Kölner OB vor OrtFrau Reker, warum geht es in den Schulen nicht voran?

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„Die Strukturen im Schulbau, die ich vorgefunden habe, waren nicht gut“, sagt Henriette Reker.

Köln – Natürlich sind nicht alle Kölner Schulen marode, es gibt auch ein paar moderne Neubauten. Das Gymnasium Kreuzgasse gehört allerdings nicht dazu. Die Schule im Inneren Grüngürtel stammt aus den 1950er Jahre, ist in desolatem Zustand und hat 2003 erstmals die Sanierung beantragt. Bis heute ist nichts passiert. Das sieht man auch dem Klassenraum E 111 an.

Frau Reker, Sie haben 1975 Abitur gemacht. Wie war denn der Zustand Ihres Gymnasiums, der erzbischöflichen Liebfrauenschule, damals?

Henriette Reker: Ich habe die letzten Schuljahre in einem Container Unterricht gehabt. Heute steht an der gleichen Stelle immer noch ein Container. Auch hier geht es also nur langsam voran.

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Das Gymnasium Kreuzgasse steht nur stellvertretend für ganz viele Schulen in Köln mit höchstem Sanierungsbedarf. Warum dauert das so lange?

Die Schule stand bisher nicht auf der Prioritätenliste. Die Stadt hatte sich entschieden, in diese Liste nur Schulen aufzunehmen, in denen neue Schulplätze geschaffen werden. Das war hier nicht der Fall. Durch den Wechsel von G8 auf G9 braucht es aber nun auch hier eine Erweiterung. Deswegen steht sie nun auf der Prioritätenliste.

Wieso schafft es denn die Stadt selbst angesichts des erbärmlichen Zustandes dieser Schule nicht, die Dinge zu priorisieren oder zu beschleunigen?

Natürlich wollen wir die Dinge beschleunigen. Aber Priorität hat eben die Schaffung von Schulplätzen und nicht die Sanierung von bestehenden Schulen.

Über die Interview-Reihe

Stillstand statt Aufbruch – das ist das Gefühl vieler Kölnerinnen und Kölner, wenn es um Themen geht wie die Schulplatznot, den Zustand des öffentlichen Raums, die Sanierung der Oper oder um Klimaschutz und Verkehr. Wir sprechen mit der Oberbürgermeisterin darüber – und zwar genau dort, wo es hakt: in einer Schule, auf der Opernbaustelle, auf dem Ebertplatz und im Grüngürtel. Die Gespräche finden Sie in den kommenden Tagen in unserer vierteiligen Interview-Reihe auf ksta.de.

Das ist bitter für die, die schon den Platz an einer solchen Schule haben. Aber es wäre noch bitterer für diejenigen, die den Schulplatz gar nicht bekommen würden.

Das heißt aber, dass mindestens noch zwei Generationen von Schülern den schäbigen Zustand ertragen müssen.

Es ist natürlich nicht schön hier. Aber so sehen ja auch nicht alle Schulen aus. Dennoch, natürlich muss jetzt auch die Sanierung beschleunigt werden.

Welche Prioritäten haben die Schulen für Sie ganz persönlich?

Eine hohe, und zwar von Anfang an. Denn die Strukturen im Schulbau, die ich vorgefunden habe, als ich angetreten bin, waren nicht gut. Das wollte ich ändern.

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Inzwischen haben wir ein Schulbaupaket auf den Weg gebracht mit 1,7 Milliarden Euro immerhin das größte das es je gab. Wir bauen, wir planen, wir eröffnen. Aber man kann leider nicht alles gleichzeitig machen.

Nun reichen die Plätze schon seit Jahren nicht mehr aus – weder an den Gesamtschulen, aber auch nicht an den Gymnasien. Die Verteilungsverfahren sind jedes Jahr eine extreme Belastung für Schüler und Eltern und sorgen für familiäre Tragödien. Haben Sie alles unternommen, um dagegen zu steuern?

Ja. Und nicht nur ich alleine, sondern auch der Bau- und der Schuldezernent, die inzwischen gut zusammen arbeiten. Aber es funktioniert natürlich noch nicht überall.

Können Sie denn sagen, wann es besser funktioniert? Wann wird die Schulanmeldung in Köln kein Drama mehr sein?

Ich würde mir sehr wünschen, dass es 2025 so weit ist. Und dass ich dann sagen kann: Es ist mir gelungen, die Strukturen so zu verändern, dass sie überall funktionieren.

Seit Jahren verlosen die meisten Gymnasien ihre Plätze. Das ist nicht nur unfair, sondern auch extrem belastend. Warum muss das so sein?

Auch ich halte das Losverfahren für verhältnismäßig hilflos. Aber ich kenne kein Verfahren, das gerechter wäre.

In diesem Jahr dürfen sich Schülerinnen und Schüler an allen Gymnasien der Stadt anmelden. Befürchtet werden nicht nur längere Verfahren, sondern auch noch größere Ungerechtigkeiten und noch mehr Tränen. Warum das alles?

Es ist eben die gesetzliche Regelung. Wir können gar nicht anders handeln.

Wo sehen Sie die Kölner Schulen im Jahr 2025?

Meine Erwartungshaltung ist: Wir haben dann auch dank der Neubauten ausreichend Schulplätze. Und wir haben genaue Vorstellungen davon, welche Schulen wann saniert werden müssen. 

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