Kölner Veedel Teil 2So kommen Ehrenfeld, Kalk und Co. zu ihren Namen

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Venloer Straße

Die Venloer Straße in Ehrenfeld 

Köln – Die Diskussion um die Umbenennung der Innenstadt-Bereiche Altstadt-Nord und -Süd und Neustadt-Nord und -Süd hat gezeigt, wie sehr die Kölner an ihren Veedeln hängen. Viele Anwohner wünschen sich, dass statt der bürokratischen Bezeichnungen die liebgewonnenen Gewohnheitsnamen wie Agnesviertel, Gereonsviertel oder Südstadt offiziell werden. Das klingt viel heimeliger und vertrauter. Schließlich haben die Kölner Veedel alle eigene und oft auch eigenartige Namen, auf die die Einwohner stolz sind. In einer zweiten Folge erklären wir, wie diese Namen entstanden (hier finden Sie Teil 1 zu Veedeln wie Nippes und Zollstock).

Bickendorf: Der Name weist auf die frühen Wurzeln der Besiedlung hin und leitet sich vermutlich von dem fränkischen Wort „beck“ für Mund, Ausspruch, Gerichtsurteil oder auch Gerichtsstätte ab. Ab dem 13. Jahrhundert bestanden Klostergüter in Bickendorf.

Blumenberg: Blumenberg war seit 1963 als Stadtteil geplant, mit dem Bau wurde jedoch erst 1986 begonnen. Der Name geht vermutlich auf den ehemaligen Bloemberger Hof zurück, der sich seit 1602 auf dem Gebiet nachweisen lässt. Doch so idyllisch der Name klingt – in Wahrheit ist er wohl ein Euphemismus für den „Blutberg“, auf dem sich die Schlacht von Worringen abgespielt haben könnte. So gibt es heute noch am Rande des Worringer Bruchs die Straße Am Blutberg.

Alles zum Thema Flughafen Köln/Bonn

Dünnwald: Dünnwald ist entweder nach dem Fluss Dhünn oder nach einer (Rhein)-Düne benannt.

Eil: Mit Geschwindigkeit hat dieser Ort nicht zu tun. Der Name geht auf einen alten Rheinarm (Eil: Rinne oder Furche) zurück.

Ensen: Der Name ist vermutlich keltischen Ursprungs und bedeutet „fließendes Wasser“. Zum ersten Mal wird Ensen in einem Mirakelbuch des heiligen Anno erwähnt, der im 12. Jahrhundert lebte.

Ehrenfeld: Ehrenfeld entwickelte sich auf dem ursprünglich weiten Feld vor dem Ehrentor, einem der zwölf spätromanischen Stadttore Kölns. Die erste Ehrenpforte, die „porta honoris“, war ein Mauerdurchlass in der westlichen Römermauer in Höhe der St.-Apern-Straße. Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts wurde das Gebiet des heutigen Ehrenfeld ausschließlich landwirtschaftlich genutzt. 1840 lebten hier nur 32 Menschen. Im Zuge der Industrialisierung entschied man sich 1845 für die Bebauung unter dem Namen Ehrenfeld.

Finkenberg: Finkenberg ist Kölns zweitkleinster Stadtteil (nach Mauenheim). Das 86. und jüngste Kölner Veedel wurde erst 2007 zum eigenständigen Viertel ernannt, vorher gehörte es zu Eil. Die Großwohnsiedlung wurde ab Ende der 1960er Jahre als sogenanntes Demonstrativ-Bauvorhaben des Bundes errichtet. Das Ziel des Projekts sollte „menschenfreundliches Wohnen“ bei sozialer Durchmischung sein. Spannungen blieben aber nicht aus. Den Namen Finkenberg erhielt die Siedlung erst Jahre später auf Antrag einer Gruppe Eigenheimbesitzer, die sich davon eine größere Identifikation mit dem Gebiet und wohl auch ein besseres Image versprachen. Aus der alten Flurbezeichnung Fingelsberg wurde kurzerhand Finkenberg. Noch heute wird das Gebiet von Porzern aber oft Demo-Gebiet genannt.

Grengel

Typische Häuschen in Grengel

Grengel:

Grengel wurde erstmals 1757 erwähnt, damals noch als „Grindel“ , was Schlagbaum oder Grenzposten bedeutet. Zu dem beschaulichen Dorf gehört der Flughafen Köln/Bonn. 

Hahnwald: Der Name des heutigen Villenvorortes nimmt Bezug auf einen früher hier gelegenen Hainwald, der 1610 als „Hendtgen“ und um 1800 als „Haalen“ belegt ist. Die offizielle Gründung des Ortsteil der damaligen Gemeinde Rondorf erfolgte erst im Jahr 1949.

Kalk: Es gibt zwei Deutungen, davon eine sehr nahe liegende. Die Ortsbezeichnung Villa Kalka oder Calke leitet sich vermutlich von dem mittelhochdeutschen Wort Kolk ab, denn das Hofgut lag am Rande einer feuchten Niederung. Eine zweite Deutung besagt, dass der Name tatsächlich vom Kalk stammt. Es könnte sein, dass die Römer während des Baus der Colonia Claudia Ara Agrippinensium das Gebiet als Lagerplatz für Kalk benutzt haben, der in den Kalksteinbrüchen auf heutigem Bergisch Gladbacher Gebiet abgebaut wurde.

Libur: Libur ist der südlichste Stadtteil Kölns, hat die wenigsten Einwohner und die niedrigste Bevölkerungsdichte. Für den Ortsnamen werden zwei unterschiedliche Bedeutungsmöglichkeiten angegeben: Einmal kann es Obdach oder Schutz bedeuten. Es ist aber auch eine Herleitung von den althochdeutschen Begriffen „lê“ (Grabhügel) und „bûr“ (Haus, Wohnung) möglich. Dann wäre Libur der „Wohnort am Grabhügel“.

Mauenheim Foto

Grüner Hof in Mauenheim 

Mauenheim: Der Stadtteil besteht im Kern aus einer 1919 von der GAG gebauten Siedlung und hieß zunächst Nippes Nord oder Am Nordfriedhof und, nachdem man die Straßennamen festgelegt hatte, auch Nibelungensiedlung. Der Name Mauenheim wurde 1921 in einem Preisausschreiben der GAG ermittelt. Der Nippeser Pfarrer Peter Schreiber hatte den Namensvorschlag gemacht. Er wollte damit an die alte Herrlichkeit Mauenheim erinnern.

Ossendorf: Schon im 12. Jahrhundert lässt sich das Rittergeschlecht derer von Ossendorp nachweisen, das auch als Namensgeber des heutigen Stadtteils gilt. Im Wappen und Siegel des Rittergeschlechts ist ein Ochse zu sehen. Im Laufe der Jahrhunderte finden sich mehrere Variationen der Ortsbezeichnung wie Oissendorp, Aissendorp oder Ockindorp.

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Rath/Heumar: Rath verdankt seinen Namen vermutlich einer Rodung im Königsforst (Rod). Heumars Ortsname lässt sich von „humilis“ (klein, niedrig) und „mar“ (Sumpf) ableiten. Die beiden Orte, die nach dem Zweiten Weltkrieg mehr und mehr zusammengewachsen waren, wurden 1975 zu einem Stadtteil. Aber bitte ohne Bindestrich!

Groov

Die Groov in Zündorf

Zündorf: Der Ursprung des Namens ist nicht ganz klar. In den Zündorfer Chroniken wird im Jahr 1155 von zwei Pastoren in Udendorp berichtet wird. Auch die Bezeichnungen Zudendorp, Zudindorp und Zuhudendorp tauchen im Laufe der Geschichte auf. Seit 2017 gibt es in Erinnerung daran einen Udendorpweg in Zündorf.   

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