Die Dringlichkeitsentscheidung, Bernd Fülle als geschäftsführenden Direktor der städtischen Bühnen, interimsmäßig anzustellen, ist nun gefallen.
Neuer Bühnen-DirektorMehrheit im Rat entscheidet für Bernd Fülle – Kritik an Vorgang wird lauter

Die Oper soll 2026, nach 14 Jahren Sanierung, zurück an den Offenbachplatz ziehen (Aufnahme eines Baustellenrundgangs im April).
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Eine Mehrheit im Kölner Rat hat wie angekündigt Bernd Fülle als geschäftsführenden Direktor der städtischen Bühnen akzeptiert – unter Protest mehrerer Fraktionen und Menschen aus der Stadtgesellschaft, die ihn aus seiner früheren Zeit in selber Position kennen.
Oberbürgermeisterin Henriette Reker hatte am Montag, 18. August, nur zwei Wochen vor dem Beginn des angestrebten Vertrags mit Fülle zum 1. September, eine Dringlichkeitsentscheidung in Umlauf gebracht. Die Fraktionen der Grünen, CDU und Volt, stimmten dem Vorschlag am Freitag zu, bestätigte ein Stadtsprecher auf Anfrage. Der Hauptausschuss segnet sie im Nachgang ab, so das Prozedere.
Seit Montag ist jedoch die Kritik an diesem Vorgehen und an der Wahl Fülles als Interimsbesetzung bis August 2026 für den Posten lauter geworden. Der geschäftsführende Direktor der städtischen Bühnen in Köln, vor allem von Oper und Schauspiel, ist auch für die Generalsanierung ihrer Gebäude am Offenbachplatz zuständig. Fülle wird voraussichtlich den für 2026 geplanten Umzug der Häuser zurück in ihre üblichen Spielstätten begleiten. Er war schon einmal 16 Jahre Direktor der Kölner Bühnen, 1986 bis 2002.
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Kölner äußern Kritik an Interimsbesetzung des Postens
Die Stadt hatte Fülle damals mit Zeitverträgen beschäftigt, wogegen er juristisch vorgegangen war. Einzelne Politiker äußerten damals Zweifel daran, ob Fülle die Position im Sinne der Stadt ausfüllen könne. Der „Kölner Stadt-Anzeiger“ berichtete.
Ein ehemaliges Mitglied des Kulturausschusses aus seiner ersten Tätigkeitszeit sagte der Redaktion am Freitag: „Da klagt jemand erfolgreich gegen die Stadt, die sich von ihm trennen will - und jetzt, Jahre später, soll er in die gleiche Position zurückkehren?“
Das ehemalige Ausschussmitglied kritisierte auch den Zeitpunkt, zu dem die OB den Posten besetzen will: „Auf diese Weise kann man so eine wichtige Personalie nicht festzurren – in der Sommerpause, ohne eine zukunftsorientierte Diskussion im Ausschuss.“ Das sei auch eine demokratische Frage. Auch wenn es „nur um ein Interim“ gehe: „So groß kann die Dringlichkeit nicht sein, dass dies noch vor der Wahl nur mit der Zustimmung zweier Personen, den Kultursprechern der Grünen und der CDU entschieden wird, die wegen der Ferien das Thema bestimmt nicht hinreichend mit ihren Fraktionen besprechen konnten. Und besiegelt wird das Ganze mit der Unterschrift der OB und eines einzelnen Ratspolitikers.“
Ratsfraktionen werfen Verwaltung Intransparenz vor
Eine weitere Person, die mit Fülle vor rund 25 Jahren in der Kölner Kultur und Politik zu tun hatte und namentlich nicht genannt werden will, schrieb diese Woche einen Brief an Reker, der der Redaktion vorliegt. Darin steht unter anderem, die Bühnen hätten mit ihrer Rückkehr an den Offenbachplatz „einen wirklichen Neuanfang“ verdient. Die Entscheidung jetzt mit Dringlichkeit durchzusetzen, „ist schlechtes Regierungshandeln und wird der Kölner Stadtgesellschaft kaum zu vermitteln sein.“ Fülle folgt auf Patrick Wasserbauer, über den im Juni bekannt wurde, dass er Geschäftsführer der Bayerischen Staatsoper in München wird.
Die kulturpolitischen Sprecher von CDU und Grünen (Teil des Ratsbündnisses) hatten sich am Montag schon hinter die Entscheidung gestellt, ihre Fraktionen haben eine Mehrheit. SPD und FDP hatten sie umgehend kritisiert, am Freitag dann ebenso die Linke. Die Opposition wirft der Stadtspitze mangelnde Transparenz und ausgebliebene Kommunikation vor. Nach Informationen der Redaktion sei noch eine weitere Person für den Posten im Gespräch gewesen, die nicht wie Fülle schon 76 Jahre alt sein soll. Rekers Sprecher sagte am Freitag, die OB will sich zu dem Vorgang nicht weiter äußern, betonte aber, dass es sich um eine Interimslösung handele. Der „Kölner Stadt-Anzeiger“ konnte Fülle am Freitag nicht erreichen.