Die Inhaberin des Büdchens „Le Kiosk“ erhebt schwere Vorwürfe gegen einen Mitarbeiter des Ordnungsamtes. Die Stadt will sich nicht äußern.
Was geschah am Brüsseler Platz?Schwere Vorwürfe gegen Ordnungsamts-Mitarbeiter – Video zeigt Würgegriff

Vor dem Kiosk am Brüsseler Platz soll es zu einer gewalttätigen Auseinandersetzung gekommen sein.
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Feierpublikum gegen schlaflose Anwohner, Party gegen Lärmschutz: Am Brüsseler Platz schwelt seit Jahren der Konflikt zwischen Gastronomen, einigen Anwohnern und der Stadt darüber, wie es an diesem Party-Hotspot weitergehen soll. Vor allem am Wochenende verabreden sich dort viele junge Menschen zum Trinken.
Nun soll es am direkt am Platz gelegenen Büdchen „Le Kiosk“ zu einer gewalttätigen Eskalation gekommen sein. Die Inhaberin des Kiosks, Heike Rader, erhebt schwere Vorwürfe gegen Mitarbeiter des Ordnungsamtes. Demnach soll ein Mitarbeiter des Ordnungsamtes den Betriebsleiter Pablo Dege am Dienstagabend verprügelt haben.
Polizei nimmt Anzeigen auf
Die Polizei bestätigt einen Einsatz am Kiosk um 23.15 Uhr. „Unsere Einsatzkräfte wurden wegen einer Auseinandersetzung hinzugezogen. Zwei Personen haben daraufhin Anzeige erstattet“, sagt ein Sprecher dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Zu Details wolle die Behörde sich nicht äußern. „Was genau passiert ist, ist Gegenstand der laufenden Ermittlungen.“
Inhaberin Rader selbst war nicht vor Ort, doch sowohl Dege, zwei weitere anwesende Mitarbeiter als auch der filmende Zeuge hätten ihr den Vorfall geschildert. Sie sagt: „Um kurz nach 22 Uhr kamen wie so oft in den vergangenen Wochen mehrere Ordnungsamtsmitarbeiter in unseren Kiosk. Sie wiesen unseren Mitarbeiter an, die Musik auszumachen und wollten die Personalien kontrollieren. Dann kam unser Betriebsleiter dazu und fragte, ob das wirklich nötig ist.“
Kurz darauf soll die Situation eskaliert sein: „Die Mitarbeiter traten aggressiv auf, obwohl Herr Dege sich ruhig verhalten hat. Am Ende schlug und tritt ein Ordnungsamts-Mitarbeiter auf ihn ein.“ Dege sei im Krankenhaus gelandet, habe Schürfwunden und ein blaues Auge davon getragen, außerdem blaue Flecken am Schienbein, sowie Zerrungen im Rücken und im Nacken.
Ein Foto, das dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ vorliegt, zeigt Deges Gesicht. Darauf sind rötliche Verfärbungen auf der Stirn zu sehen. Auch eine längliche kleine Wunde entlang des linken Auges ist zu sehen.
Stadt will sich zu Vorwürfen nicht äußern
Auf einem Video, das ein Zeuge aufgenommen hat, ist zu sehen, wie zwei Ordnungsamts-Mitarbeiter vor dem Kiosk lautstark auf einen Mann einreden und gestikulieren. Bei dem Mann soll es sich um Dege handeln. „Letzte Ermahnung. Du gehst mit in die Zelle. Hast du mich verstanden?“ schreien sie. Im Hintergrund befinden sich weitere Einsatzkräfte.
Dege versucht mehrmals, an den beiden Männern vorbeizukommen, er wird aber zurückgehalten. Dabei hält er seine Hände hoch oder hinter seinem Rücken. Plötzlich packt eine Einsatzkraft den Mann am Kopf, zerrt ihn zu Boden und versucht, ihn in den Würgegriff zu nehmen. Kurz darauf bricht das Video ab. Später, so Rader, sollen Tritte und Schläge gefolgt sein. Die Polizei kündigte an, das Video auszuwerten.
Pablo Dege war am Mittwoch nicht für ein Statement zu erreichen. „Er steht noch unter Schock, hat in der Nacht kaum geschlafen und ist jetzt erstmal krankgeschrieben“, sagt Rader.
„Seit Jahren, aber vor allem seit zuerst das Verweilverbot (das später zurückgenommen wurde, Anmerkung der Redaktion) und dann das Alkoholverbot erlassen worden sind, befinden wir uns als angeblicher Unruheherd im Fokus, werden vom Ordnungsamt drangsaliert und schikaniert“, sagt sie. „Aber dass das solche Ausmaße annimmt, ist unfassbar.“ Dege habe sofort Anzeige erstattet.
Die Stadt will sich zu dem Vorfall nicht äußern: „Da es sich um ein laufendes Ermittlungsverfahren handelt, wird sich die Stadt Köln dazu nicht äußern.“