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Gestank vertreibt GästeButtersäure-Anschlag auf Kölner Gaststätte – Polizei kennt 20 ähnliche Fälle

Lesezeit 3 Minuten
27.06.2025, Köln: Buttersäureanschläge auf Restaurants: Portrait von Jonas Oster, Wirt des "Ansgar's" am Kleinen Griechenmarkt. Er hatte an Pfingstmontag eine stinkende Ladung Buttersäure vor der Tür seines Lokals. Foto: Arton Krasniqi

Auf das „Ansgar's“ von Wirt Jonas Oster wurde an Pfingstmontag (9.6.) ein Anschlag mit Buttersäure verübt.

An Pfingstmontag wurde die übel riechende Substanz vor dem Lokal in der Innenstadt ausgeschüttet. Der Täter und das Motiv sind unbekannt.

Ein bisschen wie Harzer Roller, sagen die einen. Ranzige Butter, sagen die anderen. Am treffendsten bringt es vielleicht Jonas Oster auf den Punkt: „Der Geruch ist erst wie Erbrochenes, nach ein paar Tagen wird es Käsefüße, und jetzt ist es so ein bisschen Sportumkleide.“ Die Rede ist von Buttersäure.

Unbekannte haben die ätzende und intensiv riechende Flüssigkeit in der Nacht auf Pfingstmontag vor die Eingangstür von Jonas Osters Lokal „Ansgar’s“ am Kleinen Griechenmarkt gekippt. Wer und warum – das ist bis heute ein Rätsel. In Osters Lokal blieben tagelang die Gäste weg. „Der Gestank war richtig schlimm. Selbst unsere Stammgäste haben es vor allem im Außenbereich nicht ausgehalten, sie haben sich entschuldigt und sind wieder gegangen“, erzählt der Wirt. Er klagt über ungefähr drei Viertel an Einsatzeinbußen in einer knappen Woche.

Köln: Buttersäure-Anschlag auf Mehrfamilienhaus

Der Buttersäure-Anschlag auf das „Ansgar’s“ ist nicht der einzige in Köln, vor allem Gastronomiebetriebe berichten immer wieder davon. Kürzlich traf es ein Lokal im Zülpicher Viertel, vor einigen Jahren das Café Riphahn am Apostelnkloster. Die Betreiber fragten sich damals, ob sie womöglich jemanden verärgert haben könnten, der sich dann rächte. Aber alles blieb Spekulation.

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Ebenso wie in einem Mehrfamilienhaus in der Lungengasse, das 2021 und 2022 gleich zweimal Ziel eines Buttersäureanschlags wurde. „Im ganzen Haus mussten damals die Wohnungstüren und die Türzargen ausgetauscht werden, weil die Säure ins Holz eingezogen war und es wochenlang im ganzen Treppenhaus übel roch“, schildert ein Mieter rückblickend.

Auf Anfrage berichtet die Polizei Köln von insgesamt etwa 20 Sachbeschädigungen mit Buttersäure in den vergangenen zweieinhalb Jahren. „Betroffen waren vor allem Eingangsbereiche von Privatwohnungen und Firmensitzen, mehrfach auch Gerichtsgebäude sowie Gaststätten und Kraftfahrzeuge in ganz Köln und Leverkusen“, sagt Polizeisprecher Christoph Gilles. In Einzelfällen hätten Geschädigte später von privaten Streitigkeiten als möglichem Tatmotiv berichtet, sagt Gilles. Täter konnten aber nie überführt werden.

Köln: Buttersäure ist nur mit Spezialreiniger zu entfernen

In der Industrie dient Buttersäure zur Herstellung von Medikamenten und Kunststoff. Die farblose Substanz, die auch als Butansäure bekannt ist, ist extrem ätzend, sie frisst sich tief in Materialien wie Beton, Holz und auch Teppiche ein und greift selbst Metalle an. In sehr hoher Konzentration kann sie Augen und Atemwege reizen. Als organische Säure kann sie im Körper zu Schweiß- und zu Mundgeruch beitragen.

Nach einem Buttersäure-Anschlag helfen normale Reinigungsmittel in der Regel nicht, im Gegenteil: Wer versucht, die Flüssigkeit mit Wasser wegzuspülen, verbreitet sie dadurch nur noch mehr, der Gestank wird noch intensiver.

Die Polizei hat Jonas Oster zwar eingeschaltet, aber es hätten sich keine Hinweise auf Straftaten vor Ort ergeben, sagt Polizeisprecher Gilles. Die Säure habe sich nicht in der Gaststätte, sondern auf dem Gehweg davor befunden, und bis auf die Geruchsbelästigung seien keine weiteren „Beeinträchtigungen oder Beschädigungen“ festgestellt worden. Der Einsatz sei nach Erscheinen der Feuerwehr beendet worden.

Aber auch die Feuerwehr konnte vor Ort nicht helfen. Sprecher Ulrich Laschet betont, als Gefahrenabwehrbehörde sei die Feuerwehr in der Regel auch nicht zuständig. Denn Buttersäure verursache zwar einen beißenden Gestank, stelle aber meistens keine Gefahr für die Bevölkerung dar.

Also ließ Wirt Jonas Oster sich schließlich in einem Fachgeschäft für Gebäudereinigungsbedarf beraten. Er kaufte ein Spezialmittel, das Bakterien enthält, die die Buttersäure-Moleküle vollständig abbauen – dadurch wird die Säure neutralisiert, der Geruch verschwindet. Jedenfalls nahezu. „Ein bisschen riecht man es bis heute noch im Eingangsbereich“, sagt Oster. „Aber es ist fast weg.“ Im Gegensatz zu den Gästen, die sind inzwischen – zum Glück für den Wirt – wieder zurückgekehrt.