frank Ulrich Montgomery übte starke Kritik. Bei RTL betonte er am Abend, dass Pandemie und Menschenmassen nicht zusammenpassen. „Mich hat das gegraust“, kommentierte er die Szenen in Köln. Der Weltärztepräsident erklärte weiter, dass er jedem seinen Spaß gönne, „aber das ist gerade eine Unzeit.“ Die Prognose des Mediziners: „Da werden nicht nur die Jecken darunter leiden, sondern auch die, die sich von ihnen anstecken.“

Auf einer Pressekonferenz am Donnerstagnachmittag ging Oberbürgermeisterin Henriette Reker auf das Video und die Kritik an dicht gedrängten Menschenmassen ein. „Wir haben das genau abgewogen. Wir haben heute ganz andere Rahmenbedingungen als am 11.11. voriges Jahr. Eine Vielzahl an Menschen ist geimpft, und genau die lassen wir auf die Veranstaltungsflächen“, sagte sie.

„Wir haben 2G, andere Städte wie Bonn haben das nicht. Der 11.11. gehört in Köln zu unserem Brauchtum. Man kann den Menschen nicht verbieten, in Angemessenheit und mit größter Verantwortung den 11.11. zu genießen. Etwas anderes werden sich die Menschen nicht mehr gefallen lassen. Ein komplettes Verbot wäre womöglich auch rechtlich nicht möglich gewesen“, so Reker.

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