Friedensdemo in KölnAbsage der Ditib sorgt für Befremden

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Muslime – hier Kurden bei einer Demonstration 2014 in Frankfurt – protestieren gegen islamistischen Terror.

Muslime – hier Kurden bei einer Demonstration 2014 in Frankfurt – protestieren gegen islamistischen Terror.

Köln – Seit Mittwoch steht es fest. Die Türkisch-Islamische Union (Ditib) wird nicht an dem für den heutigen Samstag geplanten Protestzug gegen islamistischen Terror teilnehmen. Nicht nur bei Lamya Kaddor, einer der beiden Initiatoren der Großveranstaltung, hat die Absage des Islamverbandes für Unverständnis und „große Verärgerung“ gesorgt.

„Ich bin extrem enttäuscht“, sagt die Islamwissenschaftlerin gegenüber dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. „Es muss das ureigene Interesse der Muslime sein, sich gegen den Islamismus auszusprechen. Ich glaube daher, dass Ditib mit dieser Haltung das falsche politische Signal in die Gesellschaft schickt.“ In der Stellungnahme des Verbandes heißt es, Forderungen nach „muslimischen“ Anti-Terror-Demos „stigmatisieren die Muslime und verengen den internationalen Terrorismus auf sie, ihre Gemeinden und Moscheen“.

Bis zu 10.000 Teilnehmer erwartet

Zusätzlich empört habe sie der Vorwurf, man habe die Ditib zu spät informiert, sagt Lamya Kaddor. „Wir haben den Vorstand einen Tag, nachdem wir die Idee zu dieser Aktion hatten, kontaktiert.“ In den folgenden Tagen habe es immer wieder „Zwischenmeldungen gegeben, die uns hoffen ließen, dass der Verband vielleicht doch noch mitmacht“. Ihr Trost: Der Erfolg der Demonstration hänge nicht von der Ditib ab. „Der Vorstand hat zwar abgesagt, doch die Zahlen sprechen für sich.“ Die Organisatorin von „Nicht mit uns“ erwartet bis zu 10.000 Teilnehmer.

Alles zum Thema Bernd Petelkau

Auch unter Politikern sorgt die Absage für Befremden. So wetterte der Bundestagsabgeordnete Volker Beck von den Grünen, die Ditib habe sich mit ihrer Kritik an der Kundgebung „als Teil der Zivilgesellschaft abgemeldet“. Der Verband werde zunehmend zum „Problembär“ der islamischen Verbändelandschaft. Der Kölner CDU-Bundestagsabgeordnete Heribert Hirte erklärte, es spreche für sich, dass die Ditib nicht an der Kundgebung teilnehmen wolle.

Verständnis äußerte hingegen die Vorsitzende der IG Keupstraße, Meral Sahin. „Natürlich bin ich traurig über die Absage“, sagt sie. „Trotzdem verstehe ich die Entscheidung.“ Zum einen wisse sie, dass die Ditib nach dem Ende des Ramadan selber zu einem Aufmarsch aufrufen wolle. Zum anderen sei es für alle Moslems bitter, sich öffentlich von etwas distanzieren zu müssen, das ihnen selber fremd sei. Auch für sie selber sei das erniedrigend.

Viele Politiker werden sich der Kundgebung anschließen

Dennoch wird Meral Sahin auf dem Heumarkt in ihrer Rede klarstellen, „dass wir den Terror im Namen Allahs verurteilen“. Unter den Zuhörern werden viele Politiker sein. Bürgermeisterin Elfi Scho-Antwerpes (SPD) will kommen, weil die Demo „ein wichtiges Zeichen setzt“. Ihr Amtskollege Andreas Wolter (Grüne) beabsichtigt ebenfalls zu kommen. Er habe sich „sehr gefreut, dass die liberalen Kräfte aus der Keupstraße den Friedensmarsch initiiert haben“. CDU-Chef Bernd Petelkau hält es „für ein wichtiges Zeichen, dass wir da vertreten sind“. Er bedauere die Abwesenheit der Ditib. Der Verband hätte durch seine Teilnahme „ein wichtiges Signal in die islamischen Gemeinden senden können“.

SPD-Landeschef Michael Groschek kündigt an, sich der Demo anzuschließen, ebenso die angehende Schulministerin Yvonne Gebauer und der voraussichtliche Integrationsminister Joachim Stamp (beide FDP). Kölns SPD-Chef Jochen Ott wünscht sich mit Blick auf die Integration „eine breitere Diskussionskultur und ein stärkeres Ringen über einen vernünftigen Weg; in der Stadtgesellschaft und gerade auch unter den unterschiedlichen religiösen Gruppierungen“.

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