Köln – Dramatische Szenen haben sich am Freitagvormittag in der Aldi-Filiale auf der Dürener Straße in Lindenthal abgespielt. Gegen neun Uhr betrat ein 48 Jahre alter Mann den Laden. Wie ein Polizeisprecher mitteilte, umfasste er eine 60 Jahre alte Frau und bedrohte sie mit einem spitzen Gegenstand. Ersten Meldungen zufolge soll es sich um ein Messer gehandelt haben, bestätigen konnte die Polizei das bislang aber nicht.
Der 48-Jährige rief mehrfach „Überfall“ und forderte die Herausgabe von Medikamenten. Warum er dies tat und ob der Mann möglicherweise unter einer psychischen Krankheit leidet, steht noch nicht fest. Was ihn zu der Tat trieb und was er beabsichtigt hat, muss die Polizei noch herausfinden. Kunden und das Personal konnten unverletzt und ohne Hilfe ins Freie flüchten. Auch der 60-Jährigen gelang die Flucht - auf welche Weise, das ist noch unklar. Einige Zeugen riefen die Polizei, berichteten von Schreien im Laden und einer Person mit erhobenen Händen. „Wir mussten von einer Bedrohungslage ausgehen und haben wie in solchen Fällen vorgesehen auch ein Spezialeinsatzkommando alarmiert“, sagte Polizeisprecher Christoph Gilles.
Täter wollte durch den Hinterausgang flüchten
Die Polizei umstellte die Filiale. Als SEK-Beamte vorne in den Eingang stürmten, versuchte der 48-Jährige offenbar, unbewaffnet durch den Hinterausgang zu entkommen. Dort erwarteten ihn weitere Einsatzkräfte, hielten ihn auf, brachten ihn zu Boden und fesselten den Mann. Er wurde ins Gewahrsam gebracht, die Staatsanwaltschaft leitete ein Ermittlungsverfahren wegen Verdachts der Geiselnahme ein. „Die Staatsanwaltschaft Köln prüft gegenwärtig, ob die Voraussetzungen für den Erlass eines Haftbefehls vorliegen“, berichtete Gilles am frühen Abend. Über eine mögliche Einweisung in eine psychiatrische Klinik muss ein Arzt entscheiden.
Nach bisherigem Kenntnisstand ist niemand verletzt worden. Aldi-Mitarbeitern, die noch eine Stunde später vor dem Geschäft zusammenstehen, ist der Schreck in den Gesichtern abzulesen, aber es gehe soweit „allen gut“, sagt eine Verkäuferin.
Blick in die Aldi-Filiale Dürener Straße
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Nachdem die SEK-Kräfte den Laden durchsucht haben, auf der gesperrten Dürener Straße ihre Ausrüstung in Autos packen und den Tatort verlassen, betreten Ermittler der Kriminalwache und der Spurensicherung das Geschäft. Sie suchen auch nach der Waffe, mit der der 48-Jährige sein Opfer bedroht haben soll. Durch den gesamten Kassen- und Eingangsbereich zieht sich eine Spur von grauem Pulver – Rückstände aus einem Feuerlöscher, den mutmaßlich der Täter bedient hat. In einem Gang liegen umgekippte Kartons mit Plastikflaschen. „Der Mann hat in dem Geschäft ein bisschen marodiert", berichtete ein Polizist. Was genau geschehen ist, muss die Polizei nun ermitteln. Noch am Freitag wurden erste Augenzeugen vernommen.