Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Polizist berichtetSo sorgte der „Goldpate“ für die Rettung der beiden Geiseln aus der Kölner Villa

Lesezeit 3 Minuten
In dieser Villa in Rodenkirchen wurde das Paar aus dem Ruhrgebiet festgehalten.

In dieser Villa in Rodenkirchen wurde das Paar aus dem Ruhrgebiet festgehalten.

Der Mann aus dem Ruhrgebiet gilt als Mittäter und Kronzeuge im Komplex „Kölner Drogenkrieg“.

Unter erheblichem Zeitdruck gelang die Rettung des entführten Bochumer Paares aus dem Keller einer Rodenkirchener Villa – so erklärte es am Freitag im Landgericht ein Polizist. Er hatte einen vom Tatort geflüchteten Mittäter und mittlerweile Kronzeugen verhört. Der Mann, der sich „Goldpate“ nannte, legte offenbar eine Art Lebensbeichte ab und sorgte so für die Verhaftung vieler Beteiligter.

Köln: Aufgeregter Mittäter erschien auf Polizeipräsidium

Der Beamte schilderte im Zeugenstand, dass an einem Freitagmorgen im vergangenen Juli plötzlich ein aufgeregter Mann im Polizeipräsidium Essen erschienen sei. Und der sei ganz schnell zum Punkt gekommen. In Köln laufe eine Geiselnahme, er habe jemanden erschießen sollen und selbst um sein Leben gefürchtet. Eine Zigarettenpause habe er zur Flucht genutzt, habe der Zeuge berichtet.

„Die Randdetails waren mir erstmal egal“, sagte der Beamte. Er habe die akute Notlage erkannt und schnell alle Informationen zu Tatort, Bewaffnung der Geiselnehmer und Anzahl und Zustand der Opfer abgefragt. „Er erzählte etwas von Killerkommando mit drei Männern aus Amsterdam und Maschinenpistolen“, berichtete der Polizist. Und weitere Männer würden an der Villa Wache halten.

Alles zum Thema Amts- und Landgericht Köln

Köln: Geiseln konnten durch SEK-Einsatz befreit werden

Während der Vernehmung habe ständig das Handy des Mannes gebimmelt, Nachrichten aus einer Gruppe des Chat-Anbieters „Signal“ seien eingetroffen. Darin gespeichert seien auch Videos des malträtierten Paares zu sehen gewesen. Eines zeigte die männliche Geisel – nackt und mit verbundenen Augen. Die Täter traten auf den am Boden liegenden und wehrlosen Mann ein.

Der Angeklagte Botan I. mit seiner Verteidigerin Julia Stab beim Prozessauftakt im Kölner Landgericht

Der Angeklagte Botan I. mit seiner Verteidigerin Julia Stab beim Prozessauftakt im Kölner Landgericht

„Ich habe die ersten Passagen der Vernehmung direkt an unseren Leiter geschickt, damit der auf dem aktuellen Stand ist“, so der Polizist. Noch während das Verhör in Essen lief, sorgten die Kollegen schließlich für einen SEK-Einsatz in Rodenkirchen – die Geiseln konnten befreit werden. Der Zeuge hatte sich also womöglich gerade noch rechtzeitig offenbart und so Schlimmeres verhindern können.

Köln: „Goldpate“ sorgte für mehrere Verhaftungen

Beim Prozess klang jedoch an, dass der Kronzeuge seine Rolle bei dem Geschehen womöglich herunterspielen wollte. So hatte er etwa bei der Polizei ausgesagt, ihm sei von den Hintermännern eine Pistole in die Hand gedrückt worden, man habe auch ihn bedroht. Die Opfer sagten jedoch aus, dass der Mann seine eigene goldene Waffe – daher der Spitzname „Goldpate“ – verwendet habe.

Der „Goldpate“ sorgte auch für die Verhaftung des Kölners Botan I., dem aktuell wegen Beihilfe der Prozess gemacht wird. So habe man sich vor der Geiselnahme in dessen Kalker Wohnung getroffen. I. soll den Entführern mehrere Waffen ausgehändigt haben. Hintergrund war ein zuvor erfolgter Raub von 350 Kilogramm Marihuana und ein Verrat innerhalb einer Drogenbande. Aktuell laufen in dem Komplex „Kölner Drogenkrieg“ noch zwei weitere Prozesse. Es gibt insgesamt etwa 40 Beschuldigte.