„Nicht umsonst geprobt“Kölner Schulen schaffen alternative Karnevalsveranstaltungen

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Das Brücker Kinderdreigestirn bei der Proklamation.

Köln – In der  Zeit rund um die Ausgabe der Halbjahreszeugnisse steht an den meisten Kölner Schulen verstärkt der Fastelovend auf dem Stundenplan. Normalerweise. Da werden für die Umzüge Kostüme genäht und Festwagen gebaut sowie für die Schulsitzungen Lieder gesungen, Tänze eingeübt und Reden gelernt. Wie schon im Vorjahr ist Corona-bedingt auch diesmal wieder alles ganz anders. Die Schull- un Veedelszöch, zu denen sich mehr als 50 Schulen angemeldet hatten, wurden abgesagt – ebenso die traditionelle Sitzung der Kölner Schulen. „Das ganze Programm stand doch schon, aber auf Anraten des Festkomitees haben wir einen Rückzieher gemacht“, sagt die für Brauchtum und Karneval zuständige Schulrätin Petra Vianden.

Grundschule in Köln-Brück schafft Alternativen

Der Schulkarneval fährt in dieser Session auf Sicht. Bis auf wenige Ausnahmen. Eine davon ist die katholische Grundschule an der Olpener Straße in Brück. Da wurde jetzt wie in jedem Jahr ein Kinderdreigestirn proklamiert – für die Schule und für das Veedel. „Die Schulen dürfen ja so eine Art Veranstaltung machen, solange die Corona-Betreuungs-Verordnung eingehalten wird“, sagt Vianden. In Brück hieß das nun zwei Proklamationen in der Turnhalle direkt hintereinander, so dass jeweils die halbe Schülerschaft dabei sein konnte. Und für alle beteiligten Eltern galt die 2G-Plus-Regel. 

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Die Mitglieder des Brücker Kinderdreigestirns.

Den Jungen und Mädchen war die Freude über solch eine Feier deutlich anzumerken. Lautstark schmetterten die Schulpänz das „Pirate“-Lied von Kasalla und beklatschen ihre Mitschüler aus den dritten Klassen in Ornat und Kostüm. Außer Prinz Alexander Lieb, Bauer Alex Zaldivar und Jungfrau Karlotta Görrig gehören zum Gefolge stets Hänneschen und Bärbelchen (Clara Heybach und Mathilda Klein) als Tanz-Duo, eine Sängerin (Idil Akyildiz) und eine Trommlerin (Hanna Reinert). 

Kinderdreigestirn des Veedels hat nur wenige Auftritte 

Nachdem die Brücker im Vorjahr auf ein Kindergestirn ganz verzichtet hatten, erwartet die diesjährigen Mini-Tollitäten im Vergleich zu früheren Jahren ein Sparprogramm. „Aber ein paar Auftritte in den umliegenden Altenheimen, Schulen und Kindertagesstätten sind schon fix“, sagt Elternvertreter Sebastian Heybach. Allerdings fallen Höhepunkte wie die Zeltsitzjunge mit der KG Löstige Brücker Müüs auf dem Marktplatz oder der Veedelzoch durch Brück aus. Heybach: „Für den Zoch hatten wir ja schon einen Trecker mit Festwagen aus dem Bergischen fest angemietet. Damit werden wir dann wohl am Karnevalssonntag in einer Art Flashmob durchs Veedel fahren.“

An anderen Schulen ist man meist noch zurückhaltender. „Unsere Sitzung und der Veedelszug fallen komplett aus“, sagt Dieter Fabisch-Kordt, Direktor der Willy-Brandt-Gesamtschule in Höhenhaus. „Es wird wohl ein paar Feiern in den Klassen geben. Und an Weiberfastnacht ist eine Kostümierung ausdrücklich erwünscht.“ Ähnlich sieht das auch Petra Gebelein, die Rektorin der Grundschule Zugweg, an der der Fastelovend fest zur DNA der Schule gehört. Trotz abgesagter Schulsitzung steht das Thema „Brauchtum“ ganz oben auf dem Stundenplan. „Dafür haben wir richtig gutes Unterrichtsmaterial – zur Verfügung gestellt vom Verein der Freunde und Förderer des kölschen Brauchtums.“ Dazu singe man „leise in unsere Masken hinein“. Noch hofft Gebelein auf einen Besuch des Kölner Kinderdreigestirns. „Einer unserer Schüler läuft in der Begleitgarde mit.“ 

Grundschule in Köln-Weiß hofft auf Besuch des Kinderdreigestirns

Ähnlich gute Karten auf einen Besuch der Mini-Tollitäten rechnet sich die Albert-Schweitzer-Grundschule in Weiß aus. „Im zweiten Jahr hintereinander kommt der amtierenden Kinderbauer aus unserer Schule“, sagt Lehrerin Eva Paetzold, hörbar stolz. Robin Fischenich besucht dort die dritte Klasse und wird wohl mit seinen kleinen Kollegen mit einem Lkw auf den Schulhof kommen, heißt es. Gerne würde Paetzold dem Kinderdreigestirn mit ihrer Trommelgruppe einen lautstarken Empfang bereiten. Aber ob es daraus etwas wird, ist noch unklar. „Wir sind mitten in den Planungen.“

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Devin Keller und Luisa Kabba gehen in der Kayjaß zur Schule.

Kölner Traditionsschule „Kayjaß“ gibt nicht auf 

Die geltenden Einschränkungen haben auch an der Hauptschule Großer Griechenmarkt (Kayjaß) alle Planungen durcheinander gebracht. „Aber wir lassen uns vom Virus nicht unterkriegen. Wir stecken den Kopf nicht in den Sand“, betont Schulleiter Manfred Lebek. Wie schon im Vorjahr ist ein Film-Projekt geplant, für das an diesem Freitag die Dreharbeiten beginnen. Hänneschen und Bärbelchen, die ansonsten auch als Traditionsfiguren durch die Schulsitzung leiten, führen als roter Faden durch die Handlung. Die hat wie in den Vorjahren Ex-Lehrer Wolfgang Figgen (73) geschrieben, der auch nach seiner Pensionierung in dieser „heißen Karnevalsphase“ fast täglich in seine alte Schule kommt, um mit den Pänz die kölschen Texte zu üben.

In den Rollen von Hänneschen und Bärbelchen werden die beiden 16-jährigen Devin Keller und Luisa Kabba – sie stammt ursprünglich aus Syrien – vom Nubbel zum Leben erweckt und machen sich auf die Suche nach dem Karnevalsvirus. Drei Klassen und der Schulchor werden bei ihren jecken Vorbereitungen gezeigt. Beim Öffnen der jeweiligen Türen erhalten Hänneschen und Bärbelchen prominente Hilfe – so beispielsweise von Stephan Brings, von Mo-Torres und von Bömmel Lückerath. Der fertige Film mit einem Abschlussbild der gesamten Kayjaß-Schulfamilie wird schließlich ins Internet gestellt.

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Die Proben waren nicht umsonst

In der Karnevalswoche sei ein Projekt „Zoch im Kleinformat“ angedacht. Aber das sei „noch nicht spruchreif“. Wie so vieles in dieses Tagen. Auch die vor einigen Jahren vom Festkomitee und der Band Lupo ins Leben gerufene Reihe „Pänz große Pause“, bei dem in der Woche vor den tollen Tagen jeweils zwei Bands und das Kinderdreigestirn bis zu zehn Schulen besuchen, ist, so Festkomitee-Sprecherin Tanja Holthaus, „noch nicht abgesagt“. 

Und auch für die Pänz, die schon fleißig für die nun ausfallende Schulsitzung geübt haben, gibt es Hoffnung. „Die sollen doch nicht ganz umsonst geprobt haben“, sagt Schulrätin Vianden und kündigt für den Sommer „keinen Sommerkarneval, sondern ein Brauchtumsfest“ an. „Da können die einzelnen Schülergruppen mit ihren Liedern und Tänzen auftreten. Wir wollen den Kindern eine Plattform bieten und auch über das Kinderdreigestirn und die Tanzgruppen informieren. Dabei geht es nicht um Kostüme, Uniformen und Ornate, sondern um das, was dahinter steckt.“ 

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