Silvester in KölnStadt fordert Respekt – Reker und Polizei setzen auf klare Regeln

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Silvester 2016: Polizeikontrollen am Kölner Hauptbahnhof

Köln – Unbeschwert, respektvoll und sicher soll das kommende Silvesterfest  rund um den Hauptbahnhof Köln, den Dom und Teile der Kölner Innenstadt ablaufen. Unter diesen Zielen stellten unter anderem die Stadt Köln, die Polizei Köln, die für den Hauptbahnhof zuständige Bundespolizei und die Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB) am Mittwochmittag die gemeinsamen Konzepte vor. Neben dem Sicherheitsentwurf   von Stadt und Polizei startet auch die Kampagne „Respekt“.

Worum geht es bei der neuen  Kampagne „Respekt“?

Die Stadt Köln und ihre Partner wollen den gemeinschaftlichen Respekt stärker in das Bewusstsein rufen. Respekt unterbinde vieles, was störend oder übergriffig sei oder sich negativ auf  das Zusammenleben auswirke, so die Botschaft. „Wir stellen uns gegen den Missbrauch der offenen, kölschen Lebensart“, sagte Oberbürgermeisterin Henriette Reker. „Wir wollen niemanden ausgrenzen, fordern aber ein respektvolles und rücksichtsvolles Verhalten von jedem.“

Die Kampagne ist nicht auf Silvester begrenzt: Der Begriff Respekt soll künftig immer wieder auftauchen – etwa   zur Sessionseröffnung am 11.11. oder bei Fußball-Großereignissen.

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Wie sehen die Aktionen der Respekt-Kampagne aus? Und wer macht mit?

Das Bündnis hat zum Silvester-Fest in Köln sechs Kernbotschaften entwickelt, die vorab in sozialen Medien und in der Gesellschaft verbreitet werden sollen. Diese Kernbotschaften, als Cartoons im Pop-Art-Stil verbildlicht,  vermitteln neben klaren Appellen wie „Nein heißt Nein! Null Toleranz bei Übergriffen“ oder „Feuerwerkskörper nicht auf Menschen schießen“ auch  Botschaften für den Silvesterabend: „Polizei und Ordnungskräfte sind präsent“  und „Fröhlich, sicher und respektvoll feiern“. So soll ein Bewusstsein für die Regeln geschärft werden.  

Außerdem hat die Stadt 150.00 Armbändchen mit der Aufschrift „Respect“ und dem Motiv des Kölner Doms produzieren lassen. Diese Armringe werden zu Silvester an Feiernde und Passanten in der Kölner Innenstadt und der Dom-Umgebung kostenlos verteilt. Sie sollen nicht nur Erkennungsmerkmal, sondern auch Selbstbekenntnis der Trägerinnen und Träger für einen respektvollen Umgang sein.

Auch nach Silvester wird es die Armbändchen kostenlos in den Bürgerämtern geben. Neben der Stadt und den unterstützenden Organisationen und Initiativen sind vor allem auch die Kölner aufgerufen, an der Respekt-Kampagne teilzunehmen. Die Stadt hofft, dass sich die Bürger mit eigenen Aktionen an der Kampagne beteiligen. Dies könnten , laut Stadt, soziale Projekte, aber auch banalere Dinge wie E-Mail-Signaturen oder Plakate sein.

Wie bereitet sich die Polizei auf Silvester vor?

In der Silvesternacht werden in Köln rund 3000 Kräfte im Einsatz sein. Den größten Anteil hat die Polizei Köln, die mit 1400 Polizisten vertreten sein wird. Unterstützt wird sie von der für den Hauptbahnhof zuständigen Bundespolizei. Zudem werden 526  Mitglieder  der Feuerwehr  – doppelt so viele wie an einem Regeltag –, 120 Mitglieder des Ordnungsdiensts der Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB) und  124 Mitarbeiter des Ordnungsamts für Sicherheit sorgen. Das Ordnungsamt der Stadt wird zudem von 400 Mitarbeitern aus privaten Sicherheitsfirmen unterstützt werden.

Wie schätzt die Polizei die Lage ein?

„Wir rechnen mit einem ähnlichen Aufkommen wie auch im Vorjahr“, sagte  Kölns Polizeipräsident Uwe Jacob  in der Pressekonferenz. „Auch in diesem Jahr wird es betrunkene Menschen in Köln geben, einige werden durch aggressives Verhalten auffallen“, so die Einschätzung des Polizeipräsidenten. Jacob ergänzte: „Dabei sind mir die Nationalitäten der Feiernden, mit Verlaub, völlig egal. Die Regeln gelten für jeden.“

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Neu ist, dass die Polizei den Bahnhofsvorplatz, der in den vergangenen Jahren als Brennpunkt in der Kritik stand, möglichst freihalten will: „Wir wollen es erst gar nicht dazu kommen lassen, dass sich größere Gruppen zusammenfinden können“, so Jacob. Auch innerhalb des Kölner Hauptbahnhofs will die Bundespolizei große Menschenansammlungen vermeiden: „Wir werden viel beobachten und angemessen und zur richtigen Zeit einschreiten, wenn wir Auffälliges sehen“, sagte  Wolfgang Wurm, der Präsident der Bundespolizeidirektion St. Augustin.  Man wolle vor allem die Funktionalität des Hauptbahnhofs aufrecht erhalten.

Welche Maßnahmen werden zur Sicherheit beitragen?

Neben der neuen Strategie für den Bahnhofsvorplatz kann die Polizei in diesem Jahr auf umfassende Video-Überwachung der Dom-Umgebung und der Ringe zurückgreifen. Seit Anfang Dezember sind 25 Kameras am Dom und 19 auf den Ringen im Einsatz.

Außerdem wurde die bereits 2016 entwickelte „böllerfreie Zone“ rund um den Dom und den Hauptbahnhof erweitert. In dieser Sicherheitszone werden Besucher   ab 18 Uhr  auf das Mitführen von Feuerwerk kontrolliert.  Polizeipräsident Jacob  will jedoch für schnellere Kontrollen sorgen. 2016 hatten die Überprüfungen für Ärger gesorgt, weil sich durch Wartezeiten Menschentrauben bildeten. Die Polizei stand in der Kritik,  muslimische Menschen priorisiert   durchsucht zu haben. Außerdem werden Polizisten in Zweier-Teams  mit gelben Signaljacken  durch die Kölner Innenstadt patrouillieren. Sie sollen nicht nur Kontrollinstanz, sondern auch Ansprechpartner sein.

Was wird für den Verkehr gesperrt?

Das Sicherheitskonzept sieht auch mehrere Straßen- und Brückensperrungen vor. Unter anderem  wird ab 17.30 Uhr die Hohenzollernbrücke und die östliche Dom-Umgebung für Personen gesperrt. Ab 18 Uhr werden die Treppen auf dem Rheinboulevard blockiert sein, ab 21 Uhr wird die Deutzer Brücke für Fahrzeuge abgeriegelt werden. Wie geht die Stadt mit dem Aufsehen zu Silvester um? OB Reker fand eine klare Antwort: „Ich wünsche mir, dass wir künftig nicht jedes Jahr eine große Pressekonferenz veranstalten müssen, um auf Silvester in Köln zu schauen“, sagte sie. „Stattdessen wünsche ich mir, dass wir wieder zum Normalzustand zurückkehren und gemeinsam feiern.“

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