Kölner MobilitätswendeStadt will die Ringe im Norden für den Radverkehr ausbauen

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Radweg Ringe Norden

Die breite Radspur soll – wie hier am Hohenzollernring – künftig in einem weiteren Abschnitt den bisherigen Weg (r.) ersetzen.

Köln – Als die Ringe 1886 feierlich eingeweiht wurden, handelte es sich um einen großstädtischen Boulevard, angelehnt an Vorbilder aus Paris und Wien. Mit dem Ansatz der autogerechten Stadt der 1960er Jahre verschwand dieser Charakter nach und nach, so dass eine vom Auto dominierte Hauptverkehrsader entstand. Seit 2018 vollzieht sich erneut ein einschneidender Wandel, der die Idee der einstigen Prachtstraße wieder verstärkt in den Mittelpunkt rückt. Auf Druck von Politikern und vor allem der Bürgerinitiative „Ring frei“ baut die Stadt die Ringe konsequent zugunsten des Radverkehrs um. Die Höchstgeschwindigkeit ist auf Tempo 30 begrenzt, eine Autospur wird Stück für Stück in eine Radspur umgewandelt.

Ein Blick auf den Stadtplan zeigt allerdings, dass bislang vor allem der südliche Bereich der Ringe von dem Umbau profitiert. Hinter der Richard-Wagner Straße gibt es nur noch einen kleinen Abschnitt, der bereits umgestaltet wurde – dahinter endet das bundesweit beachtete Radprojekt jedoch abrupt. Erst hinter dem Ebertplatz geht es bis zur Rheinuferstraße in beiden Richtungen weiter mit dem großzügigen, 2,50 Meter breiten Radweg.

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Die Stadt plant jetzt im Norden den Lückenschluss im Bereich zwischen Ehrenstraße und Ritterstraße, kurz vor der S-Bahn-Haltestelle Hansaring. So sollen am Hohenzollernring, am Kaiser-Wilhelm-Ring und am Hansaring auf neue Radspuren entstehen, in jeder Richtung rund 1,5 Kilometer.  Das Vorhaben soll etwa 1,1 Millionen Euro kosten – gleichzeitig entgehen der Stadtkasse aufgrund wegfallender Parkplätze Parkgebühren in Höhe von ungefähr 230.000 Euro pro Jahr.

Alles zum Thema Henriette Reker

Fußgängerinnen und Fußgänger profitieren ebenfalls

Fußgängerinnen und Fußgänger sollen ebenfalls von dem Umbau profitieren. Die Stadt will die bisherigen Radwege auf dem Bürgersteig, die aus einem roten Plattenbelag bestehen, vollständig entfernen. Der Gehweg wird auf diese Weise deutlich verbreitert. Zunächst war vorgesehen, den roten Bodenbelag lediglich im Bereich der Kreuzungen auszutauschen. Erfahrungen mit den zurückliegenden Abschnitten ergaben jedoch, dass in diesem Fall weiterhin viele Radfahrerinnen und Radfahrer den alten Radweg weiter benutzen anstatt auf die neue Radspur auf der Straße zu wechseln.

Als besonders kniffelig stellt sich die Neugestaltung am Knotenpunkt Kaiser-Wilhelm-Ring, Gladbacher Straße und Christophstraße dar, weil dort nicht genug Fläche für einen durchgehenden Radfahrstreifen und eine Aufstellfläche für mehr als zwei rechtsabbiegende Autofahrer in die Christophstraße zur Verfügung gestellt werden kann. Die Rechtsabbiegespur nutzen zwar pro Ampelphase lediglich zwei bis drei Autofahrer, bei einem zunehmenden Radverkehr sind nach Ansicht der städtischen Planer jedoch entweder Einschränkungen bei der Leistungsfähigkeit im Kfz-Verkehr während der Hauptverkehrszeit oder bei der Akzeptanz des Radfahrstreifens zu erwarten. Die Stadt hat entsprechend zwei Varianten ausgearbeitet, zwischen denen die Politiker im Verkehrsausschuss des Stadtrats wählen müssen.

Nicht für alle Abschnitte gibt es eine Lösung

Auch nach der jetzt anstehenden Neugestaltung bleiben auf den Ringen noch einige graue Flecken übrig, die noch nicht fahrradfreundlich umgebaut sind. Dazu gehört unter anderem der Habsburgerring, den das Verkehrsdezernat erst angehen will, wenn der Bau von zwei neuen Büro- und Geschäftsgebäuden am Rudolfplatz abgeschlossen ist. Eine Lösung existiert außerdem nicht für den Abschnitt zwischen Ebertplatz und Am Kümpchenshof – dort hatte die Stadt eine alte Planung umgesetzt, die lediglich einen schmalen Radstreifen auf der Straße vorsah, der jedoch nicht dem Standard des Ring-frei-Projekts entspricht. Deshalb soll dort zu einem späteren Zeitpunkt nachgearbeitet werden. Ungeklärt ist auch die Situation am Salierring sowie am Barbarossaplatz.

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„Die Umgestaltung der Ringe ist ein Vorbild für die weitere Entwicklung Kölns hin zu einer attraktiven Stadt für den Fuß- und Radverkehr – wir gehen den hier eingeschlagen Weg auch an anderen Stellen in der Stadt weiter“, sagt Oberbürgermeisterin Henriette Reker. Das Radwegenetz in der Innenstadt hat sich in den vergangenen fünf Jahren zwar erheblich verbessert, der Ausbau geht dennoch nur schleppend voran. Das zeigt sich etwa auch an den parallel zu den Ringen verlaufenden Wällen, die zur Fahrradstraße umgewidmet werden sollen. Geschehen ist das bislang ebenfalls nur auf einigen wenigen Abschnitten.

Die Grünen, die als stärkste Fraktion im Stadtrat das Thema Radverkehr vorantreiben wollen, sehen positiv auf die derzeitigen Entwicklungen. „Wir machen einen großen Schritt zur vollständigen Umsetzung der von uns Grünen unterstützten Initiative Ring frei und für die Kölner Verkehrswende“, sagt der verkehrspolitische Sprecher Lars Wahlen. Die Ringe seien damit „ein gutes Beispiel für die neue Radinfrastruktur in Köln“.

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