„Will nur das Beste für die Stadt“Reker gratuliert Fritz Schramma zum 75. Geburtstag

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Ehrung Schramma

Reker empfängt Schramma im Historischen Rathaus

Köln – „Diese Stadt liegt uns beiden wirklich am Herzen. Du willst immer nur das Beste für diese Stadt“, pries Oberbürgermeisterin Henriette Reker Ex-Oberbürgermeister Fritz Schramma in ihrer Lobrede im Muschelsaal des Historischen Rathauses.

Die Stadt hatte am Freitag kurzfristig einen Empfang zum 75. Geburtstag Schrammas organisiert. Reker würdigte die Taten ihres Vorgängers, der von 2000 bis 2009 erster Bürger Kölns war. Sein Wirken habe deutliche Spuren in Bild und Herz der Stadt hinterlassen, sagte sie. Tatsächlichen fiel in Schrammas Ägide eine ganze Reihe von bedeutsamen Ereignissen – viele schöne, aber mit dem Einsturz des Stadtarchivs auch der wohl erschütterndste Moment seit dem Zweiten Weltkrieg.

Plötzlich Chef von 20000 Mitarbeitenden

Schramma, 1947 in Nippes geboren, wurde im Jahr 2000 eher zufällig Oberbürgermeister, und blieb es dann gleich für neun Jahre. Nach dem unerwarteten Tod von Oberbürgermeister Harry Blum (CDU) nur ein halbes Jahr nach seiner Wahl, rückte Schramma – bis dahin Bürgermeister – als Kandidat für das höchste Amt in der Stadt nach. Er schlug in einer vorgezogenen OB-Wahl die SPD-Anwärterin Anke Brunn.

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Schramma, davor 28 Jahre lang Latein- und Philosophielehrer am Gymnasien in Rodenkirchen, Hürth und Pulheim, war plötzlich OB und damit Chef der Verwaltung mit damals bereits fast 20000 Mitarbeitenden.

Er fremdelte mit der damals noch neuen Ausprägung des OBs, der nach einer Reform der Kommunalverfassung nicht nur repräsentative Aufgaben zu erledigen hatte, sondern dem als Verwaltungschef weitaus mehr Befugnisse zustanden. Manche befanden, dass Schramma mit seiner sonoren Stimme und bürgernahen Art nicht geeignet sei für das harte Verwaltungsgeschäft.

Gründung der Kölner Opferhilfe

Tatsächlich war Schrammas OB-Zeit ein annähernd durchgehendes Krisenmanagement, auch wenn es meist Krisen waren, die er selbst nicht verschuldete. Die erste war eine persönliche, und sie war mehr als das, sie war ein schwerer Schicksalsschlag.

Im März 2001 starb sein Sohn Stephan mit 31 Jahren. Er stand an einer Fußgängerampel auf den Ringen, als ihn ein Auto erfasste, das an einem illegalen Rennen beteiligt war. Schramma gründete mit seiner Frau Ulla die Kölner Opferhilfe – ein Verein, der Menschen nach unverschuldeten Unfällen oder Gewalterfahrung unterstützt.

Der Krisenmanager

Wenig später musste er in regelmäßigen Abständen diverse Skandale managen, etwa 2002 die CDU-Parteispendenaffäre um den damaligen Parteichef Richard Blömer. Oder jene um den Neubau der Nordhallen der Kölnmesse – ein hochumstrittenes Dreiecks-Geschäft zwischen der Stadt Köln, dem Oppenheim-Esch-Fonds und der Messe.

Schramma setzte sich jahrelang vehement für den Bau der Zentralmoschee in Ehrenfeld ein, zu der 2009 der Grundstein gelegt und die nach etlichen Querelen 2018 eröffnet wurde. Dabei legte sich Schramma auch mit seiner eigenen Partei an, in der die Kritik an dem islamischen Gotteshaus kaum verstummen wollte. Überhaupt musste sich Schramma ein ums andere Mal von seinen Unions-Kollegen düpieren lassen.

Anfang 2009 wurde Schramma in die nächste Krise hineingezogen. Es ging dabei um gut dotierte Beraterverträge der Sparkasse, von denen hochrangige Parteifreunde profitiert haben sollen und denen wohl keine Gegenleistungen zugrunde lagen.

In Schrammas Ägide fiel aber Positives, die Eröffnung des Rhein-Energie-Stadions etwa, wodurch Köln einer der Austragungsorte der Fußball-WM 2006 werden konnte. Oder Großereignisse wie der Weltjugendtag 2005 und der Evangelische Kirchentag 2007, die international Beachtung fanden.

Kritik von der eigenen Partei

Dann aber kam der 3. März 2009, ein Tag, der für Schramma und die Stadt vieles veränderte. Das Stadtarchiv stürzte ein, es fiel in eine Baugrube der Nord-Süd-Stadtbahn, zwei junge Männer starben, eine Anwohnerin, die ihre Wohnung dadurch verlor, nahm sich später das Leben.

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Schramma wurde wegen seines Krisenmanagements von vielen Seiten – auch und mal wieder von seiner eigenen Partei – mitunter massiv kritisiert, weil er sich als OB nicht ausreichend der Verantwortung gestellt habe. Schramma sprach damals von einer „Hetzjagd“ auf ihn. Schließlich verkündete er, nicht mehr als OB kandidieren zu wollen.

Mit seiner CDU hadert er bis heute. Er gilt als ein Gegner von Parteichef Bernd Petelkau. 2021 gab Schramma aus Verärgerung über das Verhalten der Kölner Parteispitze in der Stadtwerke-Affäre den Titel des Ehrenvorsitzenden zurück. Für viele Kölnerinnen und Kölner sei Schramma ein geschätzter „Kümmerer“ gewesen, sagte Reker. Es tue gut, entgegnete Schramma, auch einmal lobende Worte zu hören.

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