Aachener StraßeWirte schlagen Alarm – Hupke entsetzt über „Falschinterpretation“

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Der gewonnene Platz durch den auf die Fahrbahn verlegten Radweg könnte bald dem breiteren Gehweg zum Opfer fallen.

Köln – Die Gastronomen auf der Aachener Straße sind, gelinde gesagt, besorgt: Die geplante Erweiterung des Gehwegs auf vier Meter Breite würde die Außengastronomie in einem solchen Maße einschränken, dass 13 Betrieben die Insolvenz drohe. So heißt es von den Gastronomen in einem Brief, der „an alle verschickt wurde, die wir kennen“, sagt Nelson Fernandes, Betreiber des Balthasar auf der Aachener Straße.

Eine Aktion am 24. August, bei der die Tische und Bänke nur noch einreihig oder gar nicht aufgestellt werden – so, wie es nach den Einschränkungen aussähe – soll die existenzbedrohliche Problematik sichtbar machen. Der „Kölner Stadt-Anzeiger“ berichtete Ende Juli über den einstimmig gefassten Beschluss der Bezirksvetretung Innenstadt, die Wege zu verbreitern

Bezirksbürgermeister „entsetzt“ über Auslegung

Gespräche mit der Stadt habe es bislang nicht gegeben, eine Aktuelle Stunde mit Vertretern von Stadt, Gastronomie und Ordnungsamt ist nun für nächste Woche geplant, ebenso eine öffentliche Sitzung am 25. August um 16 Uhr im Quäker-Nachbarschaftsheim und ein Ortstermin. Andreas Hupke, Bezirksbürgermeister der Innenstadt, zeigt sich angesichts des Briefs indes überrascht. Der Beschluss der Bezirksvertretung gebe eine derartige Einschränkung der Außengastronomie überhaupt nicht her. Es handele sich um eine „Falschinterpretation“ des Ordnungsamtes, das den Wirten mit Bezugnahme auf den Beschluss keine Genehmigung für eine weitere Außengastronomie 2023 ausstellte.

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Andreas Hupke

Er sei „völlig entsetzt“ über diese Auslegung, sagte Hupke im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. „Wir haben immer an der Seite der Gastronomie gestanden, wir stehen weiter an der Seite der Gastronomie und wir werden immer dort stehen,“ so Hupke. „Es wäre doch schizophren, wenn wir das kaputt machen wollten.“

Es müsse sich niemand existenzielle Sorgen machen. Im Gegenteil: Ziel der kommenden Gespräche sei, die Lage für die kommenden zehn bis zwanzig Jahre eindeutig zu klären.

Die Stadt Köln verweist in einer Stellungnahme auf den Beschluss der Bezirksvertretung, der wie folgt lautet: „Der an der Aachener Straße zwischen der Brabanter Straße und dem Eisenbahnring durch Umwidmung des bestehenden baulichen Radwegs gewonnen Platz soll im Bereich der bestehenden Außengastronomie vollumfänglich dem Fußverkehr zugutekommen. Neue Sondernutzungserlaubnisse für Außengastronomie können ausgestellt werden, sofern die verbleibende Gehwegbreite mindestens vier Meter beträgt.“ Das Ordnungsamt müsse den Beschluss umsetzen, aber: „Die Verwaltung prüft derzeit noch die Auswirkungen dieses Beschlusses der Bezirksvertretung auf einzelne Sondernutzungserlaubnisse.“ Das bedeutet letztlich: Ob tatsächlich Außengastronomie wegfällt, oder ob es nur keine Erweiterung geben kann, ist noch nicht vollständig klar. 

Gastronomen befürchten Insolvenz

Die betroffenen Gastronomen haben derweil in dem Brief die Konsequenzen eines Wegfalls der Außengastronomie verdeutlicht - es ist ein Hilferuf: Ohne Außengastronomie verlören die ansässigen Lokale die Hälfte ihrer Plätze in der Außengastronomie, das Nish Nush und die Beef Brothers sogar die gesamte Kapazität ihrer Plätze draußen.

Die Umsatzeinbüßen wären immens und in Angesicht steigender Energiekosten, höherer Lebensmittelpreise, der Rückzahlung von Krediten aus der Corona-Zeit und des angekündigten, höheren Mindestlohns verheerend. „Eine Reduktion der Außengastronomie, und sei sie auch noch so klein, würde die meisten Lokale mit Karacho in die Insolvenz führen“, heißt es. Etwa 500 Arbeitsplätze seien dann in Gefahr.

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Nelson Fernandes hofft auf öffentlichen Druck, auch durch die Aktion am 24. August ab 9 Uhr. Mindestens müsse der Status Quo beibehalten werden, so der Balthasar-Betreiber. „Das ist kein Wunsch, sondern eine Forderung.“  Bislang habe es außer Lippenbekenntnissen jedoch nichts gegeben, auch wenn sich Andreas Hupke willig zeige, etwas zu tun. „Wir befürchten, dass es am Ende zu einem faulen Kompromiss kommt, bei dem wir den Kürzeren ziehen.“

Jeder Tisch, der den Wirten fehlt, sei ein Schritt Richtung Aus. Neben finanziellen Schwierigkeiten befürchten die Gastronomen auch, dass die Aachener Straße von Systemgastronomien überrollt wird, wenn die kleineren Lokale schließen müssen. Auch für Lieferanten würde es Umsatzeinbußen geben. „Da hängt ja ein riesiger Rattenschwanz dran“, sagt Fernandes. 

Mehr Platz zum Flanieren

Die Bezirksvertretung Innenstadt möchte mit dem verbreiterten Weg die Verkehrssituation auf der Aachener Straße verbessern. Die Gehwege seien – durch Werbeaufsteller, Warenpräsentationen und Außengastronomie – dort teils nur 1,20 Meter breit und damit in Hinsicht auf die Mindestbreite von 2,50 Metern deutlich zu schmal. Durch die Änderungen soll auf den Gehwegen mehr Platz zum Flanieren sein, heißt es in einer Pressemitteilung der Stadt. Der geplante Radfahrstreifen solle auch für mehr Sicherheit sorgen.

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