Kölner Drogenkrieg, Mord in Pakistan, Tötungsdelikt beim Sex – das waren die spektakulärsten Kölner Strafprozesse im Jahr 2025.
Von Drogenkrieg bis LiebesfalleDie 12 spektakulärsten Kölner Strafprozesse im Jahr 2025

Auch in Saal 210 des Kölner Landgerichts wurde im Jahr 2025 verhandelt.
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Januar 2025: Lebenslange Haftstrafe für Mord in Pakistan
Für einen Mord ohne gefundene Leiche in Pakistan verurteilte das Landgericht einen Kölner zu einer lebenslangen Haftstrafe. Er war laut Urteil als Experte für schwarze Magie aufgetreten, hat eine Bankerin aus der Schweiz finanziell ausgenommen und schließlich getötet. Das Opfer hatte dem „Guru“ für Heilsteine und die Durchführung von Ritualen 250.000 Euro gezahlt.

Der Angeklagte mit Verteidiger Philipp Thiée und einem Wachtmeister beim Prozessauftakt im Landgericht Köln
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Aus Angst vor strafrechtlichen Konsequenzen und möglicher Rückforderungen des ergaunerten Geldes habe der Angeklagte die Ermordung der 40-Jährigen geplant und sie in sein Heimatland gelockt – unter dem Vorwand, dort gemeinsam eine Börse für Heilsteine in einem Hotel zu besuchen. Die Frau wurde erdrosselt, deren Leiche in einen Kanal geworfen – der Körper wurde nie gefunden.
Februar 2025: Mitpatient beim Sex getötet
Beim Geschlechtsverkehr mit einem Mitinsassen der forensischen Psychiatrie in Porz wurde ein 40-jähriger Mann mit einem Schnürsenkel erdrosselt. Sofort fiel der Verdacht auf einen 21-Jährigen, der laut Personal mehrfach Sex mit dem Mann gehabt haben soll. Der Beschuldigte hatte gesagt, seinen Frust über die Unterbringung nach einem Raubdelikt an dem Mitpatienten ausgelassen zu haben.
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Der Beschuldigte beim Prozessauftakt im Kölner Landgericht
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Im Landgericht endete der Strafprozess mit der Feststellung einer desaströsen Sozialprognose. Der Beschuldigte sei im Verhalten mit einem Kleinkind zu vergleichen, leide laut Gutachterin an einer schweren Persönlichkeitsstörung. Von ihm gehe Gefahr aus. Nachdem sich der Mann wegen einer psychischen Erkrankung ohnehin schon untergebracht war, kommt er nun wohl nie wieder frei.
März 2025: Ehefrau durch Gasunfall getötet
In einem emotionalen Strafprozess musste sich vor dem Amtsgericht ein 61-jähriger Kölner wegen fahrlässiger Brandstiftung und fahrlässiger Tötung verantworten. Der Mann hatte in einer Kleingartenanlage in Bilderstöckchen mit einer mobilen Gasheizung hantiert und versehentlich eine Explosion verursacht. Seine langjährige Ehefrau starb an den Folgen einer Rauchgasvergiftung.

Der Angeklagte mit seiner Verteidigerin Monika Troll beim Prozess im Kölner Amtsgericht
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„Ihm wurde sein Ein und Alles genommen“, erklärte die Verteidigerin, das Paar sei seit 1990 verheiratet gewesen. Die Richterin wandte einen Ausnahmeparagrafen an, es erging lediglich ein Schuldspruch ohne Sanktion. „Sie haben ihre Ehefrau verloren und weitreichende Einschnitte erlitten“, erklärte die Richterin, „daher hätte eine weitere Strafe keine sinnvolle Funktion mehr“.
April 2025: Gewalteskalation um „Pille danach“
Ein Kampfsporttrainer aus Köln hatte ungeschützten Geschlechtsverkehr mit einer Bekannten – und danach Angst vor einer ungewollten Vaterschaft. Er suchte Rat bei seiner Mutter, und die besorgte die „Pille danach“. Die sollte die Sex-Partnerin des Mannes nehmen, doch sie weigerte sich. Was dann folgte, führte zu einem kuriosen Prozess im Amtsgericht, mit Mutter und Sohn auf der Anklagebank.

Um die „Pille danach“ drehte sich der kuriose Strafprozess am Kölner Amtsgericht.
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Auf einem Parkplatz in Widdersdorf soll die Mutter die Bekannte ihres Sohnes drohend aufgefordert haben, die Pille zu schlucken und ihr an den Haaren gezogen haben. „Ich kenne meinen Zyklus und wusste, dass ich nicht schwanger werden konnte“, hatte die Zeugin im Prozess erklärt. Die „Pille danach“ sei gar nicht nötig gewesen. Mutter und Sohn erhielten je neun Monate Haft auf Bewährung.
Mai 2025: Mann beißt Polizistin ein Stück vom Ohr ab
Traumatisiert und dienstunfähig ist eine Polizeibeamtin nach einem Gewaltexzess im November 2023. Die 26-Jährige wurde bei einem Einsatz schwer verletzt – als sie versuchte, mit Kollegen einen randalierenden Mann unter Kontrolle zu bringen. Dabei wurde ein Teil der Ohrmuschel abgebissen. Vier Jahre Gefängnis wegen gefährlicher Körperverletzung lautete das Urteil im Landgericht Köln.

Der Angeklagte, hier mit seinen Verteidigern, musste Handfesseln tragen.
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Der 40-Jährige hatte in Ehrenfeld randaliert. Als die Beamten am Einsatzort eintrafen, versuchte auch die 26-jährige Polizistin, den Verdächtigen festzuhalten. Dieser setzte sich massiv zur Wehr. Er riss der Beamtin laut Urteil ein Büschel Haare aus und biss sie 15 Sekunden lang ins Ohr. Ärzte konnten das herausgebissene Gewebe zwar zunächst wieder annähen, doch es wurde später vom Körper abgestoßen.
Juni 2025: Nach Messerattacke aus dem vierten Stock gestürzt
Eine lebenslange Freiheitsstrafe verhängte das Landgericht gegen einen 54-jährigen Kölner, der seine Ex-Partnerin in Buchheim getötet hatte. Die Frau wurde mit zahlreichen Messerstichen verletzt und stürzte aus dem vierten Stock ihrer Wohnung. Richterin Sabine Kretzschmar warf dem Angeklagten vor, seine Partnerin als sein Eigentum betrachtet zu haben. Die Frau wollte laut Urteil die Trennung.

Auf Krücken betrat der Angeklagte den Gerichtssaal. Links sein Verteidiger Gordon Christiansen
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Das Gericht nahm auch das Mordmerkmal der Grausamkeit an, auf das auch Opfer-Anwältin Funda Bicakoglu hingewiesen hatte. Laut Rechtsmedizin hatte der Angeklagte 26-mal auf seine Ex-Partnerin eingestochen, auch der Unterleib wurde getroffen. Bei einem Stich sei Magensäure ausgetreten – dies sei wahrscheinlich mit unfassbaren Schmerzen für das Opfer verbunden gewesen.
Juli 2025: Helfer von Geiselnahme in Kölner Villa verurteilt
Es war das erste Urteil im Komplex „Kölner Drogenkrieg“. Der Angeklagte erhielt vier Jahren Haft für Beihilfe zur Geiselnahme und Waffenbesitz. Der 33-Jährige wurde schuldig gesprochen, die Entführung eines Paares aus Bochum im Juli 2024 unterstützt zu haben. Auf Geheiß des mutmaßlichen Drogenbosses Sermet A. habe er Waffen in seiner Kalker Wohnung aufbewahrt.

Der Angeklagte Botan I. mit seiner Verteidigerin Julia Stab im Kölner Landgericht
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Die Opfer wurden nach Rodenkirchen verschleppt und im Keller einer leerstehenden Villa gefesselt. Später kursierten Videos im Netz, die einen nackten Mann zeigten, auf den brutal eingeschlagen wurde. Drogenboss Sermet A. habe per Telefon Anweisungen gegeben, so der Richter. Ein SEK konnte die Geiseln noch rechtzeitig befreien – nachdem ein Mittäter sich an die Polizei gewandt hatte.
August 2025: Mitschüler an Berufskolleg ins Auge gestochen
Für einen Mordanschlag bei einer Berufsschulveranstaltung muss ein Auszubildender für Lagerlogistik für dreizehneinhalb Jahre ins Gefängnis. Ein 28-Jähriger hatte einen Mitschüler mit einem Messer attackiert. Das Motiv: Streit um eine Frau. Dass das Opfer überlebt habe, sei nicht dem Angeklagten zu verdanken, stellte die Richterin fest, sondern dem mutigen Eingreifen mehrerer Mitschüler.

Der Angeklagte mit seinem Verteidiger Marc Donay kurz vor der Urteilsverkündung im Landgericht Köln
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Richterin Sibylle Grassmann hob die Schwere der Verletzungen und die gravierenden Folgen für den 28-jährigen Geschädigten hervor. Mindestens 39-mal habe der Täter mit einem Messer zugestochen, dabei mit Kopf und Oberkörper die sensibelsten Bereiche des Körpers getroffen. Ein Messerstich traf das rechte Auge des Opfers.
September 2025: Prozess um Schüsse vor Disco mit zehn Jahren Verspätung
Nach zehn Jahren verhandelte das Kölner Landgericht einen Mordanschlag auf dem Parkplatz der Diskothek „Halle Tor 2“ in Vogelsang. Ein damals 29-Jähriger wurde in seinem Auto sitzend von Kugeln getroffen, überlebte durch eine Not-Operation. Der Fall wurde wegen Überlastung der Strafkammer trotz Anklageerhebung im Jahr 2017 lange nicht bearbeitet. Und er endete mit einem Freispruch.

MMA-Kämpfer Hatef Moeil mit seiner Anwältin Pantea Farahzadi im Kölner Landgericht
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Ob es der Angeklagte war, der laut Anklage im November 2015 die Schüsse auf den bekannten Käfigkämpfer Hatef Moeil abgegeben haben soll, konnte nicht geklärt werden. Fest stand nur, dass der Beschuldigte und das Opfer an jenem Tag in einen Streit verwickelt waren. Nach dem langen Zeitablauf konnte sich der Geschädigte beim Prozess auch nicht mehr an Details früherer Aussagen erinnern.
Oktober 2025: Kurioser Streit um süßen Labrador
In einer kurios verlaufenden Verhandlung musste sich ein 48-jähriger Kölner wegen versuchter räuberischer Erpressung und illegalen Waffenbesitzes verantworten. Der Angeklagte hatte seinen Labrador-Mischling an eine Familie aus der Nachbarschaft abgegeben. Als er das Tier plötzlich zurückhaben wollte, sperrten sich die neuen Besitzer. Da soll der Mann zur Pistole gegriffen haben.

Um diesen Labrador drehte sich der Krimi, der vor dem Kölner Amtsgericht verhandelt wurde.
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Die mutmaßliche Bedrohung sah das Gericht aber nicht als zweifelsfrei belegt an. Verurteilt wurde der Angeklagte aber trotzdem, und zwar zu sieben Monaten Haft auf Bewährung wegen illegalen Waffenbesitzes. Der Vorsitzende Richter hegte die Hoffnung, dass die Parteien sich fortan in Ruhe lassen. Auf Nachfrage bestätigte der Angeklagte, den Hund nun nicht mehr zurückhaben zu wollen.
November 2025: Mann aus Bayern tappte in Liebesfalle
Zwei Kölner haben mit Komplizen einen 23-jährigen Mann aus dem Allgäu mit einem gefälschten Internet-Profil eines jungen Mädchens in eine Liebesfalle gelockt und am Zollstocker Südfriedhof brutal beraubt. Der Fall um das „schwere Verbrechen“, wie der Vorsitzende Richter Hans Logemann mehrfach betont hatte, endete im Kölner Landgericht allerdings mit vergleichsweise milden Strafen.

Beim Geldabheben in der Sparkasse in Zollstock wurden die Angeklagten nach der Tat gefilmt.
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Ein Jugendlicher erhielt ein Jahr Haft, sein erwachsener Komplize zwei Jahre – jeweils auf Bewährung. Mit ihren umfassenden Geständnissen, der geäußerten Reue und einer Zahlung von 3500 Euro Schmerzensgeld hätten die beiden Angeklagten gerade noch „das Ruder herumgerissen“, betonte Richter Logemann. Dem Erwachsenen hatten zunächst mindestens fünf Jahre Haft gedroht.
Dezember 2025: Sermet A. gilt als Schlüsselfigur im „Kölner Drogenkrieg“
Nachdem bereits viele Handlanger verurteilt wurden, steht seit diesem Monat der mutmaßliche Kölner Drogenboss Sermet A. vor Gericht. In ihrer 315 Seiten starken Anklageschrift legen Staatsanwältin Heike Nöldgen und ihr Kollege Tilman Reiner dem Beschuldigten Drogengeschäfte im ganz großen Stil, Geiselnahmen und mehreren Explosionen in Köln und dem Umland zur Last.

Der Angeklagte Sermet A. (r.) mit seinem Verteidiger Wolf Bonn beim Prozessauftakt im Kölner Landgericht
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Sermet A. drohen 15 Jahre Gefängnis. Schwerpunkt werde das Thema der drohenden Sicherungsverwahrung, sagte Verteidiger Wolf Bonn. Er wolle diese abwenden. A. wolle sich daher nicht nur zu den Vorwürfen äußern, sondern sich auch charakterlich öffnen und für eine Exploration mit dem psychiatrischen Sachverständigen zur Verfügung stellen. Es sind 39 Prozesstage angesetzt.
