Großer ZeitdruckSo steht es um den Bau der Rheinbrücke in Leverkusen

Lesezeit 3 Minuten
BückeLeverkusen1

DGB-Chef Reiner Hoffmann vor Ort

Köln/Leverkusen – Viele Arbeiter kann Jan Felgendreher dem DGB-Chef Reiner Hoffmann an der Großbaustelle Leverkusener Rheinbrücke am Dienstag nicht präsentieren. „Sie sind ein wenig zu früh“, sagt der Projektleiter von Hochtief und stapft mit dem Tross, der Hoffmann auf seiner Sommertour begleitet, über das linksrheinische Baufeld in Köln-Merkenich. „Ab September geht es mit dem Stahlbau los. Momentan wird noch geplant.“

Vor allem die Stahlbauer in der neuen Arbeitsgemeinschaft, die den 216 Millionen Euro schweren Auftrag für den Neubau des ersten Brückenteils nach der Kündigung des ehemaligen Generalunternehmers im Dezember 2020 wegen übernommen hat, stehen mächtig unter Zeitdruck. Mitte April erst wurden 16 000 Tonnen Stahl für die Kästen der Strombrücke und die 60 Meter hohen Pylone bestellt. Ende September soll mit den Einbau begonnen, die neue Brücke im November 2023 für den Verkehr freigegeben werden.

BrückeLeverkusen2

Die neue Brücke soll im November 2023 für den Verkehr freigegeben werden.

Derzeit sind Bautaucher damit befasst, auf der Merkenicher Seite die Gründung für den zweiten Pylon vorzubereiten, auf Leverkusener Seite ist das schon erledigt. Sie überwachen den Bau einer schweren Unterwasserbetonsohle, die wie ein Pfropfen wirkt und es erst möglich macht, in der Baugrube das Wasser abzusenken. Beide Pylone werden auf jeweils 28 Pfählen ruhen, die in 16 Metern Tiefe im Rhein gegründet werden.

Alles zum Thema Hochwasser, Überschwemmung und Flut

„Wir werden uns von beiden Ufern bis zur Strommitte vorarbeiten. Auch die Pylone werden in einzelnen Segmenten zum Teil vom Schiff aus eingesetzt“, sagt Thomas Müller, der das Bauprojekt für die Rheinland-Niederlassung der Autobahn GmbH verantwortet. „Die Schifffahrt wird nicht eingestellt. Lediglich bei der Anlieferung der Stahlteile werden sie auf dem Strom ausweichen müssen“, sagt Müller.

Der DGB-Chef scheint beeindruckt und zieht sich mit den regionalen Gewerkschaftsvertretern der IG BAU in ein paar Baucontainern zurück, um hinter verschlossenen Türen mit ein paar Arbeitern über deren Sorgen zu reden. Die nächste Tarifrunde steht an, die Probleme der Branche, die die Corona-Pandemie nahezu unbeschadet überstanden hat, sind der Fachkräftemangel und die zum Teil immer noch schlechten Arbeitsbedingungen vor allem in kleineren Betrieben. Die IG BAU fordert in der Fläche 5,3 Prozent mehr Lohn, bei Hochtief sind es 5,5 Prozent.

128 Kilometer Fahrt zu den Baustellen

Es gehe aber vor allem um bessere Rahmenbedingungen. Die weiten An- und Abfahrten zu den Baustellen, die im Durchschnitt bei 128 Kilometern pro Tag liegen, werden nicht bezahlt. Der Gewerkschaft geht es in der Tarifrunde um die Einführung einer Wegezeitentschädigung, die entweder in Zeit oder Geld ausgeglichen werden soll.

Zeit ist auch das Stichwort für Hochtief-Bauleiter Jan Felgendreher. Die Fertigstellung der ersten Brücke bis November 2023 sei schon sehr ambitioniert. Nicht nur deshalb stehe man in ständigem Austausch mit der Projektleitung der Rheinbrücke Neuenkamp in Duisburg, dem nahezu baugleichen Zwilling von Leverkusen. „Neuenkamp liegt zeitlich etwas vor uns. Wir profitieren deshalb auch von deren Erfahrungen mit dem Rhein und beispielsweise dem Hochwasser“, sagt Felgendreher.

Das könnte Sie auch interessieren:

Für Hochtief bedeutet Zeit bei diesem Prestigeobjekt nach all den Pannen rund um die Kündigung des ehemaligen Generalunternehmers Porr AG, der nach Auffassung der Auftraggeber mangelhafte Stahlbauteile geliefert hatte, auch Geld. Jeder Tag, den der erste Neubauteil schneller fertig wird, bringt dem Baukonsortium zusätzliche Prämien ein.

Und dann stehen anschließend ja auch noch die Auftragsvergaben für den Abbruch der alten Brücke und den Neubau des zweiten Brückenteils an. Da würde die Arbeitsgemeinschaft um Hochtief auch gerne zum Zug kommen.

Immerhin geht es um ein Gesamtvolumen von 962 Millionen Euro – da ist der erste Brückenteil mit 216 Millionen ja nur ein Appetithäppchen.

KStA abonnieren